Erster Teil - Kapitel 1

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Langsam rutschte ich ein paar Zentimeter nach vorne. Ich stellte mein Objektiv neu ein und bewegte das Fadenkreuz wieder auf den Kopf des unbekannten Mannes. Dann betrachtete ich das Ergebnis der Distanzlasermessung. »Habe alles im Blick, 800 Meter«, gab ich leise weiter.

Thomas nickte konzentriert und blickte sich nach allen Seiten um. Unsere Zielperson schlich zu einem großen Sicherungskasten, welcher, genau wie auch der Rest des Ölgeländes, schon seit Jahren vor sich hin rostete.

»Er ist an seinem Zielpunkt, zehn Meter östlich von dir«, flüsterte ich leise in das Mikrofon an meiner Ausrüstung.

»Lenk ihn ab, bevor er was anfasst!«, bat er mich hastig.

Noch bevor der Unbekannte die Tür des Kastens öffnen konnte, zog ich mein Fadenkreuz nach links und machte mich für den Rückstoß meiner Waffe bereit. Ich atmete langsam aus, löste einen Schuss und spürte dann wie gewohnt die Waffe, die sich gegen meine Schulter drückte. Mein Projektil hat die Tür des Sicherungskastens genau getroffen und diese glatt durchschlagen.

Das richtete zwar keinen nennenswerten Schaden an, verfehlte aber nicht die Absicht des Manövers.

Im Gegenteil. Denn der schlaksige Typ sprang vor Schreck zur Seite und sah sich panisch nach allen Seiten um. Bevor er hätte reagieren können, gab ihm Thomas, der in der Zwischenzeit um ihn herumgeschlichen war, von hinten einen Hieb in den Nacken. Geräuschlos sank er zu Boden und blieb im heißen Sand liegen.

»Halt lieber Abstand von denen, die werden gern in die Luft gesprengt, wenn sie ausgeschaltet wurden!«

Thomas nickte zustimmend, hatte aber nicht mehr groß Zeit zu reagieren.

Einer der anderen drei Spanier rannte von links auf ihn zu und gab zwei Schüsse in seine Richtung ab. Thomas versuchte auszuweichen, wurde aber von einer der Kugeln am Oberschenkel getroffen.

Noch bevor ich es überhaupt realisiert hatte, richtete ich die Mitte meines Fadenkreuzes auf den Kopf des Angreifers und zog wieder am Abzug. Auch dieser Schuss verfehlte sein Ziel nicht, und der Pistolenschütze wurde von der Wucht des Treffers ein paar Meter weggeschleudert.

Thomas war zwar noch bei Bewusstsein und atmete, aber kampfbereit war er nicht mehr. Er hatte ziemliche Panik, und auch ich wusste in dem Moment nicht, wie ich richtig zu handeln hatte. Jetzt wurde auch mein Atem schwer. Ich suchte hektisch nach dem letzten Spanier, der auch nicht lange auf sich warten ließ und genau wie der andere, direkt in mein Sichtfeld rannte. Er hatte ebenfalls eine Waffe in den Händen und rannte auf Thomas zu, der immer noch am Boden lag.

Ich richtete mein Fadenkreuz auf die Brust des zweiten Angreifers und feuerte ein drittes Mal. Auch er ging zu Boden und blieb leblos liegen.

»Ich habe die anderen ausgeschaltet! Beweg dich nicht, ich komme zu dir!«, rief ich aufgeregt und packte hastig meine Ausrüstung zusammen.

»Sehr lustig, wie soll ich mich denn bewegen?«, fragte er sarkastisch, während er versuchte sich aufzurappeln und sich gegen eins der Rohre zu lehnen.

Ich klappte die Stativbeine meiner Waffe zusammen und verstaute alles in einer länglichen schwarzen Tasche. Als ich alles beisammen hatte sprang ich auf die Füße und rannte so schnell ich konnte auf den schwarzen Range Rover zu, den ich hinter der Düne abgestellt hatte. Während ich lief, durchsuchte ich alle Taschen nach dem Autoschlüssel und fand ihm dann schließlich in meiner rechten Hosentasche. Als ich ankam riss ich die hintere Tür auf und schmiss meine Ausrüstung unsanft auf die Rückbank. Ungewollt kräftig zog ich die Fahrertür zu und startete den Motor. Mit allem was das Auto hergab beschleunigte ich den steinigen Sandhügel runter und zielte mit der Motorhaube direkt auf das Zufahrtstor des alten Ölgeländes. Die Holzschranke des Tors war zwar heruntergelassen, aber das hielt den schweren Geländewagen auch nicht wirklich auf. Die gelben und schwarzen Holzsplitter flogen in alle Richtungen davon und ich versuchte mir einen Überblick über das Gelände zu verschaffen.

Desertfire - Wenn die Realität als Fake verkauft wirdWhere stories live. Discover now