Kapitel 1 - Olivia

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*Everything is about to change*

Das Taxi hielt vor einem großen schlossähnlichen Haus an. Lichter im Inneren des Hauses und klein Weglichter erhellten es, trotz der Schatten welche die Nacht mit sich gebracht hatte. Eine hölzerne Fußgängerbrücke führte über einen kleinen Graben zu dem Anwesen. Die zweiteilige hölzerne Tür wurde von Steinen umrahmt und hier und da ragte ein rundes Türmchen auf. Insgesamt hätte das Haus, wenn man es als eines bezeichnen konnte, besser in eine Winterlandschaft in den Bergen gepasst.

Olivia schmunzelte im Anbetracht dessen, dass es Anfang September war und somit immer noch angenehm warm. Der Taxifahrer stieg aus dem Waagen aus und öffnete den Kofferraum um Olivias Koffer auszuladen. Sie schnallte sich ab um ihm dabei behilflich zu sein. Ihre zwei großen roséfarbenen Koffer sollten bis zu den Herbstferien reichen, denn dann würde sie wieder nach Deutschland zu ihren Eltern fliegen und hoffentlich auch dableiben. Sie bezahlte den Taxifahrer und drehte sich, mit ihren Koffern im Schlepptau zu dem Anwesen um. Hinter ihr hörte sie wie das Auto wegfuhr und sie alleine in der Dunkelheit zurückließ.

Sie seufzte. Dann fasste sie sich und ließ auf die Tür zu. Über dem Klingelschild stand in schwarzer geschwungener Schrift: "Willkommen in der Denox-Pension". Warme Erinnerungen stiegen in ihr auf und umschwebten ihr Herz. Olivia drückte die Klingel und musste keine drei Sekunden warten bis die Tür von einer strahlenden alten Dame aufgerissen wurde. "Olivia meine Liebste, wie geht es dir?", frage sie während sie Olivia herzlich in ihre Arme nahm. Diese erwiderte ihre Umarmung genauso stürmisch: "Oma! prima, mir geht es prima und dir?".

Freude erfüllt sie und vertrieb die anfängliche Angst. Sie war seit dem Weihnachten vor guten fünf Jahren nicht mehr hier gewesen, doch es schien sich kaum etwas verändert zu haben. Ihre Großmutter löste die Umarmung auf und nahm Olivia einen Koffer ab. "Mir geht es ebenfalls gut, jetzt wo du wieder einmal da bist. Es ist eine Schande das du so selten in Callborn bist. Aber komm doch erstmal rein. Ich habe dir heute Mittag deinen Lieblingskuchen gebacken, falls du einen Mitternachtssnack brauchst. Ich meine es ist zwar schon etwas nach zwölf Uhr, aber Essen geht doch immer oder?"

Olivia grinste, während sie die Doppeltür hinter sich schloss und ins Wohnzimmer trat. Ihre Oma kümmerte sich immer rührend um die Menschen in ihrer Umgebung und schien immer genau zu wissen was diese wann genau benötigten. "Ja gerne, schlaffen die andern schon?", fragte Olivia und folgte ihrer Großmutter in die anliegende Küche. Diese holte einen Zitronenkuchen mit passender Glasur aus dem Backoffen und schnitt ein Stück auf einem bereitstehenden Teller ab.

Olivia setzte sich an die Theke und begann den Kuch zu essen, ihre Großmutter setzte sich ihr gegenüber und sagte: "Größenteils, Raven wollte auf dich warten, doch ich habe gesagt, dass ihr morgen noch genug Zeit zum Plaudern habt, wenn ihr zur Schule lauft." Ihre gleichaltrige Cousine Raven lebte mit ihren Eltern, ihren älteren Bruder und Großeltern hier in der Denox-Pension. Etwas sehr Typisches für Callborn, dass mehrere Generationen in einem Haus lebten.

Olivia fand diese Idee vom Zusammenleben einer Familie wunderbar und hatte sich schon des Öfteren gefragt wie es wohl gewesen wäre, wenn sie hier mit ihrer gesamten Familie aufgewachsen wäre. Platz wäre hier schließlich genug gewesen. Trotz der sechs Bewohner des Hauses stand es zur Hälfte leer. Was auch ein Grund dafür gewesen war, dass Olivias Großmutter Isabell sich dazu entschlossen hatte aus dem Anwesen ein "B&B" zu machen.

"Ich freue mich schon sie wieder zu sehen", sagte Olivia schon fast melancholisch. Raven und ihre Familie hatte sie das letzte Mal mit zwölf Jahren gesehen. Denn anders als ihre Großeltern, kamen der Bruder ihres Vaters und dessen Familie, nicht jedes Weihnachten zu Besuch oder zu den Geburtstagen von Olivia. Sie wusste das dies keines Falls an mangelndem Interesse lag, sondern vielmehr an den Meinungsverschiedenheiten ihres Vaters und Onkels. Sie hatte sich wegen irgendeinem Streit auseinandergelebt und hielten sich nun auf Abstand. 

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