Zweisamkeit

370 21 1
                                    

Leise betrat ich die Bibliothek. Alec stand mit gekreuzten Armen in einer Ecke des Raumes und sah mürrisch zu Clary und Jace, die sich beide über ein Fotoalbum beugten. "Wo ist der Kelch?", fragte ich während ich die Treppen hinab ging. Meine Frage war an die Rothaarige gerichtet, doch Jace antwortete für sie. "Clary hat eine Blockade, sie wusste nicht das ihre Mutter eine Schattenjägerin ist." Ich hörte ihm gar nicht wirklich zu, sondern ging auf sie zu "Wo ist der Kelch?" Aus dem Augenwinkel sah ich wie Alec seine Arme baumeln ließ und auf mich zugehen wollte. Ich hob ihm eine ausgestreckte Hand entgegen. "Bitte... ich musste zusehen wie meine Mutter ihr Leben wegen diesem Kelch verlor und wie mein Vater seines im Moment für ihn opfert, ich muss wissen wo dieser verdammte Kelch ist. Jeder weiß das Joceline den Kelch von Valentin gestohlen hatte." ich richtete mich wieder an Clary "Du musst ihn schon einmal gesehen haben!" Clary sah mich eingeschüchtert an. "Ich habe keine Ahnung von einem Kelch...ich kann dir nicht geben was du suchst! Valentin hat meine Mutter entführt!" Jace legte ihr eine Hand auf die Schulter um sie zu beruhigen und sah mich ein wenig vorwurfsvoll an. "Und nun?", fragte Alec. "Wir werden der Stadt der Gebeine einen Besuch abstatten, Jeremiah und seine Kollegen werden ihr sicherlich helfen können. "Du willst sie ernsthaft in die Stadt der Gebeine bringen?", fragte ich erstaunt. Clary wirkte nur noch ängstlicher. Jace nickte jedoch gelassen "So schlimm ist es dort unten auch nicht. Außerdem war es Hodges Idee." "Hodge?", hakte ich nach. Jace nickte und schien nicht zu verstehen das ich das ein wenig eigenartig fand.

Alec lächelte "Na dann viel Spaß mit dem stummen Bruder, ich gehen jetzt was essen. Kommst du mit Ava?" Nachdenklich sah ich zu Jace und Clary "Sollten wir euch nicht begleiten?", fragte ich. Jace schüttelte den Kopf "So wenig wie möglich, du weißt doch, die stillen Brüder mögen eigentlich keine Besucher." Alec blickte wieder mürrisch drein "Kommst du nun mit?" Besänftigend lächelnd ging ich auf ihn zu "Klar, worauf darf ich mich freuen?" Alec lächelte "Ganz was du willst, ich dachte wir toben uns ein wenig in der Küche aus." Jace brach in schallendes Gelächter aus "Du willst kochen? Arme Ava, koch dir lieber selbst was." Ich warf Jace einen bösen Blick zu und ging mit Alec zur Tür hinaus in Richtung Küche.

Im Flur sah mich Alec von der Seite an "Was ist?", fragte ich und sah ihn fragend an. "Was war das eben?" Stirnrunzelnd sah ich ihn an "Was meinst du?" Alec blieb stehen. Verwirrt tat ich ihm gleich und wandte mich zu ihm um. "Du hast der kleinen erst Angst eingejagt, hast sie wie einen Verbrecher verhören wollen und dann bietest du an mit in die Stadt der Gebeine zu gehen." Irgendwie hatte er ja recht, ich seufzte leicht "Ich weiß auch nicht...", gab ich zu. "Stehst du auf Jace?", fragte er ein wenig verkrampft. Überrascht sah ich in seine blauen Augen "Das glaubst du?", fragte ich. Alec setzte zur Antwort an als die Türe zur Küche auf ging "Süßer du hast ja gar keine Ahnung von unserer Welt!", säuselte Isabelle und tippte auf Simons Nase. Der lief knallrot Gesicht an. "Oh hey ihr beiden!", begrüßte sie uns. Peinliche Stille entstand und ich versuchte die Situation zu retten "Habt ihr schon gegessen?" Die Frage war eigentlich dumm, da die beiden schließlich gerade aus der Küche kamen. "Ja eine Kleinigkeit. Simon wollte nach der Kleinen sehen.", erzählte Izzy ein wenig gelangweilt. Alec nickte "Dann viel Spaß, die geht jetzt mit Jace die Stillen Brüder besuchen.", merkte er an und verschwand in der Küche. "Die gehen wohin?", fragte Simon besorgt. Izzy tätschelte ihm die Schulter "Alles halb so wild. Solange Jace bei ihr ist, kann ihr nichts passieren." Ich kicherte und Simon sah mich fragend an "Abgesehen davon das die Stillen Brüder uns niemals Schaden zufügen würden, könnten sie jeden einzelnen von uns allein mit ihrer Macht der Gedanken besiegen." Simon machte große Augen. Typisch Mundi dachte ich und verzog mich mit einem Wink in die Küche.

Alec stand bereits an der Theke und schnitt Tomaten. "Wie wäre es mit Pasta?" Wie ein kleines Mädchen klatschte ich freudig in die Hände und machte mich daran ihm zu helfen. Während der Zubereitung alberten wir herum und vergassen für eine Zeit lang die Welt um uns herum. Mit ein wenig Kreativität gestaltete ich den Esstisch und verteilte neben Tellern, Besteck und Servietten auch zwei Kerzen, die ich kurz vor dem essen anzündete. Jace hatte sich geirrt. Alec war ein begnadeter Koch "Ich glaube ich habe mich in deine Pasta verliebt!", seufzte ich genüsslich und sog eine Spaghetti ein, wobei sie meine Nasenspitze traf. Alec lachte leise und beugte sich über den Tisch zu mir herüber "Du hast Soße auf der Nase." Sanft strich er mit seinem Zeigefinger über meine Nasenspitze und steckte den Finger dann in den Mund. "Danke", hauchte ich zurück. In Idris hatte ich noch nie eine Beziehung gehabt und hatte mich immer gefragt wie es sich anfühlen würde eine zu haben. Es gab zwar Jungen die an mir interessiert waren, doch ich fand nie einen Draht zu ihnen. Mehr als Freundschaft konnte ich bisher niemandem bieten. Bei diesem Essen kam mir der Gedanke wie es sein könnte mit Alec zusammen zu sein. Wir kannten uns von früher und waren damals unzertrennlich. Gemeinsam mit Isabelle und Jace. Alec bemerkte meinen nachdenklich Blick "Worüber denkst du nach?" Sofort spürte ich die aufkommende Röte in meinem Gesicht. Mein Herz schlug schneller und ich sah zu meinem Teller hinab "Ach nichts..." dann sah ich wieder auf und Alec lächelte. Wir räumten gemeinsam ab und stellten das Geschirr in die Spülmaschine. Nach einer viertel Stunde war soweit alles wieder wie wir es vorgefunden hatten. Es war bereits spät geworden und ich merkte langsam wie müde ich war. Zur Bestätigung meiner Gedanken gähnte ich leise. Alec nickte "Es wird Zeit für dich ins Bett zu gehen." Lächelnd schaute ich ihn an "Was ist mit dir?" Alec zuckte mit der Schulter "Ich schlafe nicht sehr gut und das schon seit einiger Zeit. Deshalb bleibe ich lange wach um dann wenigstens ein paar Stunden tief schlafen zu können." Das hörte sich nicht gut an. "Dagegen kenne ich ein Mittel!" Alec lehnte dankend ab. "Ich habe schon einiges versucht. Hodge hat sogar Schlafmittel bei Hexenmeistern besorgt... es half alles nichts." Mit einem schmunzeln auf den Lippen antwortete ich "Lass es mich doch erst mal versuchen bevor du sagst das es nicht funktioniert!" Alec gab glücklicherweise nach "OK was muss ich tun." Grinsend sah ich ihn an "Mach dich einfach fertig fürs Bett, ich komme dann gleich.", versprach ich und hastete in mein Zimmer.

Dort zog ich meinen schwarzen Seidenpyjama an und machte mich dann auf den Weg zu Alecs Zimmer. Ruhig aber beherzt klopfte ich zwei Mal. Nach dem er mich hereinbat, öffnete ich die Tür um im nächsten Moment ihn wie erstarrt anzusehen. Alec schlief nur mit einer Boxershort und somit war für mich der Blick frei für seinen durchtrainierten Oberkörper. "Willst du nicht reinkommen?", fragte er wissentlich weshalb ich ihn anstarrte. "Äh ja natürlich...", stotterte ich und setzte mich an den Rand seines Bettes. "Also was hast du jetzt mit mir vor? Willst du mir etwa eine Gute-Nacht-Geschichte erzählen?", fragte er spöttisch. Zu seinem Erstaunen nickte ich "Genau das habe ich vor." Alec sah mich unbeeindruckt an "Das wird niemals funktionieren...", klagte er. "Leg dich hin und mach es dir gemütlich.", befahl ich mit einem zwinkern. Widerstrebend kuschelte er sich in die Kissen und klopfte neben sich. "Mach es dir ruhig auch bequem, schließlich will ich jetzt die Geschichte des Jahrhunderts hören!" Lächelnd legte ich mich neben ihn, aber mit einem Abstand zwischen uns. Dann begann ich zu erzählen.

"Man erzählt sich, das der erste Schattenjäger der auf dieser Welt wandelte, der stärkste aller Zeiten war..." Alec unterbrach mich "Willst du mich mit Historien langweilen bis ich einschlafe?" Etwas verärgert schaute ich ihn an "Jetzt warte erst mal ab! Also... Er war stark und intelligent. Die Engel waren zufrieden mit ihm, doch der Schattenjäger fühlte sich mit den Jahren einsam. Man hatte ihm verboten sich eine Partnerin unter den Mundis zu suchen, doch sein Herz entschied anders. Als er eines Tages eine junge Frau vor einem Dämon rettete verliebte er sich auf den ersten Blick in sie. Der jungen Frau ging es nicht anders, sie glaubte ihren Engel gefunden zu haben. Der Schattenjäger wusste, das seine Liebe nicht akzeptiert würde und er fürchtete sie in Gefahr zu bringen. So verließ er sie mit dem Gedanken sie zu schützen. Allerdings ließ er es sich nicht nehmen sich immer wieder nach ihr zu erkundigen. Jahre später entschieden die Engel das ein Schattenjäger nicht genug sei und baten so den Schattenjäger eine Menschenfrau zu wählen um sich fortzupflanzen. Sofort wählte er die Frau die er liebte. Sie lebten lange zusammen und vereinigten sich, aber sie brachte kein Kind zur Welt. Zur Strafe wurde der Schattenjäger wieder zu einem Mundi und die Engel schufen den Kelch, auf das immer neue Schattenjäger geschaffen werden konnten und sie sich untereinander vermehrten. Jedoch wurde keiner mehr so stark wie der erste von ihnen." Alec hatte meinen Worten gelauscht "Was wurde aus ihm und seiner Frau?", fragte er nach. "Beide starben sie früh durch Dämonen, die den Schattenjäger und seine Taten nicht vergessen hatten..." Alec seufzte "Fair war unsere Welt noch nie.", sagte er und gähnte herzhaft. Ich lächelte "Du bist müde?" Alec nickte "Aber noch schlafe ich nicht." Also erzählte ich noch eine Geschichte und ohne das ich es bemerkte schlief er neben mir ein. Erst als ich endete bemerkte ich seine tiefen und gleichmäßigen Atemzüge. Lächelnd betrachtete ich ihn schlafend und schlief unfreiwillig neben ihm ein.

Mitten in der Nacht erwachte ich in seinen Armen, sein Gesicht nahe meinem. Ich lächelte kurz, genoss seine Nähe und versuchte weiter zu schlafen solange er noch schlief.

City of Change (Chroniken der Unterwelt FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt