VI

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HP
Ich sah, wie Verzweiflung sich in Dracos Gesicht abzeichnete und wusste plötzlich nicht, ob ich Mitleid oder Misstrauen haben sollte.
Was war es nur, wofür er den Trank so dringend brauchte? Einen Streich konnte er schließlich das ganze Schuljahr machen.
Ich kriegte Angst. Was mache ich hier nur, ich kann ihm nicht helfen, ohne zu wissen wobei.
Mit zusammengezogenen Augenbrauen und gesenktem Kopf ging ich jetzt langsam auf ihn zu.
„Draco..."
Er stand nur da und packte sich angespannt an die Schläfen.
„Draco, wofür willst du den Trank?"
Ich meinte ein gemurmeltes „Ich will ihn doch gar nicht" zu hören, doch bevor ich nachfragen konnte, hob er schon seinen Kopf und die Verzweiflung wich seiner alten Grimmigkeit.
„Das geht dich immer noch einen Scheißdreck an, Potter. Gib mir einfach was ich brauche, ich schaffe das auch allein."
Bevor ich protestieren konnte, drehte er sich zum Schreibtisch um, warf alle Zutaten in den Kessel und stürmte mit diesem aus dem Raum. Ich folgte ihm nicht.

Am nächsten Tag beim Frühstück war ich wie so oft in letzter Zeit in Gedanken über Draco versunken, als jemand neben mir anfing mich an der Schulter zu rütteln.
„Hey!"
Ich hob meinen Kopf überrascht und blickte in Hermines besorgte Augen.
„Was?"
„Du hörst ja gar nicht zu Harry, ich rede mit dir"
„Tut mir leid Hermine, was ist denn?"
„Ich hab gefragt, ob du weißt, was Draco gestern bei den Vertrauensschülern gesucht hat. Ich hab ihn dort rumschleichen sehen."
Ich zuckte nur halbherzig mit den Schultern und Hermine fuhr fort: „Er hat doch dort gar nichts mehr zu suchen, glaubt ihr er führt irgendwas im Schilde??", sprach sie auch zu Ron und Ginny, die ebenfalls nur mit den Schultern zuckten.
„Ich wette er war wegen Pansy da", brachte ich jetzt hervor um Hermines Spekulationen umzulenken und ließ ein kurzes Lachen von mir, um meine Aussage zu unterstreichen.
„Stimmt", grummelte Ron mit vollem Mund „haben die nicht was laufen?"
Mir war schlecht.

Die nächsten Tage vergingen, ohne dass Draco mich auch nur anguckte. Es stellte sich heraus, dass Snape das kleine Sitzarrangement in Zaubertränke als dauerhafte Lösung befand, denn ich sollte auch weiterhin den Platz neben Draco besetzen, was die ganze Situation nicht gerade weniger unangenehm machte und dazu führte, dass Draco nur noch selten diesen Kurs besuchte.
Und Ron beschwerte sich zeternd über Crabbe, der anscheinend sogar im Unterricht die ganze Zeit aß, in Rons Ohr schmatzte und Krümel über Rons Sachen verteilte.
Immer wenn ich Draco mal zu Gesicht bekam, sah er ziemlich gestresst aus, was mich komischerweise besorgte und mich mit einem Knoten im Bauch an die Verzweiflung erinnerte, die ihm an dem Abend in meinem Zimmer so deutlich und schmerzhaft ins Gesicht geschrieben stand.
Wozu zum Teufel brauchte er so dringend diesen Vielsafttrank?...
Ich fühlte mich irgendwie schlecht, dass ich ihm nicht half, aber Draco war begabt im Bereich der Zaubertränke und schaffte das mit den Zutaten sicherlich auch ohne mich. Auch wenn ich nicht wusste was er vorhatte, hoffte ich trotzdem, er hatte die Baumschlangenhaut finden können...

DM
Mit den Informationen und den Zutaten von Potter hatte ich es geschafft einen mittelmäßig guten Vielsafttrank zusammenzumixen. Jedoch konnte ich noch nicht an die Baumschlangenhaut kommen. Ich habe mich bisher davor gedrückt, aber wohl oder übel musste ich mich erneut in Snapes Vorräte schleichen, nur diesmal bitte mit mehr Erfolg.
Da seine Vorräte im Klassenraum nur für den Unterricht gedacht sind und Vielsafttrank schließlich nicht zum Curriculum gehörte, dachte ich ich hätte diesmal mehr Glück in Snapes Büro.

Während des Mittagessens vermutete ich am ehesten unbemerkt zu bleiben, weshalb ich dort nur kurz erschien, mich vergewisserte dass Snape da war und mich dann entschuldigte, mit der Ausrede wegen Kopfschmerzen einen Mittagsschlaf halten zu müssen.
Schnell ging ich zu den Treppen und machte mich auf den Weg zu den Kerkergängen.
An Snapes Büro angekommen wunderte ich mich sehr, dass ein einziges Alohomora reichte, um die schwere Tür zu öffnen. Kurz flammte Skepsis in mir auf, denn ich konnte nicht glauben, dass Snape sein Büro nicht anderweitig schützte, doch dann verwarf ich den Gedanken und verschwand in dem kalten Zimmer.

HP
Draco war nicht lange beim Mittagessen geblieben, was mich mittlerweile allerdings nicht mehr verwunderte.
Erst als ich -nachdem Draco schon ein paar Minuten gegangen war- Snape sah, der überrascht zusammenzuckte und sich dann mit wütendem Blick erhob, dämmerte mir ein Zusammenhang.
Mit einer Vorahnung und einem leise geflüsterten Zauberspruch entschuldigte auch ich mich und verließ die große Halle. Im Augenwinkel Snape, dessen Essen und Trinken jetzt komplett seinen Umhang bedeckte. Ich kicherte leise.
Mein Gefühl brachte mich nach unten und hin zu Snapes Büro, wo ich schon von weitem die angelehnte Tür sehen konnte.

DM
Snapes geheimer Vorrat war sehr umfangreich und ich grinste triumphierend, als ich das Glas mit der Aufschrift Baumschlangenhaut entdeckte. Gerade wollte ich es öffnen, um ein größeres Stück herauszunehmen, als ich schnelle Schritte im Gang hörte. Ich war schon im Panik-Modus, doch vor der Tür nahm ich plötzlich eine vertraute Stimme wahr.

„Eh-Snape! Guten Tag Professor Snape"
Wo kam Potter denn jetzt her? Ich rollte die Augen.
„Potter...", spuckte Snape „was suchen Sie hier?...."
„Ich habe SIE gesucht, Professor"
Schnell nutzte ich die Gelegenheit und steckte mir ein paar Stücke der Schlangenhaut unter meinen Umhang und stellte das Glas mit dem Rest vorsichtig ins Regal zurück und versuchte alles so zu hinterlassen, wie ich es auch vorgefunden hatte.
„Waren Sie es, der in mein Büro eingedrungen ist Potter?...", hörte ich jetzt Snape
Wie zum Teufel sollte ich bitte unbemerkt aus diesem Büro rauskommen?...
„Nein, ich bin gerade erst gekommen.", stammelte Potter. Meine Güte, was kriegt er eigentlich auf die Reihe?!
„Hagrid schickt mich. Ich glaube, er braucht ihre Hilfe wegen seinem Augurey. Ihm scheint es schlecht zu gehen."
„Wozu benötigt er dabei mich?..."
„Ich weiß nicht, ein Heiltrank vielleicht, Sie sollten am besten sofort zu ihm!"
Snape schnaubte nur skeptisch und ich hörte wie er sich wieder in Bewegung setzte und seine Schritte näher kamen. Schnell duckte ich mich in die Ecke hinter einem Schrank, als sich Snapes Kopf schon durch die Tür schob. Ich spürte wie sein Blick durch das Büro glitt und gerade als ich dachte er würde mich entdecken, hörte ich Potters Stimme erneut drängeln: „Professor Snape, es ist wirklich dringend!"
Genervt seufzte Snape auf und ich sah mit einem Blick um die Kante des Schrankes, wie dieser sich mit wehendem Umhang umdrehte und wieder aus dem Zimmer verschwand.
„Bei Merlins Bart! Zu welchen Lächerlichkeiten werde ich bitte konsultiert?! Ich bin ein großer Zauberer und ich werde gerufen um jämmerliche Vögel aufzupeppeln... Lächerlich ist das!" Snapes wütende Stimme entfernte sich jetzt zu meiner Erleichterung immer mehr, bis sie in den Gängen verhallte.
Ich atmete schwer aus und war schon unwillig dabei mir ein Danke für Potters Hilfe abzuringen, doch als ich aus dem Büro trat, war der Gang leer. Verdutzt guckte ich mich um, doch kein Potter weit und breit.

LEO et SERPENS | Drarry FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt