girl x girl

changing feelings

Ich kanns nicht glauben. Passiert das gerade wirklich? Hat mich gerade im Ernst das hübscheste Mädchen auf der Schule auf ein Date eingeladen?! Eigentlich passiert sowas doch nur im Traum, oder? Ich meine, sie könnte echt jeden & jede haben. Und sucht sich ausgerechnet mich aus? Das schüchterne Mädchen, dass sich lieber mit ihrer Musik und ihren Büchern zurückzieht und lernt, statt auf andere zu zugehen.

Ich bin im Moment so geschockt, dass ich nicht mal antworten kann. Am liebsten würde ich mich umdrehen und schauen, ob sie nicht jemanden hinter mir meint, aber der Gang ist komplett leer. Ich hatte gerade Freistunde und war auf dem Weg in die Bibliothek, als sie mir entgegenkam und mich und ich angesprochen hat.

„Ähm, also.... Klar, gerne?" bringe ich mit Ach und Krach heraus. „Super, ich schreib die am besten nochmal heute Abend, wann und was und so." Bilde ich mir das ein oder sah ich da einen Anflug von Erleichterung in ihren grünen Augen. „Okay super" entgegnete ich etwas perplex, als sie mir nochmal zulächelt und schließlich an mir vorbei ging und um die Ecke verschwand. Völlig entkräftet lehne ich mich an die Spinde hinter mir und klammere mich an meiner Tasche fest.

Am Nachmittag treffe ich mich mit meiner besten Freundin Jessy im Thalia-Cafe, um theoretisch den Stoff des heutigen Tages zu wiederholen. Dank meiner großen Neuigkeit allerdings kamen wir eher weniger zum lernen und redeten ausschließlich über das Date. Jessy ist etwas größer als ich, hat braune Haare und einen lässigen Kleidungsstil. „Du weißt gar nicht, wie aufgeregt ich bin und wie sehr ich mich darauf freue." Ich konnte kaum still sitzen bleiben, so euphorisch war ich. Doch irgendwas an Jessys Reaktion irritierte mich. „Mhm, ich freu mich auch für dich" meinte sie etwas halbherzig. Unbeirrt fragte ich. „Kannst du mir dann vielleicht helfen? Du weißt schon, bei der Klamottenwahl und so, ich blicke da echt nicht durch." Erwartend schaute ich sie an, doch Jessy schaute wieder nur verträumt aus dem Fenster auf die Straßenbahnen und die vielen Menschen in der Einkaufspassage, während sie in ihrem Kaffee herumrührte. „Was? Achso, ja klar, kann ich machen."

Was hat sie bloß, sonst freut sie sich doch bei allem mit ihr mit. Sie ist ein sehr wichtiger Mensch für mich. Wenn ich ehrlich bin, habe ich durch sie erkannt, dass ich Interesse an Mädchen habe. Aber weil sie nie gleichartiges Interesse an mir gezeigt hat habe ich meine Gefühle irgendwann verdrängt und mich mit unserer Freundschaft begnügt. Und jetzt dieses Desinteresse? Merkwürdig. Vielleicht hat sie ja auch gerade jemanden im Kopf, den sie mag und hat mir nur noch nichts davon erzählt. Ich will aber auch nicht bohren, deshalb frage ich nicht nach. So ist das bei uns, wir erzählen uns gegenseitig das, was wir wollen und drängen uns zu nichts.

Am nächsten Tag:

Ich stehe in meinem Zimmer und betrachte mich im Spiegel. Jessy steht hinter mir und zupft noch etwas an meinem beigen Wollkleid zurecht. Dazu trage ich eine dunkelbraune Strumpfhose und einen Gürtel, der meine Figur ziemlich gut betont. Meine schwarzen schulterlangen Haare sind offen und sehen ein bisschen messy aus, aber es wirkt bewusst. Hinter meinen Brillengläsern sehe ich in dezent geschminkte Augen. Das hat Jessy wirklich ziemlich gut gemacht würde ich sagen. Lächelnd drehe ich mich um. „Tausend Dank Jessy, wirklich!" „Hab ich gerne gemacht. Du siehst .... Du siehst ziemlich gut aus Lilly" sie schenkt mir auch ein Lächeln, bevor sie mich in die Arme schließt. Während der Umarmung streicht sie mir mit ihrer Hand über den Rücken. Plötzlich drückt sie mich etwas von sich und schaut mir in die Augen. Das nächste, was ich mit bekomme ist, wie ihre Lippen sich auf meine pressen und ich wie automatisch meine Augen schließe. Was geht denn hier ab? „Lilly, ich.. ich will dich." Sagt Jessy, als sie kurz von mir ablässt. Ich schaue sie nur erschrocken an. Und ich weiß nicht, was in mir es ist, aber plötzlich bin ich es, die sie küsst. Nun wandern ihre Hände über meinen Rücken nach unten und umfassen meinen Hintern. Schockiert seufze ich auf. 

Es ist einer von diesen Momenten, in denen das Gehirn das, was passiert nicht verarbeiten kann.

 Jessy schiebt mich rückwärts zu meinem Bett.

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