Gebundenes Verlangen - Das etwas andere Alpha- & Omegaverse

•|2|• Unerwartetes

» 21. Mai. Vier Wochen vorher dem Super GAU.

"Der Auftrag für das neue Modell ist eingegangen; das Design steht fest. Alle Unsicherheiten und Fehler wurden zur vollsten Zufriedenheit von dem Ingenieur- und Mechatronikermeister, Sam Phillips, korrigiert und von mir persönlich abgesegnet. Das erste, fertige Fahrzeug dieser Reihe wird vorraussichtlich in drei Wochen vom Band rollen und kann dann von der technischen Stelle überprüft und getestet werden. Als Einstiegspreis für dieses neue Modell wäre eine Summe von rund 28.400€ angesetzt. In unserem Hause übliche Grundausstattung, sowie Sitz- und Lenkradheizung, Bluetooth Radio mit Navigationsbildschirm und vordere Nebelscheinwerfer sind im Preis inbegriffen. 180 PS. Ein Modell mit einem stärkeren Motor, Turbolader und wohl 100 PS mehr wird es vorraussichtlich in ein oder zwei Monaten nach der Absegnung und Veröffentlichung von diesem, unter dem Namen 'Raider', geben. Derzeit tüfteln wir am Motor dafür, denn dieses Modell wird es nur mit manuellem Getriebe geben. Der Preis ist noch nicht festgelegt. Das wäre alles. Hier ist auch mein schriftlicher Bericht für diese Woche."

Zufrieden schiebe ich mit meiner Hand das Kuvert mit den wichtigen Unterlagen über den schwarz lackierten, vom silbernen Epoxid'fluss' durchzogenen Holztisch in seine Richtung, ihn dabei fest in die Augen schauend - ein Lächeln ziert meine Lippen.

"Ich wusste, dass du der richtige für den Job bist - dir entgeht nichts und egal welche Dinge passieren. Du biegst alles, ohne die kleinste Anstrengung wieder gerade. So kann man in den Feierabend gehen. Gut gemacht, Ethan."

David Cassian, der trotz seines Erfolges bodenständig gebliebene Mann in den besten Jahren zwinkert mir zu. Die Lachfältchen umgeben seine grünbraunen Augen wie kleine Fächer, lassen ihn noch sympathischer aussehen. Die breite Nase, ein Erbe seiner Abstammung, prangte prädominant in seinem Gesicht; die vollen, geschwungenen Lippen lagen sanft und entspannt auf einander,   seinen Gemütszustand zeigend.

"Mein Angebot bleibt bestehen: ich wünsche mir dich an meiner Seite als gleichgestellter Partner. Zusammen wird diese Firma zum Marktführer unter sämtlichen Automobilen werden." Ruhig liegen seine Augen auf meinen, meine Antwort bereits wissend und dennoch hoffend.

"Es ehrt mich immer noch sehr. Aber ich hänge an dem bisschen Freizeit, das ich noch habe. Außerdem wäre das zu viel Verantwortung für mich. Ich liebe meine Stelle, daher muss ich dein Angebot wiederholt ablehnen."
Dieses Gespräch gab es in den letzten zwei Jahren nun schon sicher über zehn Mal. Die Antwort blieb gleich - genau wie das Angebot.

"Ich arbeite gerne in dieser Position. Wäre ich noch weiter oben würden wohl diverse Alphas kündigen und-", wüst werde ich gestoppt.

"Ach sei still.", brummt er. "Und hör mir mit diesem Alphamist auf." Er blickt mich unter seinen dichten Augenbrauen an. "Ist mir dich egal ob ein paar von denen wegen sowas kündigen. Deren Stellen würden sie nicht missen denn Ersatz wird sich schnell finden. Und den Prinzipien unserer Firma ist nicht schwer zu folgen."

Ach ja.

Die Firmeneigenen Prinzipien:

1.
Diskriminierung und Mobbing der Kollegen, sei es wegen dem Haupt- oder Nebengeschlecht, dem Glauben oder dem Aussehen werden nicht verwarnt, sondern direkt mit der Kündigung quittiert.

2.
In den jeweiligen Hallen seid Ihr eine familienähnliche Gemeinschaft. Sollte es zu einem Fehler kommen stehen alle in der Halle dazu ein. Jeder Arbeitsschritt ist eine Gemeinschaftsarbeit und wird auch gemeinsam korrigiert. Es gibt keinen Sündenbock.

3.
Absolute Ehrlichkeit und Offenheit sind Voraussetzungen für die Einstellung.

4.
Innerhalb des Firmengeländes ist jeder mit Respekt und Freundlichkeit zu behandeln. Arbeiten werden fair je nach Fähigkeiten verteilt. Auf Nachfrage wird geholfen, unabhängig der innehabenden Position.