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Weil ich dank der Zeitumstellung ne Stunde länger schlafen konnte, gibt es heute schon ein Kapitel, was etwas länger ist :D (ja ich bin gut drauf😋)

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Le soleil voit ton corps. La lune voit votre âme.
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(Die Sonne sieht deinen Körper. Der Mond sieht deine Seele.)
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Raswans Arme trugen mich federleicht über den Sand, hin zu den Fellen, auf die er mich sanft bettete.
„Am liebsten würde ich dir die Kleider vom Leib reißen und sofort über dich herfallen."
Ich lächelte und genoß still seine Liebkosung.
Gerade als ich die Augen schloss und mich in seine Arme werfen wollte, erklang ein kreischendes Geräusch und ich wusste sofort wer es war.
„Vanja."
Bei den Göttern, das hatte er nicht wirklich gemacht.
Langsam lösten Raswan und ich uns und blickten zur Quelle der Worte.
Mit geradem Rücken und abgezogener Kapuze stand Lucius hinter einem der Feuer.
Es warf gruselige Schatten in sein scharf gestochenes Gesicht.
„Wer seid ihr!", knurrte Raswan und verwandelte sich ohne weiter zu zögern.
Ich sah leicht zu ihm hinauf und dann sofort wieder zu Lucius, der von Raswans Show nicht beeindruckt schien.
„Ich bringe dir nur Neuigkeiten", erklärte er und sah mir dabei tief in die Augen, was Raswan zu missfallen schien.
Sein Wolf zwang mich zum Weggucken.
„Zwischen Eirik und Toran droht ein Krieg zu entfachen, ihr solltet schleunigst ein Treffen einberufen."
Bevor Raswan nach ihm schnappen konnte löste er sich in Dampfschwaden auf und verschwand mit einem gellenden Schrei.
Völlig außer Atem vor lauter Wut verwandelte sich Raswan zurück und packte sofort meine Kehle.
Er drückte zwar stark zu, doch ich würde es verkraften.
„Wer war das?!", fragte er knurrend und verstärkte den Druck kurz.
„Lu-Lucius", krächzte ich.
„Und was ist er, dass er sich das Recht heraus nimmt einen Alpha zu stören auf so Dreiste Art? Ist dieses Bleichgesicht etwa dein Geliebter?!"
Seine Worte trieften vor Hohn, doch ich hörte den Schmerz und die Angst heraus.
„Ich werde sofort mit Warlock reden und die Wache verschärfen, auf meine Frage erwarte ich noch eine Antwort!"
Mit diesen Worten drehte er sich von mir weg und löschte die Feuer, ehe er zurück zur Mauer lief.
Völlig fassungslos sah ich ihm hinter her und versuchte irgendwie zu reagieren. Doch der Schock saß zu tief.
Raswan war wütend, zu recht, doch wie sollte ich ihn erklären woher ich Lucius kannte.
Wenn ich ihm sagen würde, dass er seit meiner Ankunft hier vor vielen Monden mich begleitete, ja sogar schon auf Najam zu mir stand, dann wäre er noch wütender.
Und vor allem wäre er enttäuscht von mir.
„Raswan warte!", rief ich und versuchte zu ihm aufzuholen, doch er verwandelte sich und war verschwunden.
Tränen des Frusts stiegen mir auf und ich raufte verzweifelt meine Haare.
„Ma belle", erklang seine seichte Stimme und am liebsten hätte ich ihn an der Kehle gepackt, wie Raswan mich zu vor und ihn ins Meer geworfen.
Stattdessen ließ ich kraftlos die Arme sinken und schluchzte leise.
„Wie konntest du nur", flüsterte ich und wich zurück, als er einen Schritt auf mich zu tat.
„Er muss die Wahrheit erfahren und von allein hättest du es ihm niemals erzählt. Er kennt die Geschichten und er wird dir glauben. Ma belle sieh mich an. Ich wollte dir niemals weh tun mon Dieu! Ich will deine Sicherheit und die kann er dir nur bieten, wenn er eingeweiht ist. Alpha Eirik hat es damals von Dehon erfahren und es würde mich nicht wundern, wenn sein Bruder Tjavos auch davon wüsste."
„Und wenn Tjavos es weiß, dann Alpha Baskett bestimmt auch bald, wenn er es nicht eh schon wusste", schlussfolgerte ich und wischte mit stumm die Tränen weg.
„Du hast selbst gemerkt, dass Corwick und sein Beta Bescheid wissen, also wird es auch Alpha Toran erfahren, das ist nur eine Frage der Zeit. Ich habe sie beobachtet und sie alle wären zu solchen grausigen Taten wie Dehon im Stande. Wenn Raswan nichts weiß kann er dich und das Rudel nicht schützen. Stell dir nur vor Eirik würden deinen Sohn gefangen halten. Du würdest alles für ihn tun."
Ich nickte und sah Lucius Worte langsam ein.
„Du hast recht, ich muss mit Raswan reden."
„Vergiss nicht ma belle, wir haben immer einen Platz für dich, so würdest du sie alle Schützen."
Seine letzten Worte waren nur noch ein Flüstern, da er verschwunden war.
Eilig folgte ich Raswan ins Rudelhaus und hörte ihn schon von weitem Befehle erteilen.
„Bitte lass uns reden."
Ich stand direkt hinter ihm und wollte meine Hand auf seine Schulter legen, doch er wich zurück.
„Geh auf unser Zimmer!", knurrte er und sah mich aus tierischen Augen an.
„Wer greift uns an?", platzte Warlock dazwischen, der von Raswans Worten ziemlich verwirrt schien.
„Niemand!", erwiderte ich und sah zurück zu Raswan, der mit sich zu kämpfen schien.
Mit einem tiefen Knurren, packte er mich an der Hüfte, warf mich über seine Schulter und lief zu unserem Zimmer.
Zum Glück hatte ich mir noch den langen Mantel übergeworfene, sonst wäre ich den Blicken der Männer ausgeliefert.
Seine Hand ließ er unsanft auf meinen Arsch klatschen, was mich erschrocken quietschen ließ.
„Ich werde dir zeigen was ich mit dir mache wenn du unartig bist!"
Wieder klatschte seine Hand auf meinen Hintern und ich vernahm zischend den Schmerz.
„Wir müssen reden Raswan, bitte", hauchte ich leise, wusste jedoch, dass er mich mit den Wolfsohren verstand.
„Oh ja, reden!", spuckte er verächtlich aus und schwang die Tür mit so viel Wucht auf, dass sie gegen die Wand knallte.
Unsanft warf er mich auf unserem Bett ab und schloss die Tür genauso heftig, wie er sie geöffnet hatte.
„Was ist er?", war seine erste Frage, während er sich seiner Hose entledigte und sich wusch.
Vorsichtig stand ich auf und zog mir den Mantel aus.
„Ich weiß nicht genau, sie haben viele Namen. In Najam nannten wir sie Ungetüme der Nacht oder auch Dunkle Wesen. Vielleicht erinnerst du dich, als..", ich schluckte und sah zu Boden.
„Als du meinen Bruder hast auspeitschen lassen, da kamen sie um ihn und mich zu retten."
Ich hörte wie er den Lappen zurück in die Schale sinken ließ und Barfuß zu mir herüber kam.
Sanft packte er mein Kinn und hob meinen Kopf, bis ich ihm in die Augen sehen musste.
„Du glaubst gar nicht, wie sehr ich meine Gräueltaten bereue. Damals hatte ich einfach Angst er würde dich mir wegnehmen und ich hätte dich niemals wieder gehen lassen können. Schon bei unserer ersten Begegnung hat mein Wolf sich nach dir verzehrt und sein Verlangen ist meins, umgekehrt genauso. Was ich deinen Bruder antat war nicht richtig, verzeih mir."
Ich schloss beim Klang seiner Stimme die Augen und genoss einfach die Wärme, die er ausstrahlte.
„Und ja, ich erinnere mich, wobei ich diese Ungetüme nicht wirklich gesehen habe."
Ich seufzte und trat an das Fenster, aus dem kalten Luft herein strömte.
Für mich hatte Raswan extra eine Ecke geräumt und ein Feuer aufgestellt, er selbst fror nicht wirklich.
„Sie sind wunderschön, alle von ihnen und ihre Haut ist so weiß wie Schnee", flüsterte ich und sah in die Schatten der Hütten, wo mich ihre Augen anfunkelten und ihre wehenden Mäntel hervorlugten.
„Lucius ist so etwas wie ihr Alpha. Nayte, eine wunderschöne Frau die zu seinem Gefolge gehört, nannte ihn einmal den Meister der Nacht. Sie können andere mit ihrem Blick manipulieren, ihr Blut heilt in gewissen Maßen körperliche Wunden und wenn sie ihre Mäntel und Kapuzen tragen, dann verschwinden sie mit der Dunkelheit und sind für niemanden sichtbar."
Raswan war hinter mich getreten und streichelte die Seiten meines Körper hoch und runter.
Unter dem dünnen Kleid bekam ich eine Gänsehaut und lehnte mich gehen seine harte Brust.
„Lucius hat mich damals von Najam aus begleitet."
Bei meinen Worten verharrte Raswan plötzlich und umklammerte meine Taille.
„So lange schon kennst du ihn", flüsterte er und ich spürte die Furcht seines Wolfes.
Er fürchtete meine nächsten Worte.
„Nach der Sache mit Bash waren sie für mich da, haben mich durch die dunklen Nächte getragen und mir einen Mantel auferlegt, der mich die Nacht nicht mehr fürchten ließ. Ich war sicher."
Sein Griff verstärkte sich weiter und ich glaubte er spürte es nicht mal selbst.
„Doch niemals habe ich mit ihm das Bett geteilt, falls du das fürchtest."
Dass Lucius ein Mal beinahe die Kontrolle über Raswans Körper hatte, als wir das Bett teilten, würde ich ihm nicht sagen.
Den Göttern sei Dank lockerte sich sein Griff und ich hörte ihn ausatmen, als hätte er die ganze Zeit die Luft angehalten.
„Warum hast du mir nie von ihm erzählt?", fragte er und drehte mich um.
Seine Augen hatten ihre normale Form, doch ich wusste, dass sein Wolf unter der Oberfläche lauerte.
„Weil ich dir dann von mir hätte erzählen müssen und dazu war ich nicht bereit, nicht nach alldem was geschehen ist."
Seine rauen Finger strichen meine Oberschenkel empor, unter das Kleid und über die enge Korsage.
„Bist du jetzt dazu bereit, Kätzchen?"
Ich nickte und seufzte kurz.
„Kennst du die Geschichten über Besondere?"
Er schien kurz zu überlegen und nickte dann leicht.
„Die Alphas munkelten immer, dass Dehons erste Frau eine besondere war und er deshalb keine seiner Frauen mehr zum Alpha gemacht hat. Sie war die einzige für ihn."
Tatsächlich hatte ich auch schon davon gehört, nur wusste ich auch weshalb sie starb.
„Er hat sie mit Haut und Haar gefressen, um sich ihre Macht einzuverleiben", sagte ich also schlicht dazu und erkannte den Schock in seinen Augen.
Sein Wolf in mir bäumte sich auf und ich spürte plötzlich seinen Hass auf Dehon.
„Ein Alpha ist verpflichtet sein Rudel und vor allem seine Frau zu schützen und zu lieben. Er hat gegen alles verstoßen woran wir glauben", knurrte er.
Ehe er sich in seiner Wut verlieren konnte, legte ich eine Hand auf seine Wange und sah ihm tief in die Augen.
„Woher weißt du das", flüsterte er und die Wut wich Panik.
Die Erinnerungen brachen auf mich ein und nur mit Mühe unterdrückte ich ein Schluchzen.
„Kätzchen", flüsterte er und packte mit seinen Händen meine Schultern.
Ich atmete tief durch um mich zu sammeln und sah ihn dann geradeheraus an.
„Weil er es mir erzählt hat, bevor er mich vergewaltigte um einen Teil meiner Macht zu stehlen."
Für einen kurzen Moment war es still und nichts außer das Lied der Sterne und des Mondes füllte den Raum.
Doch plötzlich wand sich Raswan ab und schlug mit geballter Kraft seine Faust in die steinerne Wand.
Er zweifelte meine Worte nicht an, er spürte meinem Schmerz der Erinnerung in sich und das war Beweis genug.
Zudem kannte er Dehon und wusste wozu er im Stande war.
Noch mehrere Male rammte er seine Faust in die Wand, sodass ich glaubte, das Gebäude würde zittern.
„Wieso", flüsterte er und es steckten so viele Fragen dahinter.
Wieso hast du es mir nicht erzählt? Wieso hab ich es nicht gespürt? Wieso ist niemand dazwischen gegangen? Wieso war ich nicht bei dir?
„Danach war die Sache mit dem Hexenweib und dann kam auch schon Tyrak zur Welt. Ich konnte und wollte unser Leben nicht mit dieser einen grausigen Erinnerung zerstören", erklärte ich und sah wie eine verlorene Träne über seine Wange kletterte und sich in seinem leichten Bart verfing.
Ich sah Raswan so gut wie nie weinen, um so mehr versetzte es mich in Panik.
„Es ist meine Schuld", flüsterte er, doch ich schüttelte den Kopf.
„Dehon hat es getan und er hat bezahlt. Tyrak ist unsere Zukunft, unser Licht. Die Vergangenheit zählt nicht mehr."
Raswan schien mit sich selbst zu ringen, ehe er den Kopf hob und mich aus traurigen Augen ansah.
Abrupt zog er mich in seine Arme und brachte meine Dämme zum Einreißen.
Es bedurfte keiner Worte, seine Geste und sein Wolf waren Trost genug und auch, wenn es nichts ungeschehen machen würde brauchte ich diese Unterstützung von ihm.
„Also bist du eine Besondere?", fragte er nach einer Weile.
„Scheinbar schon", erwiderte ich.
„Erzähl mir morgen mehr, ich will dich jetzt nur noch halten", flüsterte er und nahm mich, nachdem ich genickt hatte, erneut sanft in die Arme.
Das war einer dieser Momente in denen ich unsere Verbindung bis in die Tiefe meiner Seele spürte.
Wir waren eins und ohne ihn würde ich nicht mehr leben können.
In dieser Nacht hatte Raswan mich so sanft geliebt, wie noch nie zu vor.
Und auch wenn ich seine raue und harte Seite liebte, genoss ich seine sanften Berührungen.
Sein Wolf verankerte sich noch tiefer in mir und ich glaubte wahrhaftig zu wissen, was Liebe bedeutete.

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