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Von Weihnachten und der großen Liebe

~Moe~

Die kalte Winterluft schlägt mir entgegen, als ich den kleinen Laden vollbepackt mit Kisten und Kartons wankend verlasse. Sie sind gefüllt mit Spielsachen und anderen Geschenken, denn es ist kurz vor Weihnachten. Vorsichtig torkle ich auf den Lieferwagen zu, in den ich die Kisten verladen möchte. Ich habe sie so hoch auf meine Arme gestapelt, dass ich gar nicht sehen kann, wohin ich gehe. Langsam mache ich einen Schritt vor den anderen. Ich komme nur langsam voran und hoffe, dass mir die Fußgänger alle aus dem Weg gehen. Jetzt fehlt es nur noch, dass ich auf dem glatten Gehweg ausrutsche oder an irgendwen dran renne. An sich könnte ich den Weg blind und im Dunkeln gehen. Gleichzeitig! Und eigentlich ist ja auch keiner so blöd, jemanden nicht auszuweichen, der nicht sieht, wo er hinläuft.

Doch da passiert es. Ich laufe irgendwo dagegen. Vor Schreck lasse ich alle fein, säuberlich gestapelten Kartons fallen. Sie fallen laut polternd vor mich auf den Boden und weil ich nicht früh genug bremsen kann, stolpere ich über die Puppen, die herausgefallen sind und lande auf allen Vieren im Schnee. Beinahe. Eine Hand greift gerade noch rechtzeitig nach meinem Ellebogen und fängt mich auf. Als ich aufsehe, blicke ich in das Gesicht eines hübschen Jungen. Was für ein Klischee! denke ich. Der Junge grinst mich an.

"Es tut mir leid! Wirklich" beteuere ich ihm sofort.

"Nein! Mir tut es leid! Ich habe nicht aufgepasst. Entschuldige bitte." Er hält sein Handy hoch und lächelt schüchtern.

Ach ja, die immer mit ihren Handys! denke ich. Sehen nicht mal mehr wo sie hingehen!

Ich nicke nur und hocke mich hin, um die Spielsachen wieder in die Kisten zu packen. Plötzlich kniet er sich neben mich und hilft mir.

"Wo willst du denn mit diesem ganzen Zeug hin?" fragt er nach einer Weile, in der wir nur auf dem Boden saßen und still unsere Arbeit verrichteten.

"Ich muss es in den Wagen dort verladen" ich zeige auf ein Lieferauto fünf Meter von hier entfernt. "Das sind die letzten Weihnachtsgeschenke, die noch ausgetragen werden müssen!"

"Oh, Shit. Weihnachtsgeschenke! Mir fällt gerade ein, dass ich da ja auch noch welche besorgen muss!" Nervös fährt er sich durch die Haare, was einfach zu süß aussieht. Ich beginne ungewollt zu lächeln. "Du weißt nicht zufällig ein Geschäft, wo ich noch schnell was bekomme?"

"Doch schon. Bei uns findest du praktisch alles. Wir haben nicht nur Spielzeug, auch Schmuck und Deko und Klamotten. Alles was man sich nur denken kann!" Jetzt bin ich diejenige, die ein Dauergrinsen aufsetzt.

Lächelnd nickt er und fährt fort, die Spielsachen aufzusammeln. Ich betrachte ihn verstohlen von der Seite und streiche mir eine meiner rotblond gefärbten Strähnen aus dem Gesicht. Er ist echt unglaublich schön. Wie ein Engel... denke ich und versuche, meinen Blick von ihm abzuwenden, aber ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich ihn heimlich mustere.

Nachdem wir die Kartons wieder eingepackt und in den Lieferwagen verladen haben, führe ich ihn zu unserem Geschäft.

Drinnen angekommen ziehe ich meine rote Jacke aus, die mit einem plüchisch weißem Fell ausgekleidet ist, und hänge sie an einen Kleiderhaken neben der Tür. Der Junge kommt hinter mir herein und beginnt sich in dem Geschäft umzusehen. Während er an den Regalen und Tischen vorbei geht und sich die Sachen ansieht, verschwinde ich hinter den Tresen und beginne in meinem Laptop aufzuschreiben, was wir bis jetzt alles verkauft haben.

Nach einer Weile kommt er mit jede Menge Zeug zu mir.
"Das alles?" frage ich überrascht. "Du hast ja eine große Familie"
"Naja, ich studiere und habe eine WG mit 6 anderen Jungs. Aber du hast schon irgendwie Recht. Sie sind wie eine Familie für mich."