Krieg, Handel und Piraterie, Dreieinig sind sie, nicht zu trennen.
[Johann Wolfgang von Goethe 1749 – 1832]
Als erstes bemerktest du, dass dein Körper steif wie ein Brett war. Deine Muskeln hatten sich vor Kälte unangenehm und schmerzvoll zusammengezogen, versuchten die wenig verbliebene Kälte in ihnen zuhalten und dich vor dem Auskühlen zu schützen. Mittlerweile warst du so geschwächt, dass selbst das Zittern nachgelassen hatte. Der Streifschuss auf deiner Wange brannte, lenkte dich aber nur müßig vor den Schmerzen deiner Muskeln ab. Von irgendwo her konntest du Wassertropfen hören, wie sie monoton auf Metall auftrafen.
Es war Jahre her, dass du dich so elendig gefühlt hattest, wie jetzt in diesem Moment. Du konntest nicht mal einen Finger heben, die unnatürliche Schwäche, die von dir Besitz ergriffen hatte, lähmte dich. Um dich herum war es dunkel, so pechschwarz, dass du nicht einmal deine eigene Hand vor Augen erkennen konntest. Wenn du überhaupt dich unter den schweren Ketten bewegen konntest, die zweifelsfrei aus dem besten Seestein bestanden, der dir je untergekommen war. Er blockierte deine Kräfte so sehr, dass deine Kopfschmerzen sich noch einmal um ein Vielfaches verschlimmert hatten, deine Kräfte versuchten vergeblich gegen die lähmende Wirkung des Steins anzukämpfen.
Ein schwacher Schein leuchtete weit entfernt auf, Schuhsohlen tapsten auf nassen Fliesen und hinterließen platschende Geräusche. Dann erhellte sich deine Umgebung schlagartig, als das kalte Licht der Neonröhren aufflackerte. Du konntest ein gequältes Aufstöhnen nicht unterdrücken.
Ein blonder Schopf schob sich in dein verschwommenes Sichtfeld, du hobst den Kopf leicht, um besser sehen zu können. Doch diese winzige Bewegung ließ dich leise aufschreien und noch weiter in dich zusammensacken. Deine ganze Welt bestand nur noch aus Schmerzen.
Ein Mann Anfang dreißig ging in die Knie und hockte sich vor dich. Seine große Hand griff nach deinen Haaren und zog deinen Kopf unsanft daran hoch, so dass du dich nun mit ihm auf Augenhöhe befandst.
„Du bist wach-yoi? Gut. Dann kannst du mir ja erklären, was zum Henker du in dieser Gasse getrieben hast."
Sein Gesicht wies keinerlei Emotionen auf. Die Augen auf Halbmast, drückten eher Langeweile aus, doch seine Stimmlage strafte den Anblick Lügen. Der dunkle Bass hatte sich gefährlich nach unten geschraubt, es klang mehr nach einem Knurren.
Er erhielt keine Antwort von dir, deine Kehle war wie zugeschnürt. Du wolltest ihm wirklich antworten, konntest aber nicht. Seine Stirn legte sich in Falten. Man sah, dass seine Geduld nicht mehr lange mit machte. Die Hand in deinen Haaren griff fester zu, zog schmerzhaft an deinen Haarwurzeln.
„Wo... wo bin ich?", brachtest du unter größten Anstrengungen hervor.
„Das tut jetzt nichts zur Sache! Antworte mir gefälligst!", herrschte der Mann vor dir dich an. Deine Sicht verschwamm, als er anfing dich leicht zu schütteln. Gepeinigt musstest du deine Augen schließen, dein Bewusstsein driftete wieder an den Rand der Ohnmacht. Doch du wurdest schlagartig wieder wach, als eiskaltes Wasser auf deinen geschundenen Körper traf. Dir stockte der Atem, deine Lungen zogen sich schmerzhaft zusammen und dein Körper fing an unkontrolliert zu zittern. Du risst deine Augen schockiert auf und blicktest in ein wutverzerrtes Gesicht, das dich das Fürchten lehrte.
„-Luft, frische Luft!", japstest du.
„Ach, und das soll ich dir glauben-yoi? Lass dir was Besseres einfallen."
„...heit... das ist die Wahrheit!"
„Und das hier? Was ist damit?" Mit seiner freien Hand hielt er dein zerrissenes Armband hoch, das an den Enden schwarz verkohlt war. Nicht ein winziger Streifen grün war noch daran zu erkennen. So schlimm hatte es die Dinger noch nie erwischt. Du verzogst bei dem Anblick das Gesicht, der Gedanke daran, dass du deine Kräfte unkontrolliert freigesetzt haben musstest, behagte dir ganz und gar nicht.
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Street Fight
Mystery / ThrillerEin erholsamer Abend mit deinen Freunden in einem der hiesigen Clubs. So wie immer, dachtest du zumindest. Doch ein Anruf, ein Mann mit Zylinder und ein Schuss stürzen deine hart erkämpfte Normalität ins Chaos, verfrachten dich zurück in deine persö...