Mein Ich als Wrack

Kapitel 2 1/2

Während ich planlos aus der Schule ging, ließ ich mir die Situation mit Thies nochmal durch den Kopf gehen.
Zwei Freunde von mir hatten, zumindest das Eingreifen von Thies miterlebt und mir schon so oft davon erzählt, dass es sich so anfühlte, als sei ich selbst dabei gewesen. Noch dazu hatte es einen Artikel in unserer Schülerzeitung über den Vorfall gegeben.
Zwei Jungs aus der Zwölften gingen am Nachmittag nach der Schule zu dem Mädchen, Alma, und fingen an sie anzubaggern.
Als sie damit keinen Erfolg hatten hielt der eine sie fest und der andere machte Dinge, die ich hier nicht hinschreiben kann, da ich allein bei dem Gedanken daran mich am liebsten übergeben würde.
Alma fing an zu schreien und dann kam Thies.
Thies war tatsächlich kein Unbekannter an unserer Schule, obwohl irgendwie schon. Er war quasi dafür bekannt, dass ihn keiner kannte.
Als er den Schrei hörte, war er gerade am Schultor (dort hatten ihn auch meine Freunde gesehen). Er hatte wohl die Augen verdreht und rannte los in Richtung des Schreis.
Meine Freunde hinterher, worüber ich auch sehr froh bin, also darüber, dass sie den Schrei nicht einfach ignoriert hatten...
Als sie bei den beiden Wichsern ankamen, stand Thies einfach nur da. Niemand sagte etwas.
Die beiden Jungs starrten ihn an.
Als Thies immer noch nichts sagte, ließen die beiden Jungs von Alma ab, woraufhin sie zusammenbrach.
Thies rührte sich nicht.
„Was willst du Pisser?"
Immer noch keine Reaktion.
Der eine Junge ging langsam auf Thies zu und stellte sich ganz dicht vor ihn, sodass sich ihre Gesichter fast berührten.
Dies stellte sich als Fehler raus. Generell stellte sich alles was dieser Junge ab dem Zeitpunkt an dem er Alma anfing festzuhalten als Fehler heraus.
Innerhalb von wenigen Sekunden lag er auf dem Boden, dann gab es einen Schlag von rechts auf die Nase: Knacks und einen Schlag von links: Knacks.
Der Junge lag auf dem Rücken und Blut lief ihm aus der Nase links und rechts die Wangen herunter.
In dem Moment traf der andere Junge  eine schlechte Entscheidung, denn anstatt einfach wegzurennen, wollte er seinen Freund rächen und rannte mit lautem Schrei auf Thies los.
Der wich ihm in letzter Sekunde aus, landete zwei schnelle Schläge auf die Brust seines Angreifers und dieser landete nach Luft schnappend auf dem Boden.
Thies, der noch immer kein Wort gesagt hatte, schütellte sich das Blut seines ersten Angreifers von seiner Faust.
Anschließend holte er sein Handy raus, wählte den Notruf und rief einen Krankenwagen.
Nachdem er aufgelegt hatte, half er Alma auf die Beine zu kommen und ging mit ihr zu einer Bank.
Dort redeten die beiden für wenige Minuten, bis Thies aufstand und ging.
Ein bisschen merkwürdig war die ganze Sache schon. Und er war wahrscheinlich auch nicht nicht merkwürdig, aber trotzdem war er für mich ein Held. Natürlich ließ sich über seine Art und Weise streiten, aber die Wunden der Jungs werden wieder heilen. Bei Almas Wunden war ich mir da nicht so sicher...