⭐Elf⭐ How to pimp an ugly Christmas tree: Mach Glitzer drauf

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Jimin

"Netter Typ", sagte ich und hustete einmal kräftig. Dann zog ich mir ein bisschen die Nase hoch und bereute, dass ich heute Morgen nicht nach einer Mütze gesucht hatte, bevor ich rausgegangen war, denn eigentlich war es gestern schon etwas besser geworden. 

Hoseok warf mir einen besorgten Blick zu, und ich blinzelte nur. Klang das denn so schlimm? Ich war an den Husten schon fast gewöhnt, er plagte mich schon seit Wochen. 

"Ingwertee, Jimin", bestimmte er, und ich verzog das Gesicht.
"Naaaah, muss das sein?", fragte ich.
Er sah mich streng an.
"Ja."
"Okay."
Damit stiefelten wir los Richtung Auto.  Hyung öffnete den Kofferraum, und wir schmissen die ganzen Sachen hinein, die wir gekauft hatten. 

"Ja, er ist sehr nett. Vielleicht sollte ich mir doch mal die Mühe machen, mich mit ihm anzufreunden", sinnierte er, und ich ging nach vorn, um mich auf den Beifahrersitz gleiten zu lassen.
"Warum hast du das nicht längst?", fragte ich, als er neben mir saß und sich anschnallte. 

"Ich bin nicht gut im Freunde finden, und meiner Frau passte sowieso niemand, den ich mochte", er zuckte mit den Schultern und startete den Motor."
Genau wie meinen Eltern."
Ich überlegte kurz, dann lächelte ich.
"Die bist du alle los, alsoooo", ich hob den Finger, als hätte ich den Einfall des Jahrtausends, "solltest du dich mit ihm anfreunden."
Er lachte nur leise.
"Das war so der Gedanke dahinter", meinte er mit einem Lächeln und fuhr los.

Die Stimmung zwischen uns war gut, und ich genoss das. Das änderte sich auch nicht, als wir wenig später vor dem noch immer eingenetzen Baum standen, den wir inzwischen wenigstens ins Wohnzimmer geschleppt hatten. 

Kritisch sahen wir den Baum an, der schon im Netz ziemlich unförmig war.
"Bereit, wenn du es bist", sagte ich und streckte meine Hand nach Hoseok aus.
"Cuttermesser", ließ ich ernst verlauten, und er legte mir ein Cuttermesser in die Hand.
"Seien Sie behutsam Doktor", wisperte er theatralisch, und ich rümpfte gespielt die Nase. 

"Ich habe diese OP schon ein paar Mal durchgeführt, Schwester, ich bin routiniert. Also seien Sie unbesorgt, meine Schöne."
Besser konnte man Klischee-Ärzte-Romane nicht parodieren. Ich schnitt das Netz von unten nach oben auf. Tatsächlich hatte ich das schon öfter gemacht, denn ich war immer derjenige, der die Bäume in der Firma aufgestellt hatte. Ich fragte mich, wer das wohl dieses Jahr gemacht hatte. Ich nahm den Baum auf, umfasste den Stamm und schüttelte ihn etwas, damit die anliegenden Äste wieder locker wurden. 

"Wie schlimm ist es?", fragte ich und drehte meinen Kopf, damit ich Hoseok ansehen konnte. "Nun, sagen Sie es mir, ich bin nur die Schwester", meinte er amüsiert. "Aber ich glaube, so übel sieht er gar nicht aus."
Und ich glaubte, dass er nur ein Optimist war. 

"Halt mal fest, ich muss das von Weitem sehen", sagte ich, und Hoseok kam, um den Baum festzuhalten. Unfreiwillig kam er mir dabei nah genug, dass wir uns fast berührten, und ich schimpfte mich einen Idioten, weil ich rot wurde. Ich konnte die Wärme seines Körpers fühlen und nahm seinen Geruch wahr, und ich brauchte den Bruchteil einer Sekunde, um mich davon loszureißen. Ich tauchte schnell unter seinem Arm durch und entfernte mich ein paar Schritte, um mir das Elend mal anzusehen. 

"Da geht doch was", meinte ich zuversichtlich, auch wenn der Baum eigentlich nur unten ein paar Äste hatte, auf der anderen Seite ganz kahl war und die Spitze war so gut wie nicht vorhanden.
"Ich brauche Werkzeug!", bestimmte ich und spannte den Ständer, damit das Teil erst mal nicht mehr festgehalten werden musste. 

"Was für Werkzeug?", fragte er, während wir den Baum gemeinsam in den Ständer stellten.
"Eine kleine Säge und einen großen Korkenzieher oder so was", meinte ich nur grinsend.
"Wir machen von den Zweigen unten was ab und verteilen es nach oben, die kahle Seite packen wir in die Ecke, en voila, Baum."
Hoseok musterte mich kurz, dann verschwand er in der Küche, und als er wieder kam, hatte er ein Brotmesser dabei und einen Handbohrer. 

"Perfect!", lobte ich und nahm ihm beides ab.

Ich begann, den Baum in eine halbwegs ausgeglichene Form zu bringen. Wenn man einfach einen hübschen Baum hatte, sparte man sich das, aber ich musste zugeben, dass das DIY Nordmanntanne Set doch irgendwie Spaß machte. Ich schob das ganze Ding in die Ecke und betrachtete mein Werk zufrieden.
"Auf jeden Fall besser als ein Ende in der Pennertonne, oder nicht?", fragte ich und wandte mich Hoseok zu, der in der Zwischenzeit Tee und Plätzchen besorgt hatte. 

"Und jetzt?", fragte er.
"Schmücken", antwortete ich nüchtern und nahm eine Girlande hervor.
"Die Kugeln dran machen?", hakte er nach und betrachtete eine Packung mit Glaskugeln kritisch. "Ich habe noch nie einen Baum geschmückt."
Ich lachte leise. Meine Laune war einfach zu gut. Wenn ich so war, ließ ich mich leichter zu Dingen hinreißen.

Ich war nicht gerade ein Garant der Selbstkontrolle, zumindest nicht, wenn es um ihn ging. Und schneller, als ich mich selbst abhalten konnte, hatte ich ihm schon die Girlande um den Hals gehängt, als sei sie eine Federboa.

 "Aber nein", sagte ich gespielt altklug.
Ich zog ihn mir der Girlande ein wenig zu mir und rutschte auch an ihn ran.
"Erst Lichterkette, dann Girlande, dann Kugeln. Dass man dir alles erklären muss, Daddy."
Ich gab dem Ganzen einen leicht verführerischen Ton, doch wachte danach auch gleich auf und lief rot an.  

Doch, anstatt mich wegzustoßen, lachte er nur leise. Er legte mir eine Hand an die Taille und nahm ein Stück der Girlande in die andere. Dann ließ er diese jedoch wieder fallen und ging mir durch die Haare. Mein Herz beschleunigte sich.
"Dann fang mal an, Baby", meinte er gut gelaunt.
Oh mein Gott.
"Na los." 

Ich löste mich von ihm und schnappte mir die Lichterkette. 

Okay, was war das. Warum mochte ich das? Ich mochte irgendwie, dass er mich Baby nannte. Noch merkwürdiger, ich mochte es auch irgendwie ... ihn Daddy zu nennen. War das nicht ... unnormal? War es nicht unnormaler, wenn das nicht mal wirklich was mit Sex zu tun hatte, sondern mehr so ... Wie sollte man das erklären? Irgendwie war die Vorstellung, sein Baby sein zu dürfen, angenehm. Ich fühlte mich behütet in seiner Nähe, als wüsste ich, dass er auf mich aufpassen würde und ich keine Angst mehr haben musste, aber natürlich nicht, wie bei einem richtigen Vater, denn dazu war er viel zu attraktiv. Er zog mich an wie Licht die Motten.

Auf der anderen Seite aber war das nicht wirklich wie diese Daddykinks, von denen man immer hörte, denn ich glaubte kaum, dass er mich je für irgendwas bestrafen würde ... und das würde ich auch nicht wollen. Es war nicht Dominanz, die mich anzog, es war mehr das Gefühl von Schutz. Worüber dachte ich hier eigentlich nach?

Ich musterte ihn kurz. Noch merkwürdiger war, dass er es auch zu mögen schien.
"Daddy", sagte ich noch mal und deutete auf die Lichterkette. Eigentlich wollte ich nur sehen, wie er auf den Namen reagierte, und tatsächlich sah er auf.
"Auf einer Skala von eins bis zehn, wie schön ist der Baum jetzt schon?"
"Zwölf", sagte er, und ich ging wieder grinsend zu ihm rüber.
"Bin gespannt, wie hübsch er ist, wenn du fertig bist, Baby."
Wir scherzten nur, das war doch sicher okay, das ist nur ein Scherz, oder?

"Wir sollten uns mit unseren Eltern treffen und dann dieses Daddy-Baby-Ding abziehen", schlug ich mit einem Lachen vor und sah ihn von der Seite an.
"Ja, einfach um sie zu nerven, auch, wenn ich mir nicht sicher bin, dass sie verstehen, was gemeint ist."
Ich biss mir auf die Lippe, dann spielte ich nervös ein bisschen mit meinen Händen. 

"Du magst das, oder?", fragte ich in einem leicht neckenden Tonfall, vielleicht auch, um zu verstecken, dass ich es mochte.
"Du magst das."
Meine Wangen wurden warm, und ich wich seinem Blick gekonnt aus. Wir waren nicht mal ein Paar oder so, wir sollten nicht so sein.
"Ich? Nein ...", meinte er und wurde leicht rot um die Nase.
Nein, nein, wenn überhaupt, dann war er wohl ein Flowerdaddy. Doch das täuschte nicht darüber hinweg, dass er es mochte.






An Unexpected GiftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt