Prolog: Willkommen in der Hölle

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„Öffnet Zelle 58!" Mein Herzschlag beschleunigte sich, als ich vor mir sah, wie die Zellentür sich langsam aber sicher öffnete und der Wärter mich von seinem harten Griff erlöste. „Das ist jetzt dein neues Zuhause, gewöhnt dich daran", sagte er mit einem eiskalten Ton zu mir und schubste mich brutal, wie als wäre ich ein Haufen elend, in die Zelle hinein. Grade noch konnte ich erkennen, wie ein Lächeln über die Lippen des Wärters huschte, bevor er sich von mir abwandte. Das laute Signalzeichen, das darauf hinwies, dass die Tür sich schloss, hinderte mich nicht daran, das knarzte Geräusch hinter mir wahrzunehmen, so als würde jemand vom Bett aufstehen. Meine Vermutung bestätigte sich, als ich eine Stimme hörte. Sie sagte: „Wir kommen in der Hölle." Gleich danach drehte ich mich um und ich konnte sehen, wie meine Zellengenossin ein breites Grinsen aufsetzte. War das mein Ende gewesen?

Prison Break.

Aufgebracht bewegte ich mich unter meiner Bettdecke immer wieder hin und her. Es waren die Schreie, die Rufe, die von den Häftlingen kamen, die mich aus meinen Gedanken gerissen hatten. Immer wieder wiederholten sie, dass wenn sie mich kriegen, sie mit mir Sachen anstellten, die ich nicht so schnell vergessen würde. Morgen würde es soweit sein, morgen... Ich würde es nicht ertragen können, ich würde es einfach nicht ertragen können! Wieso musste das bloß passieren? Ich gehörte hier doch nicht her, ich war unschuldig gewesen. Die Polizisten hatten ein Fehler gemacht, sie hatten noch nicht einmal versucht mir zu glauben, nicht versucht, den wahren Täter zu finden.

Rauben, morden, misshandeln, ich gehörte nicht zu dieser abscheulichen Welt, war nicht so wie die gewesen. Doch jetzt, hatten sie mich mit hineingezogen, mich gezwungen, ein Teil von ihr zu werden. Ich war tatsächlich in der Hölle angekommen. Das Hochsicherheitsgefängnis in Fox River, hier waren die schlimmsten Schwerverbrecher gewesen. Als wäre das nicht genug, war dieses Gefängnis einer der wenigen Gefängnisse, die auf das neuste System eingingen. Das System, das es erlaubt, Frauen und Männer zusammen in einen Zellenblock unterzubringen. Die Zellen wurden zwar von demselben Geschlecht geteilt, aber sobald die Türen aufgingen...
„Haltet jetzt endlich die Klappen!", schrie ein Wärter mit lautem Tonfall. Wie auf Kommando wurde es plötzlich still. Auf einmal wagte sich niemand mehr etwas zu sagen, keine einzige dumme Bemerkung mehr zu machen.

„Na geht doch", hörte ich, es wirkte, als wäre er Stolz auf seine Berufung, stolz darauf Verbrecher die Leviten zu lesen, ihn sagen. Keine ganze Stunde war vergangen und ich sehnte mich nach meinem Zuhause, sehnte mich nach mein Bett, meinen Freunden, meiner Tante, nach meinem Job, meine Arbeitskollegen, nach der Freiheit, der Sicherheit. Sich vorstellen zu müssen, wie der Alltag hier drin aussah, zu wissen, dass ich hier schutzlos ausgeliefert war, versetzte mich in Panik. Wir Frauen waren doch keine Sklaven oder Objekte, wir waren doch auch nur Menschen. Wieso gaben sie uns dann das Gefühl, als wären wir ihr Spielzeug gewesen? Immer wieder. Immer wieder musste ich feststellen, wie grausam die Menschen waren. Diese Welt war voll von ihnen...

"Alles wird gut", hatte meine Mutter mir damals versprochen, doch, wenn ich das sah, dann fragte ich mich: Mom, gilt das Versprechen noch, kann trotzdem noch alles gut werden? Nur die Zukunft würde es mir zeigen können.
Die Lichter im Gebäude sprangen an und ich wusste, es war so weit. Der Morgen war angebrochen. Die ganze Nacht über hatte ich kein Auge zu gemacht. Ich musste immer wieder an diesen Moment denken, dieser Moment, wenn sich die Zellen öffneten und ich eine kleine unbedeutende Sachfigur dieses Feldes war. Irgendwann in der Nacht stand ich auf, setzte mich auf dem Boden und schaute durch die Gitterstäbe. In meinen Kopf hatten sich sichtliche Szenarien abgespielt, was da draußen mit mir alles passieren könnte, und diese Vorstellungen waren einfach so furchteinflößend gewesen. Ich hatte solche Angst gehabt, doch auch wenn die Angst mich aufaß, ich mir sogar kurz eingeredet hatte, dass es doch besser sei, zu sterben, wusste ich, dass es keine Option gewesen war, aufzugeben. Wie auch immer es ausging, ich musste kämpfen, bis zum bitteren Ende.

Prison Break (FF)-Der Hölle kann man nicht enkommenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt