Im Gewölbe

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Mae blickte sich in dem Raum um. Er war sauber, die groben Wände waren weiß gekalkt, der Boden aus Stein. Leider gab es kein Fenster. Dafür stand auf dem Tisch ein schwerer Kerzenleuchter mit mehreren Kerzen. An der Wand neben dem Bett hing eine Laterne, in der sich, statt einer Kerze mehrere enorm große Glühwürmchen befanden. Das Bett sah gar nicht mal so unbequem aus. Die Wäsche roch frisch. Das Bündel auf dem Stuhl daneben entpuppte sich als ein Ledertop und ein kurzer Lederrock, dazu passende Sandalen. Das Zeug sah besser aus, als alles was sie daheim hatte. Sogar die Unterhose war aus weichem Leder. Schnell zog sie ihr Nachthemd aus und das Zeug über, dann legte sie ihr Nachthemd auf das Bett. Wann würde das Monster wieder kommen? Und wo war sie und was sollte sie hier? Der Gang, durch den sie gekommen waren, könnte zu einer Burg gehören, ein Kellergewölbe vielleicht.

Die Tür wurde aufgerissen und das Monster erschien mit einem jungen Mann. Mae hatte noch nie so einen hübschen Typen gesehen. Wenn der auf ihrer Schule auftauchen würde, würden die Mädchen sich wahrscheinlich um ihn prügeln. Ihr war das Monster lieber. Das war hässlich, doch bis jetzt ok. Der Schönling dagegen hatte Augen, die so kalt waren, dass sie trotz der Wärme im Zimmer zu frieren begann.

„Ich habe eine Blonde bestellt. Über die Figur habe ich auch Anweisungen gegeben!" Der Schöne umrundete sie. Er schnüffelte an ihren Haaren. Sie wagte nicht, sich zu bewegen. „Das hier ist noch nicht ausgewachsen!", protestierte der andere weiter.

Hallo. Empört presste Mae ihre Lippen zusammen, was sollte das.

Das Monster entschuldigte sich unterwürfig. Mae hoffte, dass er sie zurückbrachte und bei der Gelegenheit ihre Großeltern verschwinden ließ. Doch anscheinend hatte ihr Entführer den anderen auf eine Idee gebracht.

„Du bist nicht das, was ich wollte", wandte sich der Hübsche an sie, „aber vielleicht findet sich eine andere Verwendung für dich. Ich werde dich vielleicht als Bodyguard anbieten", meinte er dann.

„Ich kann nicht kämpfen, ich habe keine Ahnung..."

„Sei still. Es geht nur um den Schein. Du bist zu dünn für eine Blutspenderin, zu sehnig für eine anständige Mahlzeit. Und verdammt nochmal, was ist das da?" Er trat nach einer Katze, doch sein Fuß ging durch das Tier hindurch. „Hast du etwa Geisterkatzen hierher geschleppt?", drohend zeigte er mit dem Finger auf das Monster, das unter seinen Blicken zu schrumpfen schien.

Mae sah zu der Katze und da war noch eine zweite! Das waren die beiden, die Großvater angeschleppt hatte. Wieso waren sie hier und warum waren sie durchscheinend? Sie verbiss sich die Frage, die in ihr aufkam. Wieso waren diese Katzengeister hier und warum ärgerte sich der Typ darüber.

BlutopferWhere stories live. Discover now