Ein Faustschlag erzittert den Tisch. Talgrus muss zusehen, wie seinem Vater zum ersten Mal eine Träne entgeht. Die Hand zittert, der Tisch zeigt eine Spur von einem Schlag. Wütend ist Vater, das ist richtig. Aber er ist wütend auf sich selbst. Er hat versagt, eine vermisste Tochter, zwei gefallenen Söhne, 2 ungeklärte Fälle und ein unwissendes, von Ängsten geplagtes Volk. Er muss jetzt eine Entscheidung treffen. Das Reich hatte sich langsam darauf vorbereitet, aber die Untoten haben so schnell angegriffen, das sie keine Zeit hatten, zu reagieren. Im Wolkenschloss wurde Sektor 2 fast komplett zerstört, so lautete es im Brief.
"Talgrus. Du wirst dich zum Zaubermeister begeben, und dich zum Wolkenschloss teleportieren lassen.".
"Ja Vater, aber was wirst du tun?".
"Ich werde eine Sitzung herbeirufen. Das Reich muss sich mobilisieren. ADAM!". Ein Knabe kommt angerannt. Er scheint ziemlich jung zu sein. Er hat lockige, orangefarbige Haare und einen Lumpen, der ein Teil seines Oberkörpers bedeckt. "Adam, bitte sei so lieb und geh zum Rabennest und sende an alle Königen im Reich eine Nachricht, das ich eine Sitzung bei den 4 Weisen herbeiführen werde.". "Jawohl, Herr!". Adam dreht sich um und rennt wieder den Flur hinauf, aus dem er gerade kam. "Talgrus, du weißt, was du jetzt tun musst?". Talgrus nickt.
Adam geht die Treppe hoch in den Rabenturm des Schlosses. Er steigt mühevolle die Treppen hinauf, jede Stufe ist für ihn ein Kampf gegen die Muskeln. Vor 2 Jahren sind seine Eltern verunglückt. Er kann sich noch daran erinnern, als er weinend auf die Knie gefallen ist, in seinen Armen der Kopf der Mutter. Das Haus wurde gezielt gesprengt, die Täter wurden daraufhin schnell gefasst. Es handelte sich aber um einen Fehler, da die Familie davor, auf die die Täter scharf waren, schon längst ausgezogen sind. Der König hatte ihn aufgenommen, er wuchs mit den Prinzen auf, die sich jeden Tag um ihn gekümmert haben. Vor allem das Mädchen, Elvia, die jetzt verschwunden ist. Verträumt kommt Adam oben an. Der Wind hier oben ist stärker und er muss zusehen, das er nicht erfasst wird. Er kämpft gegen den Wind an und erreicht seinen Schreibtisch an einer Wand, die nur so von Efeu trotzt. Mit einer Feder zaubert er elegant einzelne Worte auf ein Pergament, rollt diesen zusammen und festigt ihn mit einem Gummiband. Er geht zu den Käfigen, wo die Raben auf ihn warten. Mit Pergamentrolle bepackt, verlassen duzend Raben den Turm Richtung Süden.
"Herr, es ist vollbracht!". Breitbeinig steht der Mann an einer Klippe, unter ihm ein unendlicher Abgrund. Wenn man aufschaut sieht man noch von weitem die Kuppeln der Türme im Wolkenschloss. So stolz und arrogant, wie ihre Herren. "Komm ran. Scheu dich nicht." Ein maskiert Mann tritt aus dem Schatten eines Baums heraus.
"Sie mal, die Menschen! Sie verhalten sich wie Ameisen, wenn ihr Bau angegriffen wurde. Schade eigentlich, dass das bald alles ein Ende hat. Komm näher.". Der Mann nähert sich ihm und wird von seinem Arm an ihn ran gezogen.
"Sieh nur. Im Westen die Berge, im Osten die Sonne! Und genau vor uns ist das Schloss. Ist diese Aussieht nicht wundervoll?". "...ja...ja...". "aber, was ist unter uns? Siehst du irgendetwas? Der Nebel versperrt uns die Sicht, nicht wahr?". Ängstlich blickt er runter. "Ja, ich sehe ni....ahhh!". Mit einem kräftigen Stoß wird er in die Schlucht runtergeworfen. "Dann seh besser hin!". Er stürzt durch die Nebelschicht, umhüllt von pechschwarzer Dunkelheit. Er versucht sich noch zu retten, aber der Zauber wirkt nicht. Schreiend stürzt er sich in einer der spitzen Steinen. In den letzten Sekunden fliegen tausende Bilder an seinen Augen vorbei, die ersten Schritte seiner Tochter, die erste Trainingseinheit mit ihr. Er streckt seine Hand aus und versucht sie zu packen, doch der Griff geht ins leere. SCHWÄRZE
"Warum hast du das getan?". Der Mann dreht sich um. "Hör mal, es war komplett unnötig. Er war wichtig!". Ein Blick von dem Mann und der Krieger senkt den Kopf und tritt wieder zurück in die Reihen.
"Ach Kind, was soll ich nur sagen. Er hätte nicht so viel Aufsehen erwecken sollen. Der Bastard der grünen Wälder hätte nicht vor den Augen der Königin umgebracht werden sollen. Jeder weiß jetzt, das zwei Untote im Land herumstreifen. Die schwarze Krähe hätte auch nicht so viel Aufsehen erwecken sollen!". Er wendet sich wieder dem Wolkenschloss zu. Seine Augen visieren den Tempel an. Wie lange hatte die schwarze Rabe doch auf diesen Moment warten müssen. Die Rache an seinen Meistern nehmen zu können. Dieser verfluchte alte Sack, der dem damals jungen König Elias die Hilfe anbot und ihm das Schwert der Freiheit gab. Traumatische Erinnerungen überkommen der schwarzen Rabe. Als er triumphierend den Speer hochhielt und Elias diesen mit einem einzigen Hieb sauber durchtrennte. Wie er, eines der stärksten Untoten, von einem Burschen überrumpelt wurde. Wie er in einem Sark, verschlossen durch Bannen und Flüchen, für ewig unter den Ruinen von Mirith begraben wurde. Nun ist es Zeit...
DU LIEST GERADE
Eine Kleine Kurzgeschichte
FantasyEin Schatten durchzieht ein friedliches Reich. Die Menschen werden von verschollenen Mythen wieder heimgesucht. Das dunkle bedeckt das Licht und alles gute wird drarin untergehen.