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Heute leider nur ein kurzes Kapitel, bitte kommentiert und votet, das motiviert einfach mehr zum Schreiben🌟

Attends un peu que je t'attrape...
~le passé
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Nachdem ich den Kleinen und Raswan die Geschichte erzählt hatte, spielten sie nicht mehr Prinzessin und Krieger, sondern die Geschichte der beiden Liebenden.
Es passte sogar sehr gut mit Hels schwarzen Haaren und Tyr hatte verkündet mit seiner Hand sei er genauso ein schreckliches Monster, aber im Inneren sehr schön.
Ich wusste er verstand seine Worte anders und nicht böswillig, doch mir versetzte es einen Schlag, als ich ihn das sagen hörte. Er sollte niemals denken er sei ein Monster oder schrecklich oder sonstiges.
„Hast du mich jemals manipuliert?"
Diese Frage von Raswan schwebte mir ständig im Kopf.
Hatte ich? Ich wusste es nicht, vermutlich als ich meine Kräfte nicht kontrollieren konnte, oder damals als ich ihn noch nicht so liebte wie jetzt.
Ich hatte Angst vor ihm früher. Vor ihm und vor seinem Rudel, denn alles war mir fremd.
Er hatte beruhigt gewirkt, als ich ihm geantwortet hatte, weshalb ich sofort versprach es auch niemals zu tun.
Das unterband er jedoch sofort.
Er hatte gemeint, man wüsste nie was die Zukunft für uns bringe, die Götter hatten ihren eigenen Plan und vielleicht würde das Schicksal der Götter uns verschlingen, doch vielleicht müsste ich ihn irgendwann manipulieren.
Seufzend sah ich zu, wie er mit ein paar Männern auf die Jagd ging.
Als Wölfe waren sie beinahe so riesig wie als Menschen und genauso breit.
Neben den Männern in meiner Heimat hatten sie wie Bären gewirkt. Lediglich Raswans Vater und Anführer unseres Dorfes, Warkan, hatte es mit ihnen aufnehmen können.
„Was hält Tyr davon, dass er mitgehen soll?", fragte Sulay und sah ebenfalls kurz zu den Wölfen, die im Wald verschwanden.
„Er ist sehr aufgeregt und freut sich mit zu dürfen. Ich mache mir Sorgen, doch ich denke es ist die beste Entscheidung." Gemeinsam gingen wir ins Rudelhaus und halfen den Frauen das Essen und Trinken für die Schifffahrt bereit zu stellen und mit Hilfe einiger Männer die Dinge aufs Schiff zu tragen.
Einen kurzen Moment lang sah ich mir nur den schweren, hölzernen Wolfskopf am Schiff an und dachte an Raswan.
Ich liebte ihn inzwischen in seiner Wolfsform genauso sehr, besonders wenn es draußen kalt war, da ich mich in sein Fell kuschelte.
Kopfschüttelnd über meine abstrusen Gedanken betrat ich das Schiff und verstaute alles.
Lächelnd bemerkte ich die Vorfreude, die sich unter den Männern breit machte und lauschte ihrem Lied ähnlichen Gesang.

Kämpfe, mit einem Herz aus Stahl
Kalt, ist der Wind der Meere
Und der Tod ist auf dem Weg.
Jungfrauen hast du erobert
Und ein jeder ist bereit zu sterben!

Ich beschloss die Männer allein zu lassen und begab mich zurück ins Rudelhaus.
Die Sonne neigte sich dem Land und das Wasser kam. Sie müssten bald auslaufen.
In diesem Moment kamen auch Raswan und die Wölfe von der Jagd zurück und alle sammelten sich an der Tafel.
Es wurde noch einmal getrunken und gemeinsam gelacht, bis der letzte blutrote Sonnenstrahl erschien und der Finsternis wich.
Mit Fackeln begleiteten wir den Trupp zum Schiff und schweren Herzens verabschiedete ich mich von Tyr.
„Sei vorsichtig mein Kleiner, ich liebe dich", flüsterte ich in sein schwarzes Haar und konnte ihn kaum los lassen.
Auch von Warlock und den anderen Männern verabschiedete ich mich, ehe ich neben Raswan trat und zusah, wie sie ablegten.
„Wo ist Hel?", fragte ich, als ich bemerkte, dass sie fehlte.
„Sie hat sich vorhin verabschiedet und ist schlafen gegangen", erwiderte Sulay und legte ihre Hand auf Soujims Brust. „Komm mein starker Mann", flüsterte sie neckisch und drückte ihn in Richtung des Rudelhauses.
Grinsend sahen wir von den beiden zu einander und küssten uns.
„Ich werde nie genug von dir bekommen", raunte Raswan und griff beherzt an meinen Hintern.
„Dann nimm dir was du brauchst", erwiderte ich und zwinkerte ihm zu.
„Chouchoute.. hm das gefällt mir, ich werde dich nun auch so nennen", meinte er nach kurzem Überlegen und strich eine Strähne aus meinem Gesicht.
Lange sahen wir uns nur an, ehe ich seufzte und meinen Blick senkte.
„Ich fürchte mich", sagte ich ehrlich und spürte wie er sich verkrampfte.
„Ich auch."
Seine Stimme war so leise, dass ich ihn kaum verstand und seine Worte ließen mein Herz noch schneller schlagen. „Welchen Alpha werden wir aufnehmen?"
Er seufzte selbst und fuhr sich durch seine Haare.
„Entweder Baskett oder Toran, zumindest nicht Eirik, das weiß Corwick."
Wir waren inzwischen zurück zur Tafel gegangen und Raswan saß auf seinem Thron und ich auf seinem Schoß.
„Hat er eigentlich eine Frau?", fragte ich und lehnte mich erschöpft an seinen warmen Oberkörper.
Er trug nichts als eine Hose und ein Schwert daran und es fiel mir sehr schwer nicht über ihn her zu fallen.
„Ich rieche deine Erregung Kätzchen", knurrte er tief und packte mit seiner starken Hand meinen rechten Oberschenkel.
Der überraschende Schmerz zuckte sofort zwischen meine Beine und ließ mich keuchen.
„Nein, Eirik hat noch keine Frau. Seine Wahl wird nicht aus Gefühlen hervorgehen, sondern aus Macht und davor sollten wir uns fürchten."
Ich nickte und sah ihm dann tief in die Augen. Es gab noch etwas, was ich ihn erzählen musste.
Ich hatte lange gewartete, weil ich Angst hatte es würde etwas passieren, doch nun musste ich es ihm erzählen.
„Raswan mein Liebster", begann ich und umfasste mit meinen Händen sein Gesicht. Genießend schmiegte er sich an meine Hände und schloss die Augen.
„Ich erwarte wieder ein Kind." Augenblicklich riss er sie wieder auf und sah mich ungläubig an.
„Oh bei allen Göttern lass es wahr sein", flüsterte er und ich nickte.
Daraufhin erhob er sich und nahm mich dabei auf die Arme.
„Oh mein Weib, mein Alpha!", rief er erfreut und küsste mich fordernd.
Danach ließ er mich sanft ab und kniete vor mir nieder um auf Höhe meines Bauches zu sein.
„Ich weiß, dass du ein Junge wirst", sagte er zu meinem noch flachen Bauch, wofür ich ihn leicht schlug und lachte.
Er lachte ebenfalls, sah mich dann jedoch ernst an.
Sein Blick flog kurz durch den Raum und er schien danach erleichtert.
„Du darfst es niemanden sagen!"
„Was?!"
Erschrocken wich ich einen Schritt zurück und sah ihn ungläubig an.
„Kätzchen versteh doch. Desto mehr es wissen, desto wahrscheinlicher, dass die anderen Alphas es erfahren. Ich bringe doch nicht unserer Sohn aus dem Angriffsfeld, um dich ihnen vor der Nase zu präsentieren. Nach dem Treffen werden wir feiern, versprochen mein Kätzchen!"
Ich sah seine Meinung ein, doch es war hart niemanden davon zu erzählen, nicht ein mal Sulay.
„Vanja!", unterbrach uns ein aufgeregter Schrei und kurz darauf kam eben sie die Treppe herunter.
Ihr Gesicht war Tränen überströmt und sie warf sich verzweifelt in meine Arme.
„Beruhige dich, was ist passiert?", fragte ich und hielt sie so fest ich konnte.
„Hella ist verschwunden, ich glaube sie ist auf das Schiff und hat sich dort versteckt", schluchzte sie, weshalb es mir schwerfiel alles zu verstehen.
„Wie kommst du denn darauf!", fragte ich verwirrt und hielt sie vor mich.
„Sie hatte das vorher schon erwähnt, doch ich dachte sie macht nur Spaß. Doch all ihre dicken und schönen Kleider sind fort, sowie die Felle von ihrem Bett. Sicherlich haben Tyr und sie das geplant."
Hella sollte auf dem Schiff sein?
Kaum vorstellbar, doch Sulay kannte sie am besten und wenn sie es glaubte, dann war es ziemlich sicher.
„Dann geht es ihr aber gut!", sagte ich mit fester Stimme, um sie zu überzeugen.
„Aber mein kleines Mädchen kann nicht so lange allein mit den Männern sein!"
„Sulay, sie sind alle anständig und vor allem Tyr und Warlock sind dabei. Hella wird es gut gehen und vielleicht ist sie dort sogar sicherer als hier."
Sulays Tränenströme verebbten und sie nickte leicht schluchzend.
„Du hast recht", flüsterte sie und wischte sich über die Wangen.

