Kapitel 5

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Am nächsten Morgen war ich schon früh auf den Beinen. Was hieß auf den Beinen? Ich lag schon seit ein paar Stunden  wach in meinem Krankenhausbett. Draußen ging langsam die Sonne auf. Ich wusste, dass es um 9 Uhr Frühstück gab, aber das konnte dann noch ein Weilchen dauern.

Hier drinnen war es viel zu langweilig und still, wobei die Stille ab und an durch meinen knurrenden Magen unterbrochen wurde.

„ Da hat wohl jemand Hunger, so wie sich das anhört“, sagte Raphael vom anderen Bett aus. Wann war der bitte wach geworden? Mein Kopf ruckte in seine Richtung. „Erschreck mich nie wieder dermaßen“, fauchte ich. „Wo ho. Was ist denn mit dir los? Hast du zu wenig Schönheitsschlaf abbekommen oder was?“ Er hob abwehrend die Hände und grinste dreckig.  „Musst du gerade sagen, du siehst aus als wärst du ein paar Mal von einem LKW überfahren worden. Nächstes Mal erschreck ich dich, damit das klar ist“, knurrte ich. Raphael sah aus, als könnte er nicht glauben, dass ich etwas gegen sein Aussehen gesagt hatte. Das ließ mich innerlich grinsen.

Ich stand mühsam auf und musste erst mal kurz stehen bleiben, weil mir schwarz vor Augen wurde. Als ich wieder klar sehen konnte taumelte ich in Richtung Badezimmer. Dort stand ich vor meinem ersten Problem: Ich musste in diesem dunklen Raum den Lichtschalter finden. Nachdem ich ein paar Mal gestolpert und irgendwo angestoßen war und dabei laut geflucht hatte, ging das Licht an. Ich drehte mich blitzartig um und stolperte erneut. Nur diesmal konnte ich mich nirgends festhalten und machte mich innerlich auf eine schmerzhafte Begegnung mit meinem Freund dem Fußboden bereit. Doch mein Plan wurde durchkreuzt, da mich Raphael, der übrigens auch das Licht angemacht hatte, mit seinem gesunden Arm auffing. Na toll. „Nicht so stürmisch Mignonne“, flüsterte Raphael amüsiert. Wie hatte er mich genannt? "Ha ha ha. Spar dir deine französischen Kosenamen",gab ich genervt zurück. Er richtete uns auf und zog mich näher an sich.   Ich versuchte vergeblich mich aus seinem Griff zu befreien. „Würdest du mich jetzt bitte los lassen?“ fragte ich  „Was passiert, wenn ich es nicht tue?“, stellte er die Gegenfrage. „Dann muss ich dir wohl oder eben auf deinen Arm hauen“, grinste ich. Er zog eine Augenbraue in die Höhe.  „ Achja, du willst mir also weh tun?“ Er traute mir das also nicht zu. Ich schnaubte. Ich schlug auf seine Brust. " Sollte das weh tun? Also wenn ja, dann muss ich dir mitteilen, dass du nicht sonderlich stark bist." Ich schürfte die Lippen. 'Danke, dass wusste ich auch selbst. Aber wenn ich auf deinen eingegipsten Arm schlagen würde, dann hättest du nichts mehr zu lachen', rief meine innere Stimme aufgebracht. " Lass mich jetzt los Raphael." Ich stemmte meine Arme gegen seinen Oberkörper, aber er war mit einem Arm immer noch stärker als ich mit einem. " Warum denn? Diese Position ist doch sehr bequem." Er wackelte anzüglich mit den Augenbrauen.  Ich hatte große Lust ihm in sein viel zu hübsches Gesicht zu schlagen. " Ich muss mal", sagte ich. " Was?", fragte er verwirrt. "Du hast mich schon verstanden.  Ich muss mal für kleine Mädchen. Würdest du mich jetzt bitte los lassen und dann raus gehen. Ich werde nämlich nicht gerne beobachtet, wenn ich mein Geschäft vollrichte." Ich schaute provozierend nach oben in seine grünen Froschaugen. Augenblicklich ließ er mich los und murmelte etwas, während er das Badezimmer verließ. Ich schloss die Tür ab und wagte einen Blick in den Spiegel. Ein spitzer Schrei entfuhr mir. Ich sah schrecklich aus. Meine Locken standen in alle Richtungen ab und unter meinen Augen konnte man deutlich die dunklen Ringe erkennen. An meinem Kopf klebte auch ein weißes Pflaster, so wie das von Raphael.  Mein Blick wanderte weiter durch den Spiegel und ich schaute mir das überall weiß geflieste Bad an. Links vom Spiegel war ein Klo und auf der gegeüberliegenden Seite war eine Dusche. Alles in weiß.Mehr gab es hier eigentlich nicht. Nagut, neben dem Waschbecken war noch ein Handtuchhalter und auf dem Waschbecken stand ein Waschbeutel. War das nicht meiner?  Zaghaft zog ich am Reißverschluss und tatsächlich, am inneren der Tasche standen meine Inizialen

L.H.

Dad hatte an alles gedacht. Hoffentlich auch an ein paar Ersatzklamotten, wenn mein Koffer das ganze überlebt hatte. Ich wollte nicht die ganze Zeit in diesem Krankenhausfummel rumlaufen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 06, 2014 ⏰

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I think it's called love (on hold)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt