1/4_Die Wette

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Ungeduldig wartete Jonas auf seinen Freund Michael. Musste er sich denn immer verspäten?

Der Zwölfjährige war mit seinen Eltern nach Rumänien geflogen, wo sie die nächsten zwei Wochen verbringen würden. Sein Vater wollte schon immer einmal in dieses geheimnisvolle Land. Leider war das für Jugendliche nicht gerade der coolste Ort. Wenigstens war Jonas Freund Michael mit seinen Eltern ebenfalls hier auf Urlaub mit. Die beiden Familien hatten jeweils ein kleines Apartment in der Hotelanlage direkt neben dem berühmten Schloss Dracula gebucht. Viele schaurige Sagen und unglaublich gruselige Geschichten über Blut saugende Wesen gab es von diesem benachbarten Anwesen. Aber die zwei Jugendlichen glaubten ganz und gar nicht an so einen Vampirquatsch. Für sie war und blieb dieses Schloss nur eine alte Bruchbude.Endlich kam sein Freund Michael. Es war ihr erster Urlaubstag hier.

„Na endlich! Ich habe schon eine Ewigkeit auf dich gewartet", meinte Jonas genervt.

Voller Tatendrang gingen nun die beiden Freunde nach draußen. Der Hof des Hotels war von einer alten, schon recht brüchigen Steinmauer umgeben, und der etwas kleine, aber nette Garten sah eher aus wie ein bepflanzter Hügel. Es sah hier sehr gemütlich aus, bis auf die Tatsache, dass am Ende des hinteren Teils des Hofes das Schloss Dracula mächtig und Furcht einflößend in die Höhe ragte. In der Mitte des recht winzigen Hotelgartens befand sich ein großer Kreis aus Steinplatten mit etwa vier Meter Durchmesser. Dieser kleine Platz war bereits zur Hälfte mit Gras überwachsen.

„Himmel, der Urlaub wird hier sicher langweilig", meinte Jonas betrübt.

„Stimmt, alle Besucher wollen nur Schloss Dracula besuchen", antwortete Michael und setzte sich auf den Boden in das Gras. Der Junge blickte zu Schloss Dracula hinüber und meinte kichernd:

„Tja, verrückt sind schon jene, die glauben, es gäbe Vampire! Der Portier der Hotels hat mir vorhin fest versichert, dass es in jeder Vollmondnacht hier vor dem Schloss spukt! Der alte Herr hat doch nicht alle Tassen im Schrank!" Jonas Grinsen dazu schien seinem Freund Recht zu geben.

Plötzlich waren die zwei Jungen nicht mehr allein, denn ein etwa zehnjähriges Mädchen mit blonden langen Haaren betrat den Hof. Sie wirkte sehr nett.

„Hallo ihr zwei, wer seid denn ihr? Aus dem Hotel? Ich bin übrigens Fiona", kam es sofort von dem Mädchen.

„Wir wohnen für die Ferien hier. Ich bin Michael und das neben mir ist Jonas. Kommst du vom Dorf und glaubst du auch, wie alle anderen hier, an diese durchgeknallten Geschichten von Dracula und seinem Schloss?", wollte gleich Michael neugierig wissen und schaute Fiona hämisch an. Diese aber schnappte beleidigt nur kurz nach Luft und fing gleich an, sich zu verteidigen:

„Nennst du mich etwa durchgeknallt? Ihr habt doch keine Ahnung, ihr Ausländer! Wenn ihr zwei es unbedingt wissen wollt, dann wette ich mit euch um zehn Euro, dass es hier Vampire gibt! Kommt doch zu Mitternacht auf diesen Hof bei Vollmond heraus! Ja, ihr Schlaumeier, dann werdet ihr schon sehen!", meinte das Mädchen vollkommen von ihren Worten überzeugt. Bei diesem frechen Angriff von Fiona konnten die zwei Jungen es nicht einfach auf sich beruhen lassen.

„In Ordnung, kleiner Besserwisser, wenn du Recht hast, dann kriegst du die zehn Euro von uns!", meinte Jonas herausgefordert.

„Passt, die Wette gilt!", meinten die Freunde im Chor und verließen den Hof.

Die Anwesenheit dieses lästigen Mädchens wurde ihnen zu viel.

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