Leichtfüßig flog ich beinahe über den Waldboden und versteckte mich hinter einer breiten Eiche. Die Stimmen waren nun laut und deutlich und ich ordnete sie einer Frau und einem Mann zu. Die Nacht hielt mich zwar verborgen, doch ich wollte kein Risiko eingehen, weshalb ich hinter dem Baum blieb und sie beobachtete. Die Frau war noch jung, fast noch ein Mädchen und wunderschön. Blonde Haare umrahmten ihr rundliches Gesicht und waren kunstvoll geflochten. Ein enges Korsett Kleid schmiegte sich an ihren Körper und endete  unter ihren Knien. Warum auch immer fiel mir auf, dass es dreckig und etwas zerrissen war, als würde sie darin arbeiten. Der Mann, der ihr linkes Handgelenk festhielt, war älter als sie und strotzte nur so vor Muskeln und Kraft. Sein Gesicht war mir zugewendet und trotz der Dunkelheit konnte ich die Schadenfreude in seinen Augen sehen. Jetzt erst fielen mir die Steine hinter den beiden auf. Sie bildeten eine gerade und verliefen nach links und rechts weiter. Vereinzelt reichten sie Hüfthoch, da sie gestapelt wurden doch an anderen Stellen waren es nur noch ein oder zwei Steine. Es war die Mauer, die die Hütten und das Rudelhaus umgeben hatte. Angst kroch durch meine Venen. Was hatte sich noch alles verändert? Natürlich waren viele Jahrhunderte vergangen, doch ich hatte gedacht der Fortschritt der Welt wäre hier nicht sehr stark angekommen. Soweit ich wusste war das Gebiet nämlich nicht von Menschen besiedelt. Es schien als würde eine unsichtbare Macht die Rudel vor ihnen verstecken, doch etwas hatte sich verändert und damit meinte ich nicht die Häuser, die ich, dank meiner guten Nachtsicht, erkennen konnte. Sie waren hoch modern und verschmolzen mit ihren hölzernen Säulen und vielen Fenstern als eine Art optische Täuschung mit dem Wald. Meine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf die beiden Personen, die sich nicht viel bewegt haben. „Du solltest nicht in diesem Ton mit mir sprechen Feylin!", zischte das junge Mädchen und versuchte ihr Handgelenk zu befreien. Der Mann, der scheinbar Feylin hieß, lachte und kam ihrem Gesicht etwas näher. Seine Zähne waren spitz und seine Nase kräuselte sich leicht, als er ihren Duft einsog. Er war der Inbegriff eines Raubtiers und unweigerlich musste ich an Eirik denken. Von allen Wölfen, die ich in meinem langen Leben kennengelernt hatte, war Eirik bisher der grausamste und tierischste Mann den ich kannte. Genau wie Faylin hatte er immer lange Reißzähne und dieses diabolische Lächeln auf den Lippen, mit dem er Tod und Elend versprach. „Du wirst mein Weib sein, glaub mir und dann werde ich dir dein vorlautes Mundwerk austreiben!" Seine Worte rissen meinen Blick von seinen Zähnen zu seinen Augen, die nun gelb-braunen schimmerten. Ich bemitleidete das Mädchen, doch ich konnte nicht eingreifen. Ich durfte mir nicht erlauben jetzt schon gesehen zu werden. Natürlich hatte ich die Reise hier her aufgenommen, um mit den Nachfahren des Rudels Kontakt herzustellen, doch ich bräuchte Zeit um ihr Verhalten besser zu verstehen. Die Welt hatte sich geändert und ich musste wissen wie das Rudel regiert wurde, bevor ich hinein stürzte. Wer weiß was sie von damals noch wissen, was alles übermittelt wurde. Seit diesem einen Tag war ich nicht mehr dort gewesen, nicht mal als mein Sohn Alpha wurde und vor allem war ich kein Mensch und somit eine Bedrohung für sie.

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