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Ein seltsames Krachen mitten in der Finsternis. Ein leises Rascheln in der Stille. Ein scharfes Einatmen im Luftzug.

Mit einem Mal war Melody hell wach. Sie hatte ein lautes Krachen im Untergeschoss wahrgenommen. Sie tastete blind in der Dunkelheit nach dem Nachtlicht. Sie erhaschte mit ihren Fingern den Schalter und knipste es an. Müde rieb sie sich die Augen und spitzte die Ohren. Doch sie hörte nichts. Vorsichtig schlug sie die Decke zurück und richtete sich auf. Sie warf einen kurzen Blick auf die Wanduhr. Es war 3 Uhr morgens. Matt und Laurie saßen wohl nicht noch immer unten. Sie tapste barfuß über den kühlen Boden und öffnete sachte ihre Tür. Totale Dunkelheit umhüllte Mel. Jetzt wo sie so da stand wurde ihr etwas mulmig zu Mute. Sie schlich auf Zehenspitzen zum Treppengeländer und beugte sich vor. "Matt? Laurie?", es kam keine Antwort. Melody schlich weiter zu Lauries Zimmer und spähte vorsichtig hinein. Sie konnte Lauries blonde Haare erkennen. Mel ging leise wieder ins Zimmer zurück. Doch die Ungewissheit wer oder was das Krachen verursacht hat machte ihr Angst. Melody zog die Decke bis