Erst einige Sekunden später fiel Rachel auf, dass er ihren Hals so fest zuschnürte, dass sie keine Luft mehr bekam.
Und er grinste dabei noch immer so wie ein hungriges Tier, das seit Tagen nicht mehr gefressen hatte.
Wenn er damit weiter machen würde...Mit voller Kraft Schlug sie ihm ins Gesicht, versuchte sich zu befreien.
Natürlich fing er ihre Hand ab, doch der winzige Moment an Überraschung (Menschen konnten einfach nie glauben, dass sie wirklich zurück schlagen/sich wehren würde) reichte aus um sich aus seinem Griff heraus zu winden und ans Zimmerende zu krabbeln; kurz bevor seine Hand sie erneut packen und ihr diesmal das Genick brechen konnte.
Der Mann knurrte frustriert auf, kauerte sich vor ihr zusammen, versperrte Tür und Fenster gleichermaßen. Wäre die Kette nur zwei Zoll länger, hätte er sie bereits wieder erwischt.
Doch auch so überbrachte der schwarz Haarige eine klare Botschaft; Zeit, hatte er zum Warten mehr als genug.
Genauso frustriert wie er, lehnte sie sich gegen die Wand, wünschte sich beinahe, einfach ins Bett gegangen zu sein.
In ein schönes, weiches Bett. Mit einer Leiche darunter.
Sie schwiegen sich einige Zeit nur an. Rachel hatte mittlerweile die Augen geschlossen, driftete, trotz der unmittelbaren Gefahr vor ihr, immer mehr weg.
Bis der junge Mann wieder das Wort ergriff, sie in die Wirklichkeit zurück zerrte."Hey Missy, was machst du eigentlich hier in diesem Haus?
Hatte gedacht du hast dich gleich aus'm Staub gemacht, nachdem du mir eins Übergezogen hast."Die verdrängten Schuldgefühle kamen wieder hoch.
War er tatsächlich nur hier, weil sie ihn schutzlos zurückgelassen hatte?
Wäre es anders verlaufen, wenn Sie stattdessen den älteren Mann, mit der lila Jacke verfolgt hätte?
Aber an dessen Kopf wäre Sie nicht mal mit dem Ast herangekommen, nie im Leben!
Hätte sie ihn an die Wand angelehnt, vor neugierigen Augen versteckt, dann wäre sie zu spät in die Halle gekommen, hätte draußen schlafen müssen. Sie hatte vielleicht was falsches getan, (Ihre komplette Existenz war immerhin falsch) aber was anderes hätte sie nicht tun können!"W-wie geht es deinem Kopf?"
"Scheiße natürlich, wie soll's ihm schon gehen?!"
Stimmt wohl. Konnte man ihm auch nicht verübeln.
Sie gab keine weitere Antwort von sich, was dem Mann irgendwann ein Seufzen entlockte."Tja Missi, scheint als würden wir beide in der Scheiße stecken. (Er höchstwahrscheinlich wegen ihr, sie, offensichtlich wegen ihm. Oder doch wegen Cathy?)
Was zur Hölle tust du überhaupt hier?"Hatte sie einen Grund zum Lügen?
Eigentlich nicht, und ihn weiter zu ignorieren, nach allem was sie ihm angetan hatte, wäre auch unverschämt.
Aber was, wenn er sie irgendwie dazu überredete, näher zu kommen? Das würde böse enden, sie durfte auf keinen Fall darauf reinfallen!"Hey! Hey, sag bloß du bist bewusstlos!"
"...Bin ich nicht. Ich hab einen Vogel gefunden und bin hier her gekommen um ihn abzugeben. Cathy - die rot haarige Dame -", fügte sie bei dem Fragezeichen auf seinem Gesicht hinzu, "war so gnädig und hat mir das Zimmer gegenüber gegeben, aber dann war da ein komischer Geruch, und unter dem Bett lag Cathy's Leiche -außerdem noch die des Vogels. Ich bin dann hier her gerannt, wollte schauen ob du noch lebst und- ja."
"Ja. Ja was? Festgestellt, dass es merkwürdig ist jemanden angekettet wie einen Hund vorzufinden? Sei mal lieber froh, dass dein kleines Hirn mitbekommen hat, dass da was nicht stimmt, sonst hätte dein Morgen ziemlich scheiße enden können. Jetzt mach mich los damit wir hier abhauen können!"
Wir. Er sprach von ihnen als hätte er nicht vor, sie, gleich nach dem er frei war, umzubringen.
Wahrscheinlich log er einfach nur, versuchte seine Möglichkeiten auszutesten.
Aber er war auch nur wegen ihr an diesem Ort, in den Händen (an der Kette) einer (wahrscheinlichen) Mörderin. Natürlich würde er ihr nicht verzeihen können. Niemand verzieh ihr ihre Fehler, nie.
Nur - gab es keine Alternative. Sie wollte weg hier - auf Cathy zu warten klang überhaupt nicht nach einer guten Idee - und der einzige Ausweg war versperrt. Sie wollte ihn nicht losmachen, weil er sie verletzten und töten könnte. Sie wollte nicht sterben.
Aber vielleicht war der Mann (oder doch nur ein Junge? Er sah jung aus, allerhöchstens 19) auch nur verzweifelt gewesen, hatte sie im ersten Moment mit der rot Haarigen verwechselt und ein zu großes Ego, um nun was daran zu ändern. Möglicherweise wollte er genauso leben wie sie, ohne ihr potenziell schaden zuzufügen.
Doch genau so gut könnte er auch der Mörder, von Cathy gestellt und vorerst angekettet worden sein, um persönlich für seine Taten zu büßen, bevor er ins Gefängnis gebracht wurde.
(Cathy schien ihr gerissen genug um sowas Zustande zu bringen.)
Beides änderte nichts an ihrer Situation, ihrem Wunsch zu leben, nicht verletzt zu werden.
Eddie zwitscherte aus dem Flur, wirkte fröhlich und unbekümmert.
Rachel schluckte, atmete tief durch.
Dann sah sie dem Mann in die Augen."Wo ist der Schlüssel zu deinen Ketten?"
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Angels of Death
FanfictionNach einem Jahr auf der Straße, fand die Blonde endlich, was sie suchte. Einen Ort, an dem sie leben konnte, leben durfte.