Die zwei Freunde verbrachten den restlichen Nachmittag im Dorf. Es war ein recht schöner Tag und Michael und Jonas vergaßen auch sehr schnell die Wette mit Fiona. Die Jungen fuhren mit ausgeborgten Rädern umher. Aber einen interessanten Platz fanden die Zwei nicht wirklich in der Umgebung. Selbst im Wald wirkte alles irgendwie trostlos und verlassen. Auch keine Tiere ließen sich blicken.
Auf einmal wurden sie von einem heftigen Regenguss überrascht und mussten fluchend zum Hotel zurückkehren. Als sie dort ankamen, waren sie pitschnass und etwas vom Schlamm des Weges angespritzt. Jonas und Michael trennten sich und verabredeten sich für den nächsten Tag im Hof. Dann gingen sie in ihre Apartments zu ihren Eltern, die schon mit dem Abendessen warteten.
Draußen wurde es bereits allmählich dunkel. Da erinnerte Jonas sich plötzlich an die Wette mit dem frechen Mädchen Fiona. Es war jetzt acht Uhr. Er ging in sein kleines Zimmer des Apartments und durchsuchte den Schrank, den er vor einigen Stunden mit seinen Sachen aus dem Koffer bepackt hatte. Jonas fand seine Taschenlampe, einen warmen Pullover und seine Gummistiefel, die er Gott sei Dank auf die Reise mitgenommen hatte. Perfekt! Die wasserdichten Stiefel waren jetzt sicher gerade richtig, denn im Hof war es nach dem starken Regen bestimmt sehr matschig.
Er holte rasch sein Handy heraus und gab Michael über eine Kurzmitteilung Bescheid. Nun wartete er gespannt, bis es in seinem Ferienapartment still wurde. Seine Eltern hatten bereits die Miniwohnküche verlassen und waren schon in ihrem Zimmer. Sie gingen sicherlich jeden Moment ins Bett.
Jonas schaute nach einer für ihn halben Ewigkeit auf seine Armbanduhr. Es war jetzt viertel nach elf. Er schaute aus dem Fenster seines Zimmers.
Heute war Vollmond.
Dieser erschien ihm heute besonders hell.
Jonas raffte sich auf und zog den warmen Pullover an. Dann steckte er die Taschenlampe an seinen Gürtel und schlüpfte in die Gummistiefel. Sein Herz pochte. Er sagte sich in Gedanken, dass es keine Vampire geben könnte, doch irgendwie wirkte dies weder überzeugend noch beruhigend auf ihn...
Geduckt schlich der Junge schließlich aus dem Apartment raus, die Hoteltreppe hinunter und in Richtung Hof. Gut, dass ihn niemand von dem Hotelpersonal herumschleichen sah! Michael wartete bereits am Eingang, bekleidet mit einer dicken warmen Weste und auch mit Gummistiefel. Es war bereits tiefe Nacht. In der Ferne heulte eine Eule.
„Es ist bereits halb zwölf. Wir sollten uns einen Platz zum Warten suchen!", meinte Michael im Flüsterton zu seinem Freund. Der Hof wirkte zu dieser Uhrzeit verlassen. Nur der schimmernde Vollmond bedeckte den Hof mit einem unheimlichen, aber wundervollen Schein. Geheimnisvoll wirkte bei diesem Licht die Umgebung auf die zwei Freunde, während sie beide geduckt über den Hof schlichen. Sie suchten ein geeignetes Versteck. Sicher würde Fiona sie hereinlegen wollen, daher wollten sie das Mädchen dabei aus einem guten Hinterhalt heraus überraschen.
Michael entdeckte schließlich einen guten Platz. Er zeigte zu einer kleinen Hecke aus relativ hohen Büschen. Sie befand sich direkt an der alten Hausmauer vom Hotel. Die beiden Jungen begaben sich eilig zu den Büschen. Jonas schlüpfte hindurch. Er staunte, denn es war wirklich ein fabelhafter Platz. Die Büsche bildeten eine Art Höhle. Sie war nicht sehr groß, aber ausreichend für Beobachtungen. Selbst die spitzen Äste störten nicht so sehr. Einfach perfekt! Die zwei Freunde legten sich zufrieden in diesem kleinen Versteck auf den Boden. So konnten sie gut den Hof des Hotels beobachten und sogar zum Schloss Dracula sehen. Das alte Gemäuer wirkte unheimlich, ja fast schon bedrohlich im Mondenschein. Jonas erwischte sich dabei, dass seine Zähne klapperten. Das war sicherlich nur aus Kälte!
Es gab doch keine Vampire, oder?
Die Zeit verging und Jonas schaute ungeduldig mit seiner Taschenlampe auf seine Uhr. Es war fünf Minuten vor zwölf. Gleich würde sich herausstellen, dass das dumme Mädchen Fiona gelogen hatte und ihnen einen Bären aufbinden wollte. Die kalte Wand hinter ihnen wurde scheinbar immer kälter. Auch der Boden unter ihnen war schon eisig kalt. Die Mitternachtsglocken begannen zu läuten.
Schlag für Schlag.
Das Läuten erlosch mit dem zwölften Schlag.
Aus.
Es herrschte große Stille, nur das Atmen der zwei Freunde im Versteck war zu vernehmen. Jonas starrte gebannt zu dem Schloss und auf den Hof. Es passierte nichts.
Natürlich!
Michael schaute Jonas grinsend an. Beide Jungen verstanden sofort. Fiona hatte gelogen! Das war doch klar, jetzt hatten sie es bewiesen!
Michael und Jonas wollten gerade aufstehen, da hörten sie auf einmal ein leises Zischen. Die Jungen duckten sich instinktiv.
Von dem Schloss Dracula kamen auf einmal merkwürdige Geräusche...
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ALLEIN UNTER VAMPIREN
Short StoryGibt es Vampire wirklich? Diese Frage stellen sich Michael und Jonas, welche zusammen mit ihren Eltern den Urlaub in Rumänien verbringen. Sie müssen zugeben, dass das alte Schloss Dracula und der verlassene Garten vor ihrem Hotel Recht unheimlich si...