7 - trauma

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„say you're here, but I don't feel it
give me peace, but then you steal it
watch them laugh at all my secrets
scream and yell, but I feel speechless
ask for help, you call it weakness
lied and promised me my freedom
grab my hand, I'm drowning
I feel my heart pounding
why haven't you found me yet?
I hold you so proudly
traumas, they surround me
I wish you'd just love me back"

Ich kann nicht mit Zac reden.
Nicht nach diesem seltsamen Traum, den ich hatte. Dabei war es gar kein Traum, sondern bloß eine Erinnerung. Bloß. Er hat schon mindestens zweimal versucht, ein Gespräch anzufangen, aber ich habe ihn gar nicht erst angesehen. Wenn ich an diese Zeit denke, die mittlerweile mehr als 10 Jahre zurückliegt, dann wird mir immer wieder bewusst, warum ich nie einknicken darf. Warum ich niemals vergessen kann, was damals passiert ist.
Er hat mir das angetan. Ich streiche über meine Arme, während ich darauf warte, dass das Wasser kocht. Da der Strom nicht mehr geht, erhitze ich das Wasser über dem Kaminfeuer im Topf, was ziemlich umständlich ist, aber funktioniert.
Stromausfall hin oder her, ich brauche Tee.

Draußen ist es ein wenig heller geworden. Wir sind vor zwei Tagen hier angekommen, aber es kommt mir vor wie eine halbe Ewigkeit. Es sollte kurz vor dem Mittag sein. Hier zu kochen wird allerdings verdammt schwer.
Ich habe mich in eine der kuschelig warmen Decken eingehüllt und schaue ins Feuer. Es ist unnatürlich still hier.
„Irgendwann musst du mit mir reden, Quinny."
Nein, muss ich nicht.
„Komm schon, ich werde noch wahnsinnig, wenn ich mich mit nichts beschäftigen kann. Wirf mir wenigstens irgendwelche Schimpfwörter an den Kopf. Du hast jetzt schon seit 14 Stunden nichts mehr gesagt. Hast du schlecht geschlafen?"
Das geht dich nichts an.
Er lehnt an der Wand und sieht mich an. Das macht er bestimmt schon seit zwanzig Minuten.
Wenn ich jetzt anfange mit ihm zu reden, dann werde ich ihm womöglich die furchtbarsten Wörter an den Kopf werfen.
Mit dem Gedanken an den 12-jährigen Tommy im Kopf und meinem schlechten Gewissen im Bauch, muss ich mich wohl der Wahrheit stellen, dass der 12-jährige Tommy ein kleiner Engel war im Gegensatz zum fünf Jahre älteren Tommy, der nach mehreren Einbrüchen und wegen vorgeworfener Vergewaltigung schließlich ins Gefängnis ging.

Es vergehen weitere, sich dehnende Minuten, in denen ich nicht aufhöre, ins Feuer zu starren und Zac nicht aufhört, mich anzustarren.
„Erinnerst du dich an Tommy Dorling?"
Zac sieht mich überrascht an, springt aber direkt auf die Frage an, vermutlich glücklich über die beginnende Konversation. „Ja, ja, klar. Ich habe ein paar Jahre lang mit ihm abgegangen. Er hatte einen totalen Schaden, was man ihm vermutlich nicht wirklich verübeln kann bei dem Elternhaus."
Es ist kein Geheimnis, dass sein Vater ihn und den Rest seiner Familie verprügelt hat, nachdem er angefangen hat zu trinken.
„Ich hätte ihm das damals nicht an den Kopf werfen dürfen. Dass ich weiß, dass sein Vater trinkt. Vor euch allen; das war total daneben."
Urplötzlich steht Zac direkt vor mir. „Darüber machst du dir Sorgen? Über Tommy?"
„Er hat einfach alles gehabt. Und dann hatte er gar nichts mehr. Hat den falschen Leuten vertraut, ist in irgendwelche Häuser eingestiegen und dann wurde er sogar noch wegen Vergewaltigung verknackt. Da war er gerade mal siebzehn, Zac."
„Ich weiß. Aber er ist zurecht verurteilt wurden, Em." Er seufzt und setzt sich neben mich auf's Bett.
„Weißt du, am Anfang fand ich Tommy cool. Ich dachte, er würde diese ganze Nummer nur vortäuschen, seine Harte Schale Fassade. Ich hätte es verstanden, wenn er ... wir waren nur Kinder.
Aber er hat nie irgendwem vertraut, nicht mal sich selbst. Ihm war alles egal. Er dachte, dass das Leben ihn sowieso schon angeschissen hat. Weil die Firma seines Dreckschweins von Vater pleite gegangen ist. Weil sein Vater... schrecklicher Mensch.
Tommy hat alles um sich herum kaputt gemacht. Damit er sich ein bisschen ganzer fühlt, glaube ich.
Dass er komplett durchgeknallt war, habe ich auch erst bemerkt als wir ungefähr 14 waren."
Zac hält inne, doch ich schaue ihn bloß an und warte darauf, dass er weiterspricht.

Herz aus EisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt