Kapitel 28

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Gähnend öffne ich verschlafen meine Augen und blicke mich um. Durch die Jalousien, die noch zugezogen sind, kann ich nicht erkennen ob es Tag oder Nacht ist. Nichtsdestotrotz entscheide ich mich weiterzuschlafen. Ich mache es mir vermeintlich gemütlich und lege mich auf den Rücken. Doch nach einer Weile merke ich, dass ich so nicht einschlafen kann. Also wechsle ich die Position und versuche mein Glück auf der Seite. Doch vergebens. Ich ändere wieder die Position und drehe mich dieses Mal auf den Bauch. Mh, schon besser. Ich will einen Arm unter meinen Kissen tun, damit ich meinen Kopf besser stützen kann, dabei stoße ich auf etwas.

Ich richte mich auf, mit seiner Karte in der Hand und fasse nach meinem Handy, schalte die Taschenlampe ein und richte sie auf die Karte. Das einzige, was mein Blick gefangen hält, ist sein Name. Aidan.

Ohne groß darüber nachzudenken, lege ich die Karte wieder unter mein Kissen und widme mich meinem Handy. Ich schalte die Taschenlampe wieder aus und drücke auf Koktakte. Seine Nummer ist längst bei mir eingespeichert. Bevor ich auf seinen Namen klicke, halte ich kurz Inne. Ich kenne seine Nummer, er aber nicht meine. Das soll sich ändern. Also stelle ich mein Handy so um, dass man meine Nummer sehen kann. Keine 10 Sekunden vergehen, als ich seine Nummer wähle und mir das Handy ans Ohr halte. Mein Herz rast wie wild, als mir bewusst wird, was ich hier gerade vorhabe. Nach dem vierten Warteton steigt Unmut in mir auf. Sollte ich nicht lieber auflegen? Es war eine dumme Idee!

Genau in diesem Moment ertönt ein Ja in meinem Ohr. Mein Herz steht still. Oh Gott, er ist dran!
„Wer ist da?" Was soll ich bloß sagen?
     „Eh, Ha-Hallo?" Seit wann verflucht nochmal stottere ich?!
   „Ich bin's." Ich bin's? Verflucht sei mein Einfallsvermögen. Ich beiße mir auf die Lippe, um mich nicht noch mehr zu blamieren.
Sein herrliches Lachen bahnt sich in mein Unterbewusstsein und läss mein Herz erwärmen.
„Ja. Ich weiß, wer du bist." Seine tiefe, raue Stimme jagt mir ein wohligen Schauer über den Rücken.
„Störe ich vielleicht mit meinem Anruf?"
„Oh nein, keineswegs. Ich bin sehr erfreut." Bei seiner entspannten Stimme versuche auch ich meine Aufregung nicht zu zeigen.
   „Wie geht es unserem Helden?"
„Helden? Ganz gut und selbst?"
„Ja, Helden. Ich kann dir nicht genug danken, für das was du getan hast."
„Es war selbstverständlich. Ich würde es jederzeit wieder tun."
„Nicht jeder hätte das gemacht."
„Ich bin nicht jeder." Stimmt. Du bist anders. Das spüre ich.
„Du hast meine Frage nicht beantwortet."
   „Welche Frage?"
„Wie geht es dir?"
   „Ich bin etwas erschöpft und müde."
„Solltest du zur Entspannung dann nicht etwas schlafen, statt deine Zeit mit mir zu vergeuden?"
Oh glaube mir, deine Stimme ist Entspannung genug.
„Es ist alles andere als vergeuden."
„Ach ja?"
Peinlich beschämt von meiner Antwort gehe ich nicht weiter darauf ein. Ich atme tief ein und kneife meine Augen zu. Die peinliche Stille ist unerträglich. Ich atme erleichtert aus, als er sie endlich unterbricht.
„Was ist deine Lieblingsfarbe?"
„Grün."
„Grün. Die Farbe der Hoffnung?" Die Farbe der Hoffnung. Wie schön er es ausdrückt.
„Exakt."
„Dieses Grün, was in deinen Augen steckt?"
„In meinen Augen?"
„Ja. Dieses schöne, helle grün, was frischem, gesunden Gras, einer saftigen Wiese oder grünen Wäldern gleicht."
„So innig hast du dir meine Augen angesehen?" Meine Stimme ist vor Erstaunen nur noch ein Flüstern.
„Oh ja. Und dann gibt es aber auch noch dieses andere Grün in ihnen."
„Welches?"
„Dieses leidenschaftliche, dunkle grün. Ja, sie verdunkeln sich, wenn Lust in dir aufsteigt. Da erinnern sie mich an ein Edelstein, an Jade."
„Wenn Lust in mir aufsteigt?" Woher will er wissen, wie sich meine Augen in so einem Zustand verändern?
„Ich habe von dir geträumt."
„Du hast von mir geträumt?" Mir wird heiß an der Vorstellung, er könnte vielleicht ein Sextraum mit mir gehabt haben.
„Mhm. Es war wahrhaftig der schönste Traum meines Lebens."
„Was hast du geträumt?"
„Deine einladenden Lippen vor mir. Wie sie wohl schmecken mögen?" Wie von selbst schleicht sich meine linke Hand zu meinem Mund und fährt meine Lippen nach.
„Deine Haut. Ich frage mich, ob sie sich wohl genau so zart und weich anfühlt, wie sie ausschaut." Meine Hand gleitet streichelnd weiter zu meiner Wange.
„Deine Haare. Oh diese Locken. Es juckt mir in den Händen mir eine Strähne zu schnappen und sie mir um den Finger zu wickeln." Ich schiebe mir lächelnd eine Locke hinter das Ohr.
„Und dann deine Augen. Diese bezaubernden Augen, die etwas magisches an sich haben, würde ich überall wiedererkennen." Seine Worte schmeicheln mir so sehr, dass das Kribbeln in meinem Bauch sich nur noch verstärkt.

Begehrt  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt