║ Fünfzig Tage danach║

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Als wir am nächsten Morgen beim gemütlichen Frühstück mit Baguette, Croissant und schwarzem Kaffee sitzen, überlegen wir, was wir mit unserem ersten französischen Tag Schönes anstellen wollen. Gemeinsam entscheiden wir uns gegen eine geführte Stadtführung und einigen uns darauf, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden.

Unser erstes Ziel ist der Louvre. Wenn man direkt vor der gläsernen Pyramide steht, kommt diese einem noch beeindruckender vor, als auf den zahllosen Aufnahmen, die man bei Google finden kann. Wir setzen uns auf den Rand eines der großen Wasserbecken, die die Pyramide umgeben, und machen ein paar Fotos für unsere Instagram-Accounts. Wenn man schon mal hier ist, sollte man die Gelegenheit dafür auch nutzen.

Es ist schönes Wetter. Die Sonne scheint und zu meinem Glück will Max den Louvre nicht von innen sehen. Wir haben diesen Urlaub schon genug alte Bilder gesehen. Mein Bedarf für Kunst ist damit bestimmt für die nächsten zwei Jahre gedeckt. Als wir den Platz wieder verlassen, wählen wir den Weg durch den Jardin des Tuileries. Ich bin mir nicht sicher, was das auf Deutsch übersetzt bedeutet. Ich weiß nur, dass „Jardin" Garten meint, und was „Tuileries" anbelangt, klingt das für mich wie die lateinische Fachbezeichnung für eine Krankheit. Eine Art Magen-Darm oder so. Vielleicht habe ich es aber auch einfach nicht drauf mit der richtigen Aussprache.

Von dem Garten, der wesentlich schöner ist, als ich es meinen spärlichen Französischkenntnissen zugetraut hätte, kommen wir auf den Place de la Concorde. Das wohl Auffälligste ist das Riesenrad, mitten auf dem Platz. Aber auch nur bis mir unsere Fahrt mit dem London Eye wieder einfällt. Dagegen sind alle anderen Riesenräder unspektakulär.

Von dem Place de la Concorde führt uns die berühmte Champs-Élysées zum Triumphbogen. Die Strecke sieht, wenn man geradeaus blickt, kürzer aus, als sie in Wirklichkeit ist, was daran liegt, dass man so erstaunlich weit sehen kann. Ungewöhnlich für eine Großstadt, solch lange Sichtachsen. Im ersten Abschnitt wird die Straße auf beiden Seiten von Grünanlagen gesäumt. Nach einer knappen viertel Stunde kommen wir zu einem Kreisel. Vorbei ist es mit den Parkanlagen, los geht es mit den teuren Geschäften und Luxusläden. Auf beiden Straßenseiten reihen sich dicht an dicht Cafés, kleine Boutiquen, und Läden französischer aber auch internationaler Modelabel. Je näher wir dem am Ende der Straße aufragenden Triumphbogen kommen, desto exquisiter und teurer werden die Geschäfte. Max und ich sind mit unserem geringen Studentenbudget Lichtjahre von dieser Klasse entfernt. Niemand aus meinem Bekanntenkreis spielt auch nur ansatzweise in dieser Liga. Trotzdem betreten wir einige der Läden und so zu tun, als hätten wir das Geld dafür. Einfach, weil es Spaß macht.

Irgendwann haben wir genug davon, nicht zuletzt wegen der geradezu utopischen Preise, die hier alleine schon für einen Coffee-to-go verlangt werden, und überqueren beziehungsweise unterqueren den überfüllten Kreisverkehr und gelangen so sicher zum Triumphbogen, der Mitten im Kreisverkehr steht. Nur ein Wahnsinniger würde hier versuchen, zu Fuß über die Straße zu gelangen.

Hupende Autos und sich zwischen den Fahrzeugen hindurchschlängelnde Motorradfahrer umrunden das Wahrzeichen auf dem mehrspurigen Kreisverkehr. Die Insel, die sie auf ihrem Weg umkreisen ist groß genug für die ganzen Touristenscharen, die kommen, um Fotos zu machen. Durch die Unterführung kommen wir in ein Museum, das sich mit der Geschichte des Triumphbogens befasst. Max und ich überspringen den langweiligen Teil und gehen gleich weiter durch zu der Treppe, die uns auf die Dachterrasse bringt.

Hier oben ist es ziemlich windig, doch der atemberaubende Blick über Paris macht das locker wieder wett. Es ist nicht ganz so hoch wie der Tour Montparnasse, dafür kann man von hier die Achsen sehen, die Paris teilt. Dieser Platz ist wirklich ein Knotenpunkt der Stadt. Wir genießen die Aussicht und machen ein paar Erinnerungsfotos, bis wir beschließen, dass es Zeit ist, weiterzugehen. Schließlich haben wir noch einen halben Tag Erkundungstour vor uns.

Die Sekunde, in der die Welt stillstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt