"Miss Carter" hörte ich den zuständigen Arzt meinen Namen sagen. Langsam hob ich meinen gesenkten Kopf, jedoch konnte ich ihm nicht in die Augen sehen. In meinem Kopf schwirrte nur ein Wort und das machte mir diese Angelegenheit unglaublich schwer. Schwäche. Ich fühlte mich wehrlos, hoffnungslos und das führte dazu dass ich Scham empfand. Ich fühlte mich ihm ausgeliefert, wenn ich ihm in die Augen sehen würde, wie ich es auch bei Dylan war. Jeder einzelne Muskel in meinem Körper schauderten bei seinem Namen. All das machte mich fertig, es lies mir kaum Platz zum atmen. Ich war schwach und ich bildete mir ein, dass er das sehen würde, es ausnutzen konnte, mich auslachen würde für die Schwäche die ich ihm zeigen würde.
Und in diesem Moment hörte ich erneut dieses Lachen. Dieses abscheuliche spöttische Lachen. Ich konnte es hören, wie es immer weiter in meinem Kopf dran. Es wurde lauter und lauter und lauter. Ich musste es stoppen. "Hör auf ! Ich hab gesagt du sollst aufhören! Du hast keine Kontrolle mehr über mich! Es ist vorbei !" Ich schrie und fuhr mir mit den Händen durch die Haare. Es musste aufhören. Er durfte keine Kontrolle über mich haben, das würde ich nicht zulassen. Ich fing an zu zittern, denn die Angst vor einem erneuten Kontrollverlust machte mich wahnsinnig.
"Miss Carter, sehen sie mich an! Es ist alles okey." Ruhig und mit bestimmendem Ton versuchte er auf mich einzureden, doch ich hatte ihn durchschaut, weshalb ich heftig den Kopf schüttelte. "Nein! Ich weiß was du vor hast! Das lasse ich nicht zu!" Kurz lachte ich auf, um die Verunsicherung in meiner Stimme zu überspielen. Keiner wird je wieder die Kontrolle über mich erlangen. KEINER.
"Miss Carter ich weiß nicht wovon sie sprechen. Könnten sie sich bitte setzten, damit ich sie ein letztes mal kontrollieren kann. Ich möchte doch nur sehen ob alles in Ordnung ist." "Ha! Das ich nicht lache." Der Sarkasmus der diesen Satz umspielte lies ihn einen Schritt zurückweichen. Er hatte sich verraten. Er hatte es zugegeben. Er wollte mich kontrollieren. Hektisch sah ich mich um, denn ich musste raus hier. Als ich die Tür entdeckte, schnappte ich mir hastig meine Tasche und stürmte hinaus. Das war doch alles nur noch krank. Abartig und krank. Ich verließ das Krankenhaus und rannte, so schnell mich meine Beine trugen zu den Taxis. Ich würde ihm zeigen wer die Kontrolle über wen hatte.
Als ein Familienhaus nach dem anderen in dieser Straße auftauchte, wurde meine Entschlossenheit immer weniger. War ich bereit das zu tun? War ich imstande dazu es ihr zu sagen? All das spielte keine Rolle, denn ob ich wollte oder nicht, sie hatte ein recht es zu erfahren. Und in dem Moment als das Taxi hielt, bat ich den Fahrer einen Moment hier zu warten, schnell setzte ich mir meine Sonnenbrille auf, ehe ich langsam das Haus vor dem wir standen ansteuerte. Ohne auf Details zu achten ging ich stur weiter um dann sofort die Klingel zu betätigen. Die Angst das ich es mir anders überlegen würde war zu groß. Ich hörte schritte, welche immer lauter wurden, ehe sie zum stehen kamen und die Tür schwungvoll geöffnet wurde.
Eine zierliche kleine Frau, etwas älter jedoch kleiner als ich, stand im Türrahmen. Mein Blick jedoch galt nur ihrem gewölbten Bauch, den sie mit einer Hand leicht umfasste. Und erneut machte sich Panik in mir breit. Meine Gedanken lieferten sich einen heftigen Kampf. Sie warfen mit Fragen um sich und machten mir die Entscheidung noch schwerer. Wollte ich diesem ungeborenen kleinen Wesen den Vater nehmen, die Möglichkeit mit beiden Elternteilen aufzuwachsen? Wollte ich ihm jegliche Chance auf ein normales leben vernichten, für das was sein Vater getan hat? Konnte ich das wirklich tun? Andererseits war es ihr recht es zu erfahren. Zu wissen was ihr Mann ihr angetan hat. Zu wissen was für ein dreckskerl er war. Ich musste sie schützen. Was wenn er ihr gegenüber auch gewalttätig werden würde? Was dann? Ich musste sie warnen. Ich hatte meinen Entschluss gefasst, weshalb ich tief ein und ausatmete, ehe ich meinen Blick von ihren Bauch zu ihren fragenden Augen schweifen lies.
"Misses Walter?" Meine Stimme war ein leises flüstern, doch sie verstand mich, weshalb sie einmal kurz nickte. Ich sammelte all meinen Mut um meine Stimme zu Stärken. "Ihr Mann, Dylen Walter, er Ehm bitte setzten sie sich doch." Ich konnte nicht riskieren das sie stürzte und es dem Baby schaden würde. Sie nickte etwas irritiert und nahm auf einem der Stühle auf der Veranda Platz. "Sie müssen etwas wissen, was Ihren Mann betrifft." Ich machte eine kurze Pause um ihr entschlossen in die Augen zu sehen. In ihrem Blick schwangen Angst, Ungewissheit und Neugier mit. "Es tut mir leid. Ihr Mann hat sie betrogen. Er war mit mir ein Jahr zusammen und..." Meine stimme brach, doch schnell fasste ich mich wieder und sprach weiter. "Ich wusste nichts davon, und als ich es heute erfahren habe, habe ich ihn verlassen, woraufhin er mir das zugefügt hat." Ich machte einer kurz Pause und zeigte ihr mein blaues Auge, in dem ich meine Sonnenbrille abnahm. "Auf meinem Rücken sind noch einige mehr davon. Aber das spielt keine Rolle. Misses Walter, es tut mir leid. Ich... Es.. Es tut mir einfach leid."
Schnell drehte ich mich um und steuerte das Taxi an. "Lucy?" Ich verharrte in der Position in der ich soeben stand und war unfähig mich umzudrehen. Woher wusste sie meinen Namen? Was hatte das zu bedeuten? "Lucy? Bitte komm noch mal her." Ihre stimme klang fest und entschlossen, jedoch schwang etwas mit was ich nicht deuten konnte oder wollte. Nennt mich Feige aber in diesem Moment war ich nicht in der Lage mich dem zu stellen was sie hatte mir sagen wollen, weshalb ich aus dieser Starre trat und ins Taxi stieg. Ohne ein weiteren Blick nach draußen zu werfen, nannte ich dem Fahrer die nächste Adresse. Die nächste Hürde, die ich zu überwinden hatte. Ich hatte keine andere Wahl. Ob ich wollte oder nicht, ich musste zu ihnen. Sie waren schließlich meine Familie.
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Losing control 1DFf
FanfictionKontrollverlust. Ein Wort, welches eine so immense Macht in sich trägt, durch 2 Wörter geprägt wird, die ebenfalls so Stark und Bedeutend sind. Die Kontrolle. Der Verlust.