Eine fremde Gefahr

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Gedankenverloren stand ich am Herd und kochte. Ich war Köchin im Dienst des Königs Thranduil. Kein sehr ehrenhafter Posten, ich weiß, aber es sicherte mir mein Leben soweit, das ich hier leben konnte und sich niemand für mich interessierte. Ich rührte die Suppe, die ich zu kochen hatte, nochmal um, dann rief ich: "Fertig." Eilig kamen zwei Diener und erledigten ihre Aufgabe. Solange der König aß hatte ich noch frei, und dannach musste ich lediglich abspülen. Ich atmete auf und lehnte mich an die Küchenplatte. Fanir, mein Chef, kam zu mir. "Geh etwas Essen, Taris, komm aber nachher wieder um abzuspülen." Ich verneigte mich. "Ich danke, mein Herr." Ich ging an ihm vorbei aus der heißen Küche. Draußen wischte ich mir den Schweiß aus dem Gesicht. Aber anstatt in den Speisesaal ging ich in mein Zimmer. Es war ein für meine Verhältnisse geradezu königliches Gemach. Ich stammte nicht gerade aus Armen Verhältnissen, aber nachdem ich Jahrelang von Orks gefangengehalten wurde und versklavt wurde, war selbst eine Abstellkammer für mich wie der siebte Himmel. Mein Gemach jedoch war keine Abstellkammer. Es war ein relativ großer Raum, der relativ hell war, mit einem nahezu gigantischen Hinmelbett, in welches ich bequem fünfmal reinpasste. Ich legte mich hin und atmete einmal tief durch. Mein Blick fiel auf ein Bild, das über meinem Schreibtisch hing. Ich und meine besten Freunde, wir standen lachend Arm in Arm nebeneinander. Wir waren eine sehr ungewöhnliche Mischung. Die meisten wohnten gar nicht auf Mittelerde. So wie meine beste Freundin Nacht es mir erzählt hatte, musste man das Meer für lange Zeit überqueren, um zu ihrer Heimat zukommen. Den Namen hätte ich gerade vergessen. Meine andere Freundin, Rhaenyra, kam aus einem merkwürdigen Land namens Westeros. Sie hatte auf dem Rücken ihres Drachen Rhaegal das Meer überqueren wollen, und war mit ihren Freundinnen vom Kurs abgekommen. Ihre beste Freundin war Lyanna Stark, die Tochter eines gewissen Jon Schnees. Und Joanna Lennister. Rhaenyra und Joanna stritten immerzu, doch ich war davon überzeugt, das sie sich auch mochten. Ich rappelte mich auf und ging zu meinem Schrank. Dort waren verschiedene Kleider und am Boden lag ein Stoffbündel. Ich wickelte es aus und zum Vorschein kam ein langer, schwarzer Dolch. Drachenglas, so nannte es Rhaenyra. Für eine Gefahr, die mich niemals betreffen würde. Plötzlich merkte ich, das ich eigentlich schon viel zu spät war. Verdammt. Ich raste aus dem Zimmer, die Treppe hoch und in die Küche. "Du bist spät", sagte Fanir. Ich zog automatisch den Kopf ein. "Tut mir leid, Herr, ich werde in Zukunft pünktlich sein." "Taris, du bist sonst immer pünktlich. Jetzt mach dir mal nichts draus, und mach deine Arbeit." Ich nickte und Eile zu meinem Platz. Da helfe ich den anderen Elben beim Abwasch. Nebenbei hörte ich mit einem halben Ohr den Gesprächen zu. Lyn erzählte gerade irgendetwas über unbesiegbare Orks. Ich lauschte auf. "... angeblich haben unsere Wachen es nicht geschafft, sie zu besiegen. Sie haben sie mit Pfeilen durchlöchert und ihnen die Köpfe abeheschnitten, aber es hat alles nichts gebracht. Also haben sie sie zerstückelt, aber irgendwie Leben sie immer noch." "Habt ihr es mit Feuer probiert?", murmelte ich, mich an Rhaenyras Worte erinnernd. >Nur Feuer kann richtig töten< oder so hätte sie gesagt. Lyn wandte sich an mich, zu meinem Pech hatte sie mich nämlich gehört. "Warum?", fragte sie irritiert. "Nichts, nichts", sagte ich eilig. "Glaubst du, das hilft?", bohrte sie nach. "Nein, es war nur ein Gedanken kann", antwortete ich unbehaglich. Doch sie hörte nicht darauf. "Das musst du dem Prinzen vorschlagen." "Nein, das war wirklich nur Unsinn", beschwichtigte ich sie. "Komm schon, Prinz Legolas bringt dich schon nicht um." "Muss ich nicht", sagte ich, immer leiser werdend. "Doch, wenn nämlich sonst tausend Wachen sterben, die damit hätten gerettet werden können, bist du Schuld. Und dann hast du richtigen Ärger." "Es sei denn, niemand erzählt sonst dem Prinz oder dem König, das ich diese Idee hätte. Lass uns das Thema einfach begraben, ja?" Lyn schüttelte den Kopf. "Gut, ich verstehe dich zwar nicht, aber na ja. Aber wenn die Situation weiter eskaliert, gehst du zum König." Ich zuckte nur mit den Schultern und machte meine Arbeit. Dabei dachte ich nach. Eigentlich konnte es ja nicht sein, wir hatten Herbst, keinen Winter. Und selbst wenn, hier sollte es sie gar nicht geben. Und wenn doch ... ? Nein, redete sie sich ein, nur weil ich eine Freundin aus einem fremden Land habe, die eine ähnliche Gefahr beschrieben hat, muss das ja nichts heißen. Ich sollte deswegen nicht gleich Panik schieben. Außerdem, bis jetzt wurden sie nur einmal gesichtet, und mit viel Glück würden sie kein zweites Mal kommen. Ich sollte mich nicht verrückt machen. Ich räumte rasch das Geschirr Weg und ging dann nach draussen. Gedankenverloren ging ich durch den Garten und sah mir die Bäume an, deren Blätter Golden braun waren. Wir hatten Herbst. Zum Glück. Ich begegnete ein Paar Elben, die ich alle nicht kannte, dennoch grüßte ich höflich. Ich sah gen Himmel. Graue Wolken ballten sich zusammen. Bald würde es regnen. Eine kräftige Windböe umfegte mich, ließ mich frösteln. Ich schloss die Augen. Als ich sie wieder öffnete, konnte ich meinen Augen nicht trauen. Kleine, weiße Flocken wirbelten durch die Luft. Schnee. Er fiel immer dichter. Ich machte, dass ich schleunigst wieder reinkam, mittlerweile war es auch kälter geworden. Ich flüchtete mich in die Warmen Hallen des Waldlandreiches. Ich nahm den direkten Weg in mein Zimmer. Auf dem Bett lag immer noch der Drachenglasdolch von Rhaenyra. Ich nahm ihn in die Hand und Strich über die schwarze Klinge. Dann sah ich wieder nach draußen, wo der Schne inzwischen sehr dicht fiel. "Der Winter ist da", murmelte ich.

So, das wäre der erste Teil. Wie gefällt er euch? Hätte gerne Rückmeldung über Ungereimtheiten oder so.
LG, Arodil Schurikan 🐉

Über die MeerengeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt