Stumm starrte ich seit einer gefühlten Ewigkeit an meine weiße Decke.
Ich konnte die ganze Nacht kein Auge zu machen und trotzdem hatte ich jetzt, als Noah mit einem warmen Lächeln in mein Zimmer rein kam und mir mein Frühstück brachte, immer noch keinen Hunger.
Ich dachte die ganze Zeit darüber nach, was in der Nacht des Unfalls passiert war. Doch es war einfach nur zum verzweifeln.
Die letzten Momente an die ich mich noch erinnern konnte, war der Blick in die Gesichter meiner Eltern und die hellen Scheinwerfer, die in unser Auto strahlten, aber was davor passiert war, ist wie weggeblasen.
So viele Fragen waren in meinem Kopf, die mir momentan niemand beantworten konnte.
War der Fahrer des anderen Autos wohl auch tot oder hatte er überlebt? Vielleicht hatte er ja auch hier in diesem Krankenhaus gelegen.
Plötzlich kam mir die Idee, wie ich möglicherweise Antworten auf meine Fragen bekommen könnte. Die Polizei. Sie mussten ermitteln, wie es überhaupt zu diesem Unfall kam und wer der Fahrer des anderen Autos war. Also mussten sie auch die Antworten haben, die ich suchte.
Ich drückte schließlich auf den roten Knopf, von dem Noah mir erzählt hatte und nur wenige Minuten später, stand schon ein schwer atmender Noah in meinem Zimmer. „Was ist los? Geht es dir nicht gut?", fragte er mich mit einem besorgten Blick und suchte in meinem Zimmer nach Anhaltspunkten, was passiert sein könnte. „Alles bestens", sagte ich und man sah ihm deutlich an, wie die Anspannung von seinem Körper abfiel.
Seine Reaktion brachte mein Herz dazu einmal auszusetzen und danach doppelt so schnell weiter zu schlagen. Es war schön zu sehen, dass er sich für mich zu interessieren schien. Der Einzige, der das tat.
„Du müsstest mir aber einen Gefallen tun", sagte ich und sah ihm in seine faszinierenden Augen. „Ich möchte Antworten auf meine Fragen haben und deshalb würde ich gerne mit der Polizei reden", erklärte ich ihm. Er war meine einzige Chance, weshalb ich ihn bittend ansah.„Wenn ich bei dir etwas gut hab, kümmere ich mich drum", sagte er und schaute mich intensiv an. Was er sich wohl gerade dachte? „Okay", sagte ich entschlossen und schlug mit ihm ein.
Dieses Angebot war meine einzige Chance, bevor ich endlich wieder zuhause war und da ich nicht weiß wie lange das noch dauern kann, halte ich es für besser es jetzt anzunehmen. „Was ein Zufall, das zwei Männer in Uniform sowieso vor deiner Tür stehen und dich besuchen wollten", sagte er grinsend und zwinkerte mir zu.
Kurz darauf verschwand er kurz und kam sofort mit zwei älteren Männern zurück in mein Zimmer.
Er blieb für einen Moment im meinem Zimmer und schaute mich an. „Meinst du, du schaffst das alleine oder soll ich hier bei dir bleiben?", fragte er mich mit einem besorgten Gesichtsausdruck. „Nein das geht schon", antwortete ich und blickte ihn dankend an. Noah schenkte mir ein kurzes Lächeln und verschwand auch schon wieder aus meinem Zimmer.
Als ich mich von der Tür abgewendet hatte, aus der Noah verschwunden ist, blickte ich zu den zwei Polizisten, die an einem kleinen Tisch in meinem Zimmer platz genommen hatten. Sie stellen sich mir als Officer Harsen und Baker vor und beobachteten mich eine Weile.
„Ich hätte einige Fragen an Sie", unterbrach ich schließlich die Stille und blickte sie erwartungsvoll an. „Wir ebenfalls. Auf den Tag, an dem Sie aufwachen würden, haben wir lange Zeit gewartet.", antwortete mir der mit dem rundlichen Gesicht.
„Ist der Fahrer des anderen Autos tot?", fragte ich schnell, bevor sie mir zuvorkommen konnten.
Endlich konnte ich die Antworten auf meine vielen Fragen bekommen, die sich in meinem Kopf stellten und über die ich ständig nachdenken musste.
„Das ist eine Frage, auf die wir selber auch noch keine Antwort wissen. Als wir am Tatort ankamen, fanden wir nur sie und die Leichen ihrer Eltern. Das andere Auto war geklaut und der Fahrer war verschwunden", antwortete er mir und guckte zerknirscht zu Boden.
„Wir hatten gehofft, Sie könnten uns die Antworten geben die wir brauchen, um unsere Ermittlungen fortführen zu können", ergänzte der andere schnell.
Ich schaute wütend aus dem Fenster und konnte nicht fassen, dass sie es nicht schaffen innerhalb einem halben Jahr Antworteten zu finden. Es war ja schließlich ihr Job. Verdammt, was mache ich jetzt bloß?
Ich kann nicht in Ruhe weiter leben, wenn ich nicht weiß, wieso es zu diesem Unfall gekommen war. Ich bin es meinen Eltern schuldig, die deshalb ihr Leben verloren haben.
„Es tut uns sehr leid, was mit ihren Eltern passiert ist", sagte einer, aber ich schaute nur aus dem Fenster, um meine Tränen zu verstecken, die sich in meinen Augen sammelten. Ich wollte das nicht hören. Warum kann man das nicht verstehen?
„Hören Sie auf darüber zu reden und gehen Sie jetzt. Alle beide", schrie ich sie an.
Meine Wut fing an sich in Trauer zu verwandeln und ich merkte, wie vereinzelt Tränen begannen meine Wangen hinter zu kullern.
Womit hatte ich das verdient?
Ich fing immer heftiger an zu schluchzen, bis ich spürte, wie sich die Matratze neben mir senkte und sich Arme um meinen bebenden Körper legten, um mich zu beruhigen.
Und es funktionierte. Es war der erste Moment, in dem ich mich wieder geborgen und nicht mehr so alleine fühlte, seitdem ich aus dem Koma aufgewacht war und aus diesem Grund schmiegte ich mich näher an den warmen Körper, der mich an seine warme beschützende Brust drückte.
An ihn.
An Noah.
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Dem Himmel so nah
Teen FictionWas passiert, wenn man aus dem Koma aufwacht und niemanden mehr hat? Wenn man auf sich ganz alleine gestellt ist? Das erfährt Haven, deren Eltern bei einem Autounfall umgekommen sind. Bis zu jenem Zeitpunkt hatte ihr Leben den Anschein, als wäre es...