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„Das Haus ist der Wahnsinn!", staunte Jack.
Wir standen allesamt mit unserem Gepäck vor dem Anwesen. Den Kopf im Nacken liegend und staunend. Wir waren nach ca. zwei Stunden Autofahrt endlich am Ortsschild Meansville vorbeigefahren und haben in dem kleinen Supermarkt gegenüber des Kindergartens eingekauft. Danach sind wir noch etwa fünf Minuten weitergefahren, als wir das Haus auf dem Hügel auch schon erblickt hatten. Es war groß und die Weiße Farbe auf den Holzlatten blätterte bereits ab. Dennoch war es wunderschön. Wir hievten unsere Taschen die Veranda hoch und Laurie schloss schnell die Tür auf. Wir kamen in einen Flur mit dunklem Holzflur und einem riesigen ausgestopften Karibukopf an der Wand. „Wahnsinn", hauchte Matt. Wir hängten unsere Jacken in die Garderobe und ließen unsere Schuhe im Flur. Am Ende des Flure führte links neben der Treppe eine Tür in die Küche. Es war ein großer, heller Raum, der sich gleichzeitig als Ess- und Wohnzimmer entpuppte. Der dunkle Holzboden war teils mit Bärenfellen ausgelegt. Die Küche war modern und stilvoll gebaut. Die Komplette Nordseite war verglast sodass man einen gigantischen Ausblick auf den angrenzenden Wald hatte. Eine weiter Tür, rechts von der Treppe, führte in eine Art Arbeitszimmer. Ein massiver Holztisch stand im Vordergrund und dahinter ragte ein riesiges Bücherregal hervor. Man hatte es ganz nach links an die Wand geschoben, sodass rechts genug Platz war in die zweite Hälfte des Raumes zu gehen wo sich eine schmale lederne Couch und ein Billardtisch befanden. Wenn man die Treppen hochging gelangte man in einen weiteren Flur an den sich einige Zimmer anschlossen. Zum einen gab es fünf Schlafzimmer mit tollem Ausblick, einmal auf den Wald und die gegenüber auf das Dorf. Zum anderen war auch ein riesiges Bad im Obergeschoss. Wunderschöne goldene Schnörkel zogen sich über die Tapete und auch die Füße der freistehenden Badewanne waren vergoldet.
Kai pfiff anerkennend. „Hier lässt es sich gut leben" „Was arbeitet deine Tante doch gleich?", fragte Matt Laurie. „Sie ist macht irgendwas mit Immobilien, oder so" Melody ging langsam zurück in den Flur und ging in einen der Räume auf der Nordseite. Auf jeden Fall wollte sie ein Zimmer mit Blick auf die Wälder. Auch die anderen kamen aus dem Badezimmer und Francis und Jack nahmen ein Zimmer auf der gegenübrigen Seite in Beschlag. Laurie nahm sich dass Zimmer links neben ihr und Kai das rechts. Matt sah nicht glücklich aus als er in das neben Francis und Jack ging.
Laurie klatschte in die Hände und räusperte sich. „Also, ich schlage vor jeder macht sich frisch und wir treffen uns in einer halben Stunde unten in der Küche." Sie erntete zustimmendes Nicken und Melody war erleichtert als sie die Türe schloss und für sich war. Sie ging auf das riesige Bett und steich mit ihren Fingern über das Schafsfell, das darauf ausgebreitet war. Gedankenverloren genoss sie den Ausblick. Sie freute sich endlich mal völlig abschalten zu können und vielleicht sogar Kai etwas näher kommen zu können. Bei dem Gedanken an ihn wurde sie aus ihrer Träumerei rausgeholt und sie schritt schnell zu ihrer Reisetasche. Auf alle Fälle wollte sie sich etwas bequemeres und dennoch schönes anziehen und sich vielleicht sogar etwas schminken. Mel entschied sich für eine enge, schwarze Legging und einen beigen Pulli den sie über alles liebte. Er war unglaublich weich und endete knapp über ihrem Po. Melody kämmte sich die langen Haare und entschloss etwas Wimperntusche, um ihre blauen Augen hervorzuheben und Lipgloss aufzutragen. Schließlich streifte sie sich ihre pinken Plüschhausschuhe über und schrieb ihren Eltern eine kurze SMS. Mit einem letzten Blick in den Spiegel ging Mel hinaus auf den Flur wo sie auf Kai traf. Er lächelte sie an und sagte: „Das Haus ist der Wahnsinn nicht?" „Ja es ist wirklich wunderschön. Ich denke wir werden eine gute Zeit haben", antwortete Melody so lässig wie möglich und ging neben ihm die Treppen hinunter. Laurie war bereits in der Küche und hatte ein Telefon zwischen ihr Ohr und ihre Schulter geklemmt. Weiter hinten im Raum saß Matt auf einem der zwei Lederstühle und las ein Buch dass Mel nicht kannte. Neben ihm auf der Couch waren Francis und Jack, die sich leise unterhielten. „Hey Leute ich habe Pizza bestellt ich hoffe das geht bei jedem klar", zwitscherte Laurie fröhlich und schmiss sich in den noch freien Lederstuhl . Kai und Melody gingen ebenfalls zu den anderen und setzten sich auf das Sofa. „Pizza ist perfekt", antwortete Mel abwesend, während sie sich darauf konzentrierte weder zu nah noch zu weit weg von Kai zu rutschen. Er saß nach hinten gelehnt, hatte seine Beine locker überschlagen und sein Arm ruhte ausgestreckt auf der Lehne. Das schwarze Haar war verstrubbelt und seine tiefbraunen Augen leuchteten gut gelaunt.
Als die Pizza wenig später ankam war es bereits dunkel draußen. „Hey hat wer Lust auf ne Runde Wahrheit oder Pflicht nur ohne Wahrheit?", fragte Matt in die Runde. Melody hasste dieses Spiel. Sie verstand nicht wie Leute in ihrem Alter noch immer darauf abfuhren und der Gedanke daran vielleicht jemanden Küssen zu müssen bereitete ihr Bauchschmerzen. „Au ja! Aber ich hol noch schnell was dass uns ein bisschen lockerer macht", rief Laurie und sie zwinkerte schelmisch in die Runde. Sie hechtete in die Speisekammer und nach einigem Klirren und Rascheln kam sie mit einer Flaschen Vodka und Orangensaft und Pappbechern wieder. Matt half ihr beim einschenken und sie verteilte die Becher. „Auf uns und einen lustigen und entspannenden Aufenthalt", sagte sie in die Runde. „Auf ex!", fügte Matt hinzu. Melody setzte den Becher an die Lippen und war überrascht dass ihr der Drink schmeckte. Bis auf ein Gläschen Wein hin und wieder trank sie keinen Alkohol. Auch die anderen leerten ihre Becher in wenigen Zügen und Laurie schenkte fleißig nach. Jack holte einen Kuli aus seiner Pullitasche hervor und legte ihn auf den Couchtisch. Geschickt drehte er ihn und alle schauten gespannt dabei zu wie er seine Runden drehte. Allmählich wurde er langsamer und kam schließlich auf Matt zeigen stehen. Ohne zu überlegen sagte Jack: „Ex deinen Drink" „Wie langweilig", kam es von Francis, doch Matt hob den Becher und trank ihn aus. Er war an der Reihe und drehte den Stift. Melody rutschte unruhig hin und her und atmete erleichtert auf als der Stift auf Francis zeigte. „Zieh deine Weste aus", forderte er grinsend. Jack versteifte sich und funkelte ihn an, doch Francis streifte die Weste ab und saß nun in einem engen, knappen lila Top vor ihnen. Melody trank auch den zweiten Drink aus und spürte ein leichtes drehen in ihrem Kopf. Wieder wurde der Stift gedreht und dieses Mal blieb er auf Kai zeigend liegen. Francis schaute zwischen Melody und ihm hin und her und grinste triumphierend. „Ich will dass du den Rest des Spieles Oberkörperfrei bist", sagte sie und zwinkerte Mel vielsagend zu. Kai zog sein Shirt aus und sofort musste Melody auf seine muskulöse Brust starren. Sie zwang sich wegzusehen und trank noch einen Schluck. Einige Runden und Getränke später war Mel an der Reihe. Trotz des Alkohols fühlte sie sich unbehaglich. Laurie die mittlerweile hacke dicht war überlegte kurz und schrie dann aufgeregt: „Mel soll Matt küssen! Mel soll Matt küssen! Hahaha Mel und Matt dass ist ja M&M. Ich hätte echt Lust auf M&M's!" Geschockt starrte Melody ihre Freundin an. Wie konnte sie das nur tun? Sie wusste doch das Mel in Kai verliebt war. Zögernd stand sie auf und ging zu Matt rüber. Er war ebenso schon total besoffen und grinste sie erwartend an. „Kommt schon Leute, dass ist doch doof", meinte Kai. Melody erstarrte. Wieso sagte er das genau jetzt. Er hatte sich auch nicht beschwert als Laurie zuvor schon Matt geküsst hatte. War er etwa ... eifersüchtig? Konnte es wirklich sein, das Kai vielleicht auch etwas für die empfand? Dämlich lächelnd ging sie weiter auf Matt zu und küsste ihm rasch auf die Lippen. Er schmeckte nach zu viel Vodka und Salamipizza. Angeekelt nahm Mel wieder Kai Platz und traute sich sogar etwas näher an ihn zu rutschen. Sie drehte den Stift und Francis war and der Reihe. Melody versuchte eine gute Aufgabe zu finden doch schließlich forderte sie Francis einfach nur auf Jack zu küssen. „Wollen wir aufhören? Es ist erst der erste Abend und wir müssen ja nicht gleich übertreiben", meldete sich Jack zu Wort. Seit der letzten halben Stunde konnte er kaum noch die Finger von Francis lassen und es war offensichtlich, dass er mit ihr alleine sein wollte. „Warte, ich will noch mal und dann können wir ja wegräumen", erwiderte seine Freundin stur und drehte den Stift. Langsam kam der Kuli zu Ruhe und zeigte pfeilgerade auf Kai. Ohne zu blinzeln sagte Francis: „Ich will dass du Mel küsst" Melody versteifte sich. Eigentlich sollte sie sich freuen, doch auf einmal war ihr es furchtbar unangenehm. Kai jedoch beugte sich zu ihr und ein seltsames Leuchten lag in seinen Augen. Melodys Atem stockte und ihr Herz raste je näher er kam. Sanft berührten seine Lippen die ihren und sie schloss die Augen. Ganz im Gegenteil zum Kuss mit Matt war dieser nicht nass und kurz, sondern vielmehr ruhig und forschend. Langsam fanden ihre Lippen den Rhythmus und Kai strich mit seinen Händen Mels Arme auf und ab. Sie selbst konnte ihr Glück noch gar nicht fassen und schlang ihre Arme um seinen Nacken. „Ja ja, es reicht. Ihr sollt eich küssen und nicht vor unseren Augen rummachen", riss Jack die beiden aus ihrem Kuss. Sofort wich Melody zurück und ihr eine erfreute, jedoch auch peinlich berührte Röte zog sich über ihr Gesicht. Francis schaute Melody verzückt an und auch Laurie wackelte Mel mit den Augenbrauen zu. „So das wars dann für heute. Ab Marsch ins Bett", sagte Jack der es wohl kaum erwarten konnte endlich mit Francis mach oben zu gehen. Kai lächelte Mel an und sie grinste zurück. Sie konnte sich nicht erinnern wann sie das letzte Mal zu glücklich gewesen ist. Sie erhob sich und auch die Anderen machten sich daran aufzuräumen.
Nachdem es wieder einigermaßen ordentlich aussah gingen die Freunde die Treppen hoch. Bis auf Laurie und Matt die entschlossen hatten noch unten sitzen zu bleiben. Melody hatte schon seit der Herfahrt das Gefühl zwischen Matt und Laurie hätte es gefunkt. Erfreut, dass es für sie und auch ihre beiden Freundinnen so gut lief, ging sie in ihr Zimmer und schmiss sich aufs Bett. Ohne das Fell zu entfernen und sich umzuziehen fiel sie in einen tiefen Schlaf.

Silent RhapsodyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt