Kapitel 1 - Eine Rose zum Empfang

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Die Vögel zwitscherten an einem sonnigen Samstagnachmittag. Fernab ertönten die freudigen Laute von einigen Kindern, die sich wohl auf dem Spielplatz am Ende der Straße zu einer Partie "Gobsteine" vergnügten. Sie ging den gepflasterten Gehweg entlang. Die Gegend war recht altertümlich, die Häuser waren umsäumt von Hecken oder halbhohen Mauern, die einst aus großen, ungleichen Steinen zusammengesetzt wurden. Die mit Schnörkeleien besetzten Straßenlaternen versprachen in der Nacht ein angenehm warmes, aber gedimmtes Licht zu spenden. Doch nun schien die Sonne herab und hinterließ die kleinstädtliche Gegend in angenehmem Tageslicht. Sie durchsuchte noch einmal ihre Tasche, kramte nervös Bilder und Dokumente hervor, nahm kleine Fläschchen hervor und prüfte sie auf Unversehrtheit und Vollständigkeit. Sie griff tief in die Tasche, die ganz offensichtlich mit einem Ausdehnungszauber belegt war, unmöglich hätte sie all diese Dinge sonst mitführen können, und fühlte einen steinernen Gegenstand. Zufrieden nickte und lächelte sie - ihre Nervosität verschwand zunächst. Selbstbewusst nahm sie an Geschwindigkeit zu. Im Augenwinkel bemerkte sie eine ältere Dame, die gerade dabei war im Vorgarten ihre Rosen zu düngen. Sie nickte ihr flüchtig zu. Doch irgendwo hier musste es doch sein... sie blickte sich um. "Nummer 4... Nummer 2... Nummer 5", murmelte sie in Gedanken vertieft. Verwirrt drehte sie sich einmal komplett um ihre eigene Achse. "Suchen Sie ein bestimmtes Haus?", krächzte eine zarte Stimme. Erschrocken drehte sie sich um, nur um zu erkennen, dass die alte Dame ihre Verwirrung bemerkte. Sie erwiderte: "Ja, gnädige Frau. Ich bin auf der Suche nach dem Haus Nummer 3... ähm... Potter, Har...". "Harry Potter, ja meine Liebe. Kommen Sie nur hierher. Der Eingang ist etwas schwer zu finden, aber die Potters wohnen gleich hinter mir". Zögerlich ging sie an der Rhododendronhecke entlang, stieg die 3 kleinen Steinstufen hinauf und betrat den Vorgarten der alten Frau. Ungläubig starrte sie nicht nur auf einen Haufen von den kitschigsten Gartenzwergen, die sie jeh gesehen hatte - die sich obendrein auch noch bewegten und entzückte Geräusche von sich gaben -, sondern auch auf ein Beet mit wunderschönen Rosen. In allen Farben sprossen sie aus den Boden: Blau, Rot, Pink, Orange, manche waren sogar gestreift. Die alte Frau bemerkte ihr Erstaunen und stellte sich stolz vor ihren Schatz. "Sind sie nicht wunderbar?", fragte die Fremde voller Begeisterung in ihrer Stimme, "ich hege und pflege sie so gut ich nur kann und sie danken es mir". Mit geöffneten Mund kam sie näher und betrachtete die Blumen in all ihrer Pracht. "Wirklich wunderbar", flüsterte sie leise. "Komm, nehmen sie doch eine mit. Mr. Potter liebt meine Rosen, aber bedienen darf er sich nur selten. Er wird sich freuen", die Dame pflückte eine der schönsten Rosen - ein gelbes Exemplar, handtellergroß, mit goldenen Spitzen. Sie reichte sie ihr und leitete sie mit einer kurzen Handbewegung an, ihr zu folgen. Dankbar lächelte sie der alten Dame zu und folgte ihr, die Blume fest in ihre Hand geschlossen. "Hier, es ist gleich um die Ecke, auf der Rückseite meines Hauses. Klingeln Sie ruhig, Mr. Potter ist daheim. Wenn Sie mich nun entschuldigen... die Rosen". "Aber natürlich, ich danke Ihnen vielmals, werte Frau".
Sie wartete, bis die Frau wieder hinter der Ecke ihres Hauses verschwand. Hier war es etwas dunkler als im Vorgarten. Der schmale Weg zum Hauseingang wurde von der dicken Rhododendronhecke, die das ganze Grundstück umsäumte, noch einmal verschmälert, das Nachbarshaus warf einen Schatten auf den Eingangsbereich. Vor ihr lag eine große, hölzerne Tür, die von einem himmelblauen Vordach geschützt wurde. Auf der kleinen Stufe vor der massiven Tür stand ein rustikaler Blumentopf mit einem kleinen Bäumchen und einer rankenden Pflanze. Ihr Blick glitt von der Dekoration weg, hinüber zur abgetretenen Fußmatte, hoch bis zu dem Metallschild neben der Klingel. In verschnörkelten Buchstaben war zu lesen: "Familie Potter. Dies diem docet." Zögerlich glitt ihre Hand in Richtung des kleinen Klingelknopfes. Ein dumpfes Schellen ertönte. Es kehrte Stille ein. Die Art an unangenehmer Stille, die kurz vor einem entscheidenden Gespräch auftaucht. Plötzlich und intensiv, aber nie von langer Dauer. Denn die Tür öffnete sich mit einem leisen Knarzen. Hervor trat ein junger Mann, wohl Anfang 20, aber doch schon gereift. Sein Kinn bedeckten Stoppeln, eine Haarsträhne seiner dunklen Frisur fiel in sein Gesicht, seine Augen von einer rundglasigen Brille mit silbernem Gestell bedeckt. "Äh hallo. Wie kann ich Ihnen helfen?" stotterte der Mann sichtlich verwirrt. "Evans. Catherine Evans.", stieß sie selbstbewusst hervor und reichte ihm die Hand, "Mr. Potter, wenn ich eintreten darf?". Er trat verblüfft zur Seite und ließ sie eintreten. "Bitte, nennen Sie mich doch Harry."

Die Reise der Catherine EvansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt