Kapitel 1

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Eine erbärmliche Hitze breitete sich aus, die Sonne stand hoch im Zenit, die Luft flimmerte, und der helle Sand, der die Sonnenstrahlung reflektierte, machte die Hitze noch unerträglicher. In dieser Umgebung kam Liv langsam wieder zu sich. Ihr Kopf schmerzte und ihr Hals war trocken. Auch nach einigen Minuten besserte sich das Gefühl nicht. Irgendetwas stimmte nicht, das spürte sie. An nichts konnte sie sich erinnern. Doch halt, an eine Situation schon. Doch die Erinnerung daran hielt sie zurück, sie hatte diese Szene schon mehrfach vor sich gesehen und jetzt gerade war das einzige was sie dringend brauchte irgendetwas gegen ihr Kopfschmerzen. Irgendetwas, das ihr half, wieder ordentlich zu denken. Sie brauchte dringend etwas zu trinken. Und eine Abkühlung. Wo sie war, wusste sie immer noch nicht, aber das spielte jetzt auch keine Rolle. Sie musste irgendwie Wasser finden. Langsam hob sie ihren Kopf und sah sich um. Vorsichtig versuchte sie auch andere Teile ihres Körpers zu bewegen. Nach einiger Zeit stand sie auf und setzte einen Fuß vor den anderen. Obwohl sie sich nicht daran erinnern konnte, dies jemals schon getan zu haben, gehorchten ihr ihre Muskeln und Gelenke auf Anhieb. Fasziniert davon, was sie alles tun konnte, begann sie ihre Schritte zu verlängern, bis sie schließlich über den sandigen Untergrund rannte. Mal machte sie eine Kurve nach rechts, mal nach links, manchmal baute sie Kreise ein. Sie war immer noch begeistert, aber dennoch fiel ihr auf, wie schnell dieses Tempo sie ermüdete. Sie fiel wieder in einen langsameren Schritt und ging nur noch gerade aus. Währenddessen gab sie sich Mühe, ihre Gedanken in Worte zu fassen. Und nach und nach füllte ihr Kopf sich mit immer mehr Wörtern. Woher diese auf einmal kamen, wusste sie nicht. Hin und wieder mischten sich auch Wörter dazu, die irgendwie anders klangen. Liv gab sich Mühe, diese Wörter in Kategorien zu ordnen. ‚Sprachen' schoss es ihr durch den Kopf. Vier Kategorien, besser gesagt Sprachen, brachte sie zusammen. Deutsch und Englisch waren die größten, mit viel Abstand folgten Latein und Hawaiianisch. Sie gab sich Mühe, ihre Umgebung zu beschreiben: „Sand, sand, Himmel, sky, lani, Sonne, sun, la." Merkwürdig. Egal was sie versuchte zu beschreiben, ins Lateinische konnte sie nichts übersetzen. „Silva, Wald. Sum, ich bin. Cogito ergo sum, ich denke also bin ich. Veni, vidi, vici, ich kam, sah, siegte...", murmelte sie. Nein, weit kam sie mit dieser Sprache nun wirklich nicht. Seufzend gab sie auf und suchte den Horizont mit den Augen ab. Sie befand sich auf einer sandigen, eiförmigen Insel, die umgeben war von wunderschönem türkis-blauen Wasser. Und dann fiel Liv etwas auf. Gar nicht weit von ihr entfernt bewegte sich etwas! Diese Gestalt bewegte sich ebenfalls aufrecht, allerdings war ihre Haut dunkler. Vielleicht konnte sie ihr ja helfen... Einen Versuch war es jedenfalls wert.

Lani - Aloha olaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt