Prolog-Schicksal

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Es war in der Nacht meines 7.Geburtstag, als ich beschloss von zuhause abzuhauen.Es war eine klare Nacht, so klar ,dass man sogar die Sterne sehen konnte, was mit der Zeit immer schwieriger wurde. Der Wind war unangenehm eisig und fuhr mir immer wieder unter meine Jacke, auf meine nackte Haut. Jedes Mal bekam ich eine neue Gänsehaut am ganzen Körper. Neben mir befand sich meine große Schwester, der schönste Mensch auf diesem Planeten. 

Sie war die Älteste von uns sechs Geschwistern und seltsamerweise hatte sie am selben Tag wie ich Geburtstag.  Für mich war das immer das Zeichen gewesen, dass wir miteinander verbunden waren, weshalb ich sie wahrscheinlich so sehr liebte.

Wir beide hatten einen wunderschönen Tag zusammen gehabt. Zum allerersten Mal in meinem Leben hatte ich Pancakes gegessen und nachdem Frühstück waren Emilia und ich zum See gefahren, wo wir letztendlich den ganzen Tag verbracht hatten.  Sie erzählte mir Geschichten, brachte mich zum Lachen und gab mir den schönsten Tag meines Lebens.

Meine restliche „Familie" war an unserem Geburtstag nicht da. Generell war mein Vater selten bis gar nicht da und meine Mutter....nun ja, sie war sprunghaft. Meine restlichen Geschwister befanden sich  zum Teil bei meiner Granny oder meiner Tante(..wer wusste das schon).

Wir standen auf dem Hügel hinter unserem Haus und warteten hoffnungsvoll auf eine Sternschnuppe. Die angenehme Stille, ließ mich so leise wie möglich atmen und der Geruch von gemähten Gras lag in der Luft. Der Moment schien endlos. Endlos schön und frei. Meine Gedanken hatten sich verloren, als plötzlich Emilia sich zu mir wendete und seufzte. In ihrem Gesicht lag etwas, das ich nicht kannte.

Zögernd fragte ich:"Was ist los Emi?"

Sie antworte nicht sofort. Das tat sie immer wenn ihr etwas schwer fiel. Besorgt studierte ich ihre Gesichtszüge, welche von ihren fallendem Haar verdeckt waren. Selbst wenn sie so traurig aussah, erinnerte sie mich an einen Engel. Mein eigener, wunderschöner Engel.

"Jane...was ich dir jetzt sage ist sehr wichtig und ich möchte, dass du dir es merkst und niemanden verratest, versprochen?", sagte sie schließlich und kniete sich zu mir herab.Ein komisches Gefühl baute sich in mir auf während ich still nickte und  ihr neugierig in die Augen sah.

"Jane...",Emi holte tief Luft:" Ich bin heute 20 geworden und plane schon sehr lange etwas, was ich heute Nacht umsetzen muss. Ok?"  Sie machte wieder eine Pause, während sich in meinen Augen Fragezeichen gebildet hatten.

" Ich werde von hier weggehen,... um geneau zu seien werde ich nach Kanada gehen."

Ich spürte wie sich ein Kloss in meinem Hals bildete. Panik, Angst, Wut, Trauer. Tausende von Gefühlen und Fragen entstanden auf einmal. Emi sah mir ernst in die Augen:" Sei ehrlich Jane, bist du glücklich mit diesem...."Gypsy Leben"?Ich weiß genau, dass es dir nicht anders geht als mir."

Sie hatte schon recht. Ich hasste es. Ich hasste meine Zigeuner-Familie, das eingebildete Städtchen Bradshaw, einfach alles. Und doch konnte ich nicht begreifen, warum sie gehen wollte. Langsam streckte sie ihren Arm nach mir aus, als sie sah, dass mir Tränen über das Gesicht rannten. Wie ein erschrockenes Reh wich ich zurück und funkelte sie wütend an. Ich wusste nicht was ich tun sollte.

"Aber...warum...ich meine wie..?", mir fehlten einfach die Worte und fing  bitterlich an zu weinen und warf mich verzweifelt in ihre noch offenen Arme.

" Ssschhhh, Schon gut....", versuchte sie mich zu beruhigen. " Jane, es tut mir leid. Es tut mir so leid, aber ich kann einfach nicht mehr. Es sind Dinge passiert, die einfach nicht passieren sollten." Wieder schwieg sie lange. " Ich kann dich nicht mitnehmen. So sehr ich es auch will, ich darf nicht."  Verzweifelt schüttelte ich den Kopf. Das durfte nicht wahr sein. Alles nur nicht das, durfte passieren.

" Jane. Sieh mich an. Was ich jetzt sage ist auch sehr wichtig, verstehst du? Also hör gut zu, mein Schatz."

Und die folgenden Worte, sollten mich nie wieder verlassen. Auch wenn sie mich zutiefst traurig machten, gaben sie mir doch Mut und Hoffnung. Einen Sinn niemals aufzugeben. In dieser Nacht sah ich meine erste Sternschnuppe und verlor meine Schwester, welche in Kanada bei den Walen wieder finden konnte. Und als sie den Motor startete, losfuhr und ihre roten Rückscheinwerfer immer kleiner wurden, begann ich einen Plan zu schmieden....einen Plan wie ich zu den Walen in Kanada konnte.

Like a GypsyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt