Kapitel 3.- Ein Tanz und eine Sternschnuppe

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Standort: Bradshaw, West Virginia-USA

„ Aua!", sagte ich, als Magret versuchte mir mit einem Glätteisen Locken zu machen.

„ Tut mir leid, aber du haltest auch nicht still!"

Schmollend wiedersprach ich: „ Stimmt doch gar nicht!"

„Doch tut es!"

Wir waren bei Magret Zuhause und verbrachten wohlmöglich schon mehrere Jahre damit uns fertig zu machen. Ich hätte einfach das Kleid und die Schuhe angezogen und mir vielleicht die Haare gekämmt, leider sah M das etwas anders.

Für sie hieß sich für einen Ball fertig machen, dass man sich rasierte( und das nicht nur an den Beinen), schminkte, frisierte und generell in einen anderen Menschen verwandelte. Also so ziemlich alles was ich nicht gemacht hätte.

Ich war schon zufrieden mit meinem Traum von einem Kleid, welches mir wie angegossen passte. Der angenehme Stoff schmiegte sich sanft an meine Körper und sogar die scheinbar hohen Schuhe waren ungewöhnlich bequem. Magret trug hingegen ein azurblaues Meerjungfrauenkleid, welches nicht nur ihre Figur, sondern auch ihre Augen und Lächeln betonte. Sie sah aus wie einer dieser ganzen Hollywood-Stars. Ihr Haar hatte sie zu French Braids geflochten, während ihre rotlackierten Nägel alles unterstrichen. Sie war perfekt.

Das war sie schon immer gewesen. Wieder einmal wurde mir bewusst wie sehr ich sie liebte.

Sie versuchte gerade aus meinen sonst glatten Haaren einen Lockenkopf zu machen und die leise Musik die aus der Anlage drang passte perfekt zu meiner Stimmung.

„ Magret...danke."

„ Wenn du dich noch einmal bedankst weine oder kotze ich. Wahrscheinlich beides."

„ Nein du verstehst nicht.", sagte ich ernst und sah ihr in die Augen. „ Du bist nicht einfach nur meine beste Freundin. Du warst seit wir uns kennen, immer für mich da und hast mich nie auf diesen Gipsy-Scheiß reduziert. Du hast mich getröstet und wieder aufgebaut. Verstehst du? Ich habe dich einfach nur lieb. Deswegen danke." Fest umarmte ich sie und atmete eine große Ladung von ihrem Parfum ein. Ich vermisse sie jetzt schon.

„ Oh Janie.", sagte sie. „ Ich will jetzt nicht weinen. Ich habe viel zu lange für das Make-Up gebraucht!"

Lachend sahen wir uns an.

Als wir schließlich endlich im Auto Richtung Ball saßen, war es schon dunkel.

Keiner von uns beiden sprach und man hörte nur die sich drehenden Räder auf der holprigen Straße. Magret schien nervös.

Kein Wunder schließlich war es ein großer Abend für sie. Denn das Mädchen das normalerweise nie ein Blatt vor den Mund nahm, hatte ein Geheimnis von dem nur sie und ich wussten. Seit der 11. Klasse war M verliebt in den kleinen Nerd Steve(na ja, wirklich klein war er ja nicht.1, 90cm).

Die beiden waren im selben Kunst-Club und während er sich seinen selbstkreierten Comics hingab, versuchte Magret unbeholfen sich ihm zu nähern. Tatsächlich waren die beiden nun schon gut miteinander bekannt, doch einfach zu schüchtern um einen Schritt mehr zu wagen. Ich war mir sicher dass er auch Gefühle für sie hegte, doch Magret versank lieber im Erdboden, als jemanden ihre Liebe zu gestehen.

Eines Tages allerdings, ich arbeitete gerade, stürmte sie ins Diner mit verweinten Augen. Ihr Ursache: Steve wollte auf ein College in Bosten. Nun, da es zwischen New York und Bosten nicht gerade ein Katzensprung war, schien es keine wirkliche Zukunft für die beiden zu geben und doch versuchte ich Magret umso mehr dazu ermutigen endlich ihre Gefühle zu offenbaren.

Nun war es soweit.

Drei Tage vor Schulschluss, wollte sie es ihm endlich sagen. Ich war gespannt und malte mir im Kopf die Hochzeit der beiden aus, als Magret plötzlich fragte: „ Kommen deine Geschwister eigentlich zum Ball?"

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