O6 : Time is Running

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                                          O6 : Time is Running

Die Zeit schlägt Falten in die reinste Stirn, entstellt die schöne Wahrheit der Natur und prägt auf alles der Vernichtung Spur.

London | 23. September 2014 |13:06 Uhr

Harry spürt, wie Louis an ihm herangetreten ist und leicht einen Arm um seine Hüfte gelegt hat. Der Lockenkopf spürt, dass es nichts gutes heißt, dass solch ein Mensch vor der Wohnungstür steht.

»Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass ich das Gas für die Heizung nun komplett ausstellen muss.«

Es trifft Harry und Louis, wie ein Schlag mitten ins Gesicht.

»Bitte was?«, fragt der Lockenkopf ungläubig nach und muss den Kloß im Hals runterschlucken, welcher sich in den wenigen Sekunden gebildet hat. Er spürt, wie sich Louis mehr an ihm herandrückt und anfängt zu zittern. Vor Angst?

»Sie haben die Rechnung nicht bezahlt und da -«

Kopfschüttelnd unterbricht Harry den Mann. »A-aber wir können doch ….«, der Braunhaarige bricht ab, als er bemerkt, dass er keine Ahnung hat, was er genau sagen soll. Alles in seinem Kopf ist konfus und ergibt überhaupt keinen Sinn mehr.

»Sir, es tut mir wirklich leid, aber es ist mein Job.« Versucht der Mann die unschöne Stimmung etwas zu lockern, was jedoch total nach hinten losgeht.

Louis, welcher sich zuerst im Hintergrund aufgehalten hat, tritt nun mit leicht verängstigter Miene vor Harry. Sein Herz schlägt wild gegen seine Brust.

Die Angst, welche Harry und ihn seit Jahren verfolgt hat, ist wahr geworden.

»Das können Sie doch nicht machen. Wie sollen wir jetzt im Winter auskommen?«, fragt Louis mit versuchter ernster Stimme. Jede bricht diese am Ende etwas weg. Am liebsten würde der Junge aus Doncaster sich selbst schlagen, dass er nicht standhaft bleibt. Dass er bei jeder Kleinigkeit, die ihm nahe geht, anfängt zu heulen.

Seine Eltern hatten damals recht gehabt. Er ist ein Loser und eine Heulsuse zu gleich.

»Ich muss, Sie haben ihre Rechnung nicht bezahlt. Jetzt lassen Sie mich bitte rein!«, gibt der Mann zurück und tritt etwas ungeduldig von einem Bein aufs andere. Man merkt schon, dass der Herr von seinem Dienst sofort verschwinden möchte. Ihm ist es selbst sehr unangenehm, anderen Leuten das Gas abzustellen. Gerade, wenn es langsam aber sicher auf die kälteren Tage zugeht.

Gerade, als Louis noch einmal was sagen möchte, wird er von seinem Freund sanft zur Seite geschoben. Der Lockenkopf hat mitbekommen, dass sie keine Chance haben werden. Er möchte kein Streit und erst recht nicht, dass der Mann von der Gas-Firma die Polizei ruft.

»Kommen Sie rein«, murmelt Harry leise und zieht Louis selbst mit in die Wohnung, der noch immer nicht glauben kann, dass sein Freund so kampflos aufgibt.

»Harry du kannst doch - «

»Psst, wir reden später.«

»Aber Harry - «

»Später Louis!«, die energische Stimme lässt den Jungen aus Doncaster verstummen. Sauer reißt er sich von dem Größeren los und stampft in die Küche. Er möchte jetzt alleine sein. Der Tag hat so schön angefangen und scheint sich nun in ein wortwörtliches Drama zu verändern.

Seufzend lässt sich Louis auf den Stuhl nieder, der unter seinem Gewicht etwas knarrt. Der Hellbraunhaarige weiß selbst, dass die Möbel nicht mehr lange mitmachen werden. Teilweise sind sie sogar älter, als sie selbst.

By your Side [l.s & z.m]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt