lost in past || tardy

🚪7

[🗓Freitag, 7. Dezember 2018; 🕓 11:18; 📍vor T's Wohnung]

Frisur richten, gerade stehen, lächeln... und bloß nichts anmerken lassen!

In dem Moment, in dem ich meine Hand zum Klingelknopf bewegte, wurde die Tür auch schon geöffnet und ein breit grinsender Taddl samt Koffer stand vor mir.

Ich musste kichern, weil ich es einfach nur niedlich fand, wie er die Überraschung kaum erwarten konnte.

„Und? Bist du bereit?" fragte ich, obwohl ich mir die Antwort schon denken konnte.

„Aber sowas von! Können wir dann endlich los?" quengelte der Blauhaarige fast schon.

„Natürlich, immer mit der Ruhe" erwiderte ich, schnappte meinen Koffer, der neben mir stand, und ging die Treppen nach unten.

Dort wartete ich auf meinen besten Freund, um ihm meinen Schlüssel zu geben.

„Geh schon mal ins Auto, ich muss noch was holen. Und nicht schauen, das gehört zur Überraschung!" sagte ich.

Taddl nickte und tat, was ich ihm gesagt hatte, während ich in den Keller ging, wo unsere Longboards standen. Wir hatten Sie schon eine ganze Weile nicht mehr benutzt, aber damit war ja jetzt Schluss. Ich nahm die beiden Boards in die eine, den Koffer in die andere Hand und suchte mir meinen Weg nach draußen, was wesentlich schwerer war als gedacht. Zu meinem Glück hatte T den Kofferraum offen gelassen, weshalb zumindest das Einladen ins Auto kein Problem darstellte. Als das schließlich getan war, stieg auch ich in das Fahrzeug und startete den Motor.

Während der Fahrt wurde Taddl neben mir immer hippeliger und auch ich konnte meine Aufregung kaum noch zurückhalten.

Als wir am Dom vorbeifuhren, hielt ich am Straßenrand an.

„Was ist los? Sind wir da?" fragte T mit vor Freude glänzenden Augen, in denen ich mich fast schon verloren hätte.

„Nein, aber wir wollen doch die Spannung aufrecht erhalten, oder?" antwortete ich und holte ein Tuch hervor.

„Du... du verbindest mir jetzt aber nicht die Augen..."

„Doch, genau das mach ich!"

Grinsend legte ich das Tuch um Taddl's Kopf und befestigte es mit einem Knoten. Anschließend fuhr ich weiter in Richtung YouTube-Haus. Dort angekommen, parkte ich den Wagen und gab den anderen kurz Bescheid.

„Wir sind da" informierte ich T dann und stieg aus dem Auto, bevor ich ihm half und seine Hand nahm, um ihn in das Mehrfamilienhaus zu führen.

Meine Hand kribbelte wie verrückt, als ich seine hielt, doch ich blendete das so gut es ging aus.

Gemeinsam gingen wir das Treppenhaus nach oben bis zu der Wohnung, in der wir beide einmal gelebt haben. Ich klingelte und keine fünf Sekunden später öffnete Rewi mir leise die Tür. In der Wohnung waren bereits alle versammelt - Unge, Dner, Palle, Rotpilz, Bergi und Rewi - und trotzdem war es mucksmäuschenstill. Erst, als ich Taddl die Augenbinde abnahm, begrüßten sie ihn mit einem lauten „Überraschung!"

Das Staunen in seinem Gesicht war unverkennbar - sein Grinsen wurde mit jeder Sekunde breiter und seine Augen glänzten immer mehr, bis ich sogar Tränen in ihnen erkennen konnte.

„Das... das habt ihr nur für mich gemacht?" fragte er ungläubig und sah einen nach dem anderen an.

„Die ganze Aktion hast du deinem Brudi zu verdanken" antwortete Simon und deutete dabei in meine Richtung.

Im nächsten Moment schloss mich Taddl auch schon in seine Arme. Ich spürte, wie mein Pullover an meiner Schulter nass wurde. Sanft strich ich mit meinen Händen über Taddl's Rücken, wobei ich den anderen deutete,sich der Umarmung anzuschließen. Wenige Sekunden später stand ein riesiges Knäuel aus YouTubern mitten in unserer ehemaligen Wohnung und freute sich, dass die Überraschung so gut - sogar überwältigend - angekommen ist.

Als wir uns nach und nach wieder voneinander lösten und T sich die Freudentränen weggewischt hat, war es Zeit für ein Mittagessen, denn Paluten und Herr Bergmann hatten extra gekocht. Selbstverständlich gab es Nudeln mit einer veganen Soße.

„Ich glaub das immer noch nicht" meinte Taddl, nachdem er aufgegessen hatte. „Ihr seit alle nur meinentwegen hierher gekommen, lasst vielleicht Videos ausfallen und-"

„Wer sagt denn, dass hier irgendwelche Videos ausfallen?" unterbrach ihn Felix.

„Genau, jetzt werden doch die alten Formate rausgekramt!" ergänzte Sebastian.

Und erneut stand Taddl die Ungläubigkeit ins Gesicht geschrieben.

„Aber warum macht ihr das alles?"

„Ganz einfach" antwortete ich. „Wir wollen den glücklichen Taddl aus der Vergangenheit rausholen!"

Lächelnd sah der Blauhaarige erst mich und dann alle anderen an.

„Ihr habt ihn gefunden!"