11. Ablenkung

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Jasons Sicht:

Es war wirklich schön morgens nicht von Explosionen in der Ferne oder Schüssen geweckt zu werden. Stattdessen hat mir Ghost ganz vorsichtig übers Gesicht geleckt. Einige würden das jetzt vielleicht eklig finden, ich allerdings freue mich darüber. Eine Weile bleibe ich allerdings noch im Bett liegen und streichle über Ghosts weiches Fell. Er genießt es. Zwar war ich nur ein paar Tage weg, allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass Davids Kinder Ghost ganz schön gefordert haben. Ich muss wirklich eine Lösung finden wo ich Ghost unterbringen kann bevor wir das nächste Mal einbezogen werden. Vielleicht frag ich Simba, ob seine Oma Lust auf tierische Gesellschaft hat...

Nach einer Weile stehe ich aus dem Bett auf und gehe runter in die Küche. Ghost lasse ich kurz in den Garten, damit er sein kleines Geschäft verrichten kann. Ich mache mir einen Kaffee und gebe etwas Butter dazu in die Tasse. Butter im Kaffee ist etwas, dass mein Seal Dasein in mein Leben geschmuggelt hat. Es macht extra wach und liefert eine extra Portion Energie.

Ghost kommt recht schnell wieder rein und legt sich dann aufs Sofa. Ich schalte den Fernseher ein und lasse Nachrichten laufen. Dann nehme ich meinen Laptop vom Wohnzimmertisch und beginne den Einsatzbericht für Tschad zu schreiben. Die Zeit vergeht dabei wie im Flug. Aus dem Arbeiten reist mich schließlich mein klingelndes Handy. Ich greife in meine Hosentasche um es heraus zu holen, allerdings bin ich noch immer nur mit einer Boxershorts bekleidet, weshalb ich dort nicht fündig werde, da ich gar keine Hosentasche habe. Also stehe ich auf und laufe nach oben um es zu holen. Im Schlafzimmer angekommen fällt mein Blick direkt auf die Tasche mit den dreckigen Sachen, ich muss gleich Wäsche machen. Dann greife ich nach meinem Handy auf dem Nachttisch, ohne nach zu sehen, wer dran ist. "Heaven", sage ich mit ernstem Ton. "Hey Bruder, ich bin's David. Ich wollte dir nur nochmal Bescheid geben, dass ich dich heute um 19.30 Uhr abholen werde. Zieh dich bitte ein bisschen schick an, und nicht wie ein Penner." Seine Aussage klingt vielleicht beleidigend, allerdings lacht er und ich weiß, dass er es nicht gemein meint. "Alles klar Tank, gehen wir zwei schick essen oder was?" Wieder lacht er. "Nein, nicht wirklich. Also iss zuhause was." "Kannst du mir wenigstens einen Tipp geben?" Er seufzt, wahrscheinlich regt er sich über meine Neugier auf. "Meinetwegen, wenn du es sonst nicht aushältst... Wir gehen an einen Ort, an dem man lauter schöne Frauen trifft." Nach kurzem Überlegen entscheide ich mich dafür, dass er einen Club meint, da sich dort oft viele jüngere und in seinen Augen heiße Frauen befinden. "Wenn's dich glücklich macht Tank, geh ich mit dir dahin." "Du hättest auch gar keine andere Wahl Bär, von dem her, glaub mir, dich wird es glücklich machen!" Wieder lacht er, ich wünschte ich wäre so optimistisch wie er... "Alles klar Tank, ich bin um 19.30 Uhr fertig, bis dann." "Bye Jason".

Schick anziehen, keine Ahnung was er damit meint, vielleicht zieh ich zur Abwechslung mal eine Jeans an anstatt einer Cargo Hose...

Nachdem ich den Bericht fertig geschrieben habe mache ich mir was zu essen, Nudeln mit Pesto, geht schnell und bekomme sogar ich hin. Dann mache ich die Wäsche und einen langen Spaziergang mit Ghost. Anschließend mache ich mich langsam fertig. Ziehe ein schwarzes Hemd und Jeans an. Wieder unten angekommen ziehe ich mir noch schnell Turnschuhe an und verabschiede mich von Ghost. Um Punkt 19.30 Uhr verlasse ich das Haus und warte am Gehweg vor meinem Haus auf David. Pünktlich sein ist etwas, dass wir wirklich draufhaben, denn schon sehe ich seinen Wagen in meine Straße einbiegen. Ich bin echt gespannt, wo er mich hinbringt...

Als er von mir stehen bleibt öffne ich die Autotür und steige ein. Zur Begrüßung bekomme ich einen kräftigen Handschlag und ein breites Grinsen. „Also Bär, bist du bereit für einen unvergesslichen Abend!" "Klar Tank, ich vertraue dir 100%, wenn du sagst es wird gut, dann wird es das auch." Wieder lacht er nur und fährt dann los. Er folgt den mir vertrauten Straßen, verlässt unsere Siedlung und fahrt die Hauptstraße entlang. Dann biegt er ins Industriegebiet ab. Keine Ahnung wo dieser Club liegt, aber langsam kommt in mir ein ungutes Gefühl hoch. Als er immer weiterfährt und man am Straßenrand die ersten leicht bekleideten Frauen sieht erkenne ich, wo er hinfährt. "David wieso fahren wir in den Rotlichbezirk?" Ernst sehe ich ihn an. "Tun wir doch gar nicht Bär, vertrau mir da hinten gibt's einen richtig guten Club!" Ich schaue ihn nun unglaubwürdig an. "Ich hoffe nur, dass du mich nicht in einen Puff schleifst. Das würde Allison sicher nicht gefallen." "Siehst du Jason, dann musst du dir ja gar keine Sorgen machen."

Wir fahren weiter. Plötzlich hält David an und sagt mir, dass ich eine Augenbinde anlegen soll, diese reicht er mir. Da ich keine Lust auf eine Diskussion habe, tue ich dies mit genervtem Blick. Etwas später hält der Wagen an. David steigt aus und öffnet mir anschließend die Türe. Dann packt er mich am Arm und zieht mich mit. Nach ein paar Schritten betreten wir ein Gebäude. Schnell steigen mir etliche Gerüche in die Nase. Schweiß, Parfum und Alkohol. Vom Geruch her könnte es ein Club sein, allerdings passt die Musik irgendwie nicht ganz dazu, da sie irgendwie erotisch klingt. Er zieht mich ein paar Schritte mit und sagt anschließend, dass ich mich setzten soll. Auch dies tue ich ohne Widerrede. Um mich herum höre ich Menschen lachen und sich unverständlich unterhalten. "Ich bin gleich wieder da Bär, wehe du schaust." Das Vertrauen, welches ich in David setzte ist groß genug um auch diesen Befehl zu befolgen. Nach wenigen Momenten ist er wieder da, und sagt "Ich bin zurück" allerdings habe ich hinter ihm eine weitere Person laufen hören, also ist er nicht mehr alleine. Plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner Schulter und schließlich Druck auf meinem Schoß. Bevor ich reagieren kann wird mir die Augenbinde abgenommen. Auf mir sitzt eine Frau. Eine junge, wunderschöne Frau in knapper, roter Spitzenunterwäsche. Bevor ich irgendwas sagen kann ergreift sie das Wort. "Guten Abend Jason, dein Freund hier hat mir gesagt, dass du im Moment ein bisschen traurig bist und Ablenkung gebrauchen könntest." Sie lächelt mich verführerisch an. Verdammt David, ein Stripclub, ist das dein Ernst? Ich denke nicht, dass seine Frau damit einverstanden ist. Ich bin völlig überfordert. Diese Frau hindert mich irgendwie daran klar zu denken. "Hats dir die Sprache verschlagen Großer?" Mein Blick liegt ungewollt auf ihren Brüsten. Ich will gar nicht hinsehen, allerdings befinden sie sich direkt vor mir und ich bin einfach nur überfordert. Sie hat schöne, große Brüste und ein noch schöneres Lächeln. Schließlich gelingt es mir mich zusammen zu reißen und etwas zu sagen. "Ähm, ja, ich meine nein, mir gehts gut, fabelhaft ich, ähm kannst du mir vielleicht etwas zu trinken bringen?" Sie schenkt mir ein kokettes Lächeln und steht langsam von mir auf. "Natürlich, was darfs denn sein?" Da mein Blick auf ihrem perfekten Körper liegt und ich unfähig bin etwas zu sagen ergreift David das Wort und bestellt ein Guinness für mich und eine Cola für sich. Sie geht daraufhin in Richtung Bar und ich blicke David wütend an. "Wieso schleppst du mich in einen Stripclub?" David schaut mich fragend an. "Ich habe den Eindruck es gefällt dir hier Bruder. Nach so langer Beziehung kannst du es dir doch ein bisschen gut gehen lassen bevor du weiterziehst." "Ich finde wirklich, dass Frauen sich nicht so verkaufen sollten David, dass ist unter ihrer Würde." "Reiß dich zusammen Jason, es wird doch keiner verletzt. Dir gefällt die Frau doch, die ich extra für dich angesprochen habe." "Das leugne ich ja gar nicht, allerdings bin ich nun mal kein Fan von Stripperinnen und das werde ich ihr sagen, und wir werden gehen." David schaut mich enttäuscht an. "Lass dich doch einfach drauf ein, sie flirtet doch nur ein Bisschen mit dir und sitzt auf deinem Schoß, da passiert doch nichts." Eigentlich hat er recht. Sie wird sicherlich Gründe haben, weshalb sie hier arbeitet und ich bin wohl ein besserer Kunde als die meisten anderen hier. Um uns herum sitzen schmierige, alte Männer, die die Stripperinnen grob anpacken und ihnen dumme Anmachsprüche an den Kopf werfen. "Wenn es mir zu blöd wird gehen wir aber Tank." Er zuckt mit den Schultern. "Meinetwegen, wenn du meinst." Dann sehe ich sie zurückkommen. In der einen Hand hält sie ein Tablet, die andere liegt auf ihrer Hüfte. Ihre Kurven sind wirklich beeindruckend. Die rote Unterwäsche legt sich perfekt um ihren Körper und bedeckt wirklich nur das mindeste. Ihre langen, hellbraunen Haare fallen in großen Locken über ihre Schultern ein klein wenig weiter als ihre Brüste. Auch ihr Gesicht ist wunderschön und im Gegensatz zu ihren Kolleginnen ist sie kaum geschminkt. Bis auf roten Lippenstift erkenne ich in ihrem Gesicht kein Make-Up, allerdings verstehe ich nicht viel davon. Als sie bei uns angekommen ist stellt sie das Tablett ab und reicht David die Cola. Anschließend setzt sie sich auf einen meiner Oberschenkel und reicht mir das Guinness. Instinktiv greife ich ihr mit einem Arm und die Taille und gebe ihr auf meinem Schoß halt.

Ich nehme das Bier aus ihrer Hand und kann meinen Blick einfach nicht von ihr lösen.

Verdammt Jason, jetzt reiß dich mal zusammen und starr die Frau nicht so an...

SEALS - auch harte Kerle können liebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt