Kapitel 3

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Ich wurde aus meinem erholsamen Schlaf gerissen, in dem ich nicht mehr von den Schuldgefühlen geplagt war, als ich hörte, wie meine Tür aufgeht.

 „Kann man den hier n.....", stockte ich mitten in meinem Satz, als plötzlich ein Junge vor mir steht. Aber was für ein Junge dachte ich mir bloß.

 Er hatte braune wuschelige Haare und geheimnisvolle grüne Augen, die mich sofort in ihren Bann zogen. 

Ich merkte wie mein Herz schneller anfing zu schlagen, weshalb das Piepsen der Maschine auch schneller wurde. Er grinste mich nur wissend an und kam näher auf mich zu.

 „Ich wurde zu dir geschickt um deine Verbände zu wechseln", sagte er. Ich nickte ihm nur mit geröteten Wangen zu. 

Er kam mir langsam mit einem lässigen Gang immer näher und zog schließlich, nachdem er die Verbände abgelegt hatte meine Decke ein Stück herunter. 

„Ich bin übrigens Noah", sagte er und schaute mir in die Augen. 

Ich wusste nicht, was mit mir los ist, warum bekam ich kein einziges Wort aus mir heraus, wo ich doch sonst immer so taff bin.

 Während er damit beschäftigt war mein Verband von meinem linken Oberschenkel abzuwickeln, schaute ich ihn mir genauer an. Er schaute konzentriert auf mein Bein und während er das Verband abwickelte, konnte man das Muskelspiel an seinen Armen betrachten.

 „Das sieht aber schon gut aus", sagte er nachdem er das Verband abgewickelt hatte und über die Narbe strich. Auf meinem Körper bildete sich daraufhin eine Gänsehaut, die ich nur versuchte zu verstecken. Doch natürlich hatte er es mal wieder genaustens mitbekommen und schmunzelte einmal nur.

„Muss dir nicht peinlich sein", sagte er nur. Verdammt, das war mir aber sowas von peinlich. Das ist mir ja noch nie passiert. Was machte er bloß mit mir? Ich kenne ihn doch gar nicht.

 Als er schließlich ein neues Verband um mein Bein gewickelt hatte und nun anfing das Verband von meinem Kopf zu lösen, verzog ich vor Schmerz das Gesicht.

 Ich versank in meinen Gedanken. Was mussten meine Eltern wohl für Schmerzen ertragen? Dagegen mussten die Schmerzen die ich hier ertragen musste wohl nichts sein. Die Schuldgefühle zerfraßen mich innerlich und ich war mir nicht sicher, wie ich je über ihren Tod hinwegkommen soll. 

„So, jetzt bin ich fertig", sagte er und riss mich aus meine Gedanken. Er schaute mich mit einem besorgten Blick an, während er seine Sachen zusammen räumte. 

„Falls irgendwas sein sollte, auch wenn es nur eine Kleinigkeit ist, kannst du einfach hier auf den roten Knopf drücken und ich bin sofort bei dir", sagte er und schenkte mir noch ein kleines Lächeln.  

Ich nickte nur und schaute aus dem Fenster.

„Du solltest wissen, dass du in so einer schweren Zeit nicht alleine bist, sondern du viel mehr Menschen hast, die dir helfen wollen als du denkst", sagte er zu mir.

 Mit einem letzten Blick über seine Schulter verlässt er mein Zimmer.

 Er hatte einfaches Reden, er ist doch wahrscheinlich noch nie in so einer Situation gewesen und ist wohl behütet bei seinen Eltern aufgewachsen, dachte ich mir nur.

 Als ich schließlich beschloss aufzustehen, merkte ich wie schwach mein Körper eigentlich war. Meine Beine fingen an zu zittern, weshalb ich mich wieder auf mein Bett plumpsen ließ. 

Jetzt kann ich noch nicht mal mehr alleine gehen.

 Nachdem meine Beine sich langsam wieder beruhigt hatten, wagte ich einen nächsten Versuch und angelte mich langsam zu dem anliegenden Badezimmer, indem ich mich an den Wänden abstützte.

 Aber als mein erster Blick auf mein Spiegelbild fällt, bin ich geschockt.

 Es ist wie als stände eine andere Person vor mir.

 Meine Haut ist blass, so blass wie die weiße Wand. Meine Augenringe sind fast schwarz wie die Nacht und meine Haut sieht so in sich zerfallen aus, als würde ich bald 80 Jahre alt werden. 

Und das schlimmste an allem ist , dass ich in meinem Spiegelbild die Mörderin meiner Eltern sah.

Dem Himmel so nahWo Geschichten leben. Entdecke jetzt