9 Vito-Lager

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Meine Tränen waren inzwischen getrocknet, aber mein Blick richtete sich immer noch niedergeschlagen, traurig und beschämt auf entweder den Boden oder meine Hände, die sich immer noch schlapp anfühlten.
Sonny hatte meine Schwestern vom Krankenhaus abgeholt und meine Mutter kontaktiert, die sich mindestens ebenso tränenreich von mir verabschiedet hatte, wie meine Schwestern. Ich hatte ihnen nicht erzählt was genau passiert war, ich war immer noch der Meinung ich war verrückt geworden.
Meine Schwestern hatten nach Sofia gefragt und auch meine Mutter hatte wissen wollen wo meine Freundin hingegangen war. Ich sagte ihnen nur, sie wäre nach Hause gegangen und ich müsste nochmal untersucht werden.

Es waren drei Roboter, die mich vom Krankenhaus mit dem Hubschrauber geradewegs zum Kapitol begleiteten und mich durch den Eingang des Kapitols und in eines der Zimmer brachten, wo sie dann den Raum verließen und mich mit meinen Sorgen alleine ließen.
Ich wagte es, den Blick von meinen Händen zu lösen und erblickte diverse technische Geräte, von denen ich schon einige im Krankenhaus meiner Mutter gesehen hatte. Ja, sie würden mir helfen! Sie würden mich heilen! Da war ich mir sicher!
Und diese Sicherheit ließ mich endlich ruhiger atmen und entspannte meine Muskeln.

Eine Frau in weißem Kittel kam in das Zimmer. Auf ihrer Brust das Wappen des Kapitols und auf ihrem Gesicht ein beruhigendes Lächeln.
Sie sah auf das Klemmbrett in ihrer Hand und kam auf mich zu.
„Also. Vito Prospero, richtig? Dann wollen wir doch mal sehen, was genau dir fehlt!", meinte sie. „Wenn du dich dann bitte auf die Liege legen würden..."
Wortlos tat ich, was sie gesagt hatte und sah sie gespannt an, in Erwartung was sie tun sollte.
„Ich werde nun erst einmal eine kleine Untersuchung durchführen und dann kann ich dir mehr darüber verraten! Ich bitte dich, einfach dort hineinzusehen und still liegen zu bleiben!", meinte sie und zeigte auf die Linse, die über der Liege befestigt war.

Ein leises Summen war von der Linse aus zu hören und ich legte mich langsam auf die Liege und sah in die Linse hinein, während die Ärztin ein paar Knöpfe drückte.
Sie sah auf den Bildschirm auf dem Schreibtisch, nahm ihren Stift aus der Kitteltasche, schrieb etwas auf das Blatt, das auf dem Klemmbrett befestigt war und drückte noch einen der vielen Stempel, die auf dem kleinen Tisch neben mir lagen, darauf.
„Und? Was fehlt mir? Bin ich verrückt geworden?", fragte ich, da die Stille mich langsam wirklich wahnsinnig machte und setzte mich auf.
„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen Vito! Wir kümmern uns um dich!", sagte sie beruhigend.
„Was fehlt mir?", fragte ich weiter und meine Muskeln spannten sich erneut an.
„Du warst außerhalb der Stadt, richtig?", fragte sie zurück.
Ich fühlte mich ertappt und lehnte mich zurück: „Ich wollte nicht gegen die Regeln verstoßen, es ..."

„Schon gut! Alles ist gut! Du bist besonders, weißt du das? Dein Körper reagiert anders auf die Strahlung, als andere, sonst wärst du nämlich gestorben!", sagte sie. „Nun ja. Ich stand kurz davor...", gab ich zurück.
„Du hattest großes Glück! Dein Körper hat ganz außergewöhnliche Abwehrkräfte. Die Strahlung macht dich nicht krank, schwächt dich nicht und tötet dich auch nicht, sondern sie stärkt dich. Sie verleiht dir eine Gabe und diese Gabe versuchen wir hier unter Kontrolle zu bringen, sodass sie niemanden gefährden kann!", erklärte sie mir.
Vermutlich hatte sie diese Sätze auswendig gelernt.
„Aber ich bin nicht verrückt?", fragte ich.
„Du wirst verrückt, wenn wir dir nicht helfen, deshalb ist es wichtig, dass du hier bleibst, wo du deine Kräfte unter Kontrolle bringen kannst. Der Monitor zeigt Stufe zwei, das bedeutet Elemente. Kannst du mir etwas über deine Kräfte sagen?", fragte sie, setzte sich auf den Stuhl, der neben der Liege stand und sah mich eindringlich an.

Mein Kopf schwirrte von ihren Worten und ich hörte ein Piepsen.
Mir wurde schwindelig von all dem und am liebsten würde ich nun einfach schlafen.
„Feuer... Ich denke es ist Feuer!", sagte ich mit müder Stimme.
Die Welt schien sich zu drehen und ich drückte meinen Rücken fester gegen sie Lehne, da ich fürchtete, einfach umzufallen, denn so fühlte es sich an...
„Interessant!", meinte die Ärztin nur und schrieb wieder etwas auf das Blatt.
„Es gibt da noch ein Mädchen. Sophie oder Sofia? Sie war ebenfalls draußen!"
Meine Zunge wog schwer in meinem Mund und mein Körper war angespannt, wie zum Kampf bereit.
„Wir kümmern uns darum, Vito. Es gibt noch so viele da draußen die unsere Hilfe brauchen!", sagte sie und schob den Stift zurück in ihren Kittel.

Outside the bordersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt