Hinter der Tür lag, vom knisternden Feuer eines Kamins schwach erhellt, ein großer Raum mit kahlen Wänden, in dem ein einzelner Tisch stand. An dem Tisch saß, mit dem Rücken zum Kamin, die gebeugte Gestalt eines alten Mannes. Sein Gesicht konnte ich nicht erkennen, aber er hatte schütteres graues Haar, das unter einer schwarzen Kapuze hervorragte. Ich stand wie gelähmt im Türrahmen, mein Herz raste undjedes Haar an meinem Körper hatte sich aufgestellt. Eine Stimme wie zerreißendes Papier sagte: „Komm rein und setz dich zu mir." Zögerlich und ohne ein Wort zu sagen betrat ich den Raum. Die Wärme des Feuers brannte auf meinem Gesicht und sein Licht trieb mir Tränen in die Augen. Der Raum war erfüllt vom Geruch verbrannten Holzes. Ich wagte nicht, mich in dem Zimmer umzusehen und schritt unsicher auf den Tisch zu. Auf dem einzigen Stuhl saß bereits der alte Mann und beobachtete mich stumm aus der tief ins Gesicht gezogenen Kapuze heraus. Vor dem hölzernen Tisch, dessen zerfurchte und schmutzige Oberfläche durch keine Tischdecke verborgen war, blieb ich stehen. Darauf lag aufgeschlagen ein dickes, in Leder gebundenes Buch, ansonsten war der Tisch leer.
„Setz dich", sagte die Stimme erneut und wieder durchlief mich ein Schauer.
„Es...es gibt keinen Stuhl", sagte ich verwirrt und blickte mich um. Der Raum war völlig leer.
„Ich sagte nichts von einem Stuhl", sagte der Alte höhnisch und wies mit einer knöchrigen Hand auf den Fußboden. Ungläubig starrte ich in die Kapuze, dorthin wo ich seine Augen vermutete. Eine unheimliche Macht schien von ihm auszugehen und ich hatte nicht den Mut, zu widersprechen. Mühsam senkte ich meinen schmerzenssteifen Körper zu Boden und nahm ihm gegenüber Platz. Nie zuvor war ich derartig gedemütigt worden. Ich musste mich strecken, um über die Tischplatte sehen zu können, die harten Holzdielen, staubbedeckt und übersäht mit Essensresten, ekelten mich und die reine Präsenz der unbekannten Person rief eine Panik in mir hervor, wie sie mir bis dahin völlig unbekannt gewesen war.
„Gut", vernahm ich die Stimme von hinter dem Tisch, „du bist also in der Lage, Anweisungen zu folgen. Das wird sich für dich als günstig erweisen."
Ich schwieg.
„Du wirst feststellen, dass du nichts vor mir zu befürchten hast, solange du tust, was ich von dir verlange."
„Was meinen Sie damit?", wollte ich wissen, doch ich bereute es sofort.
„Schweig!", zischte er mich an, dass es kalt durch meine Adern lief.

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Das Haus
Horor[GERMAN | Roman |✒] Eine alte Villa am Rande der Stadt verbirgt ein düsteres Geheimnis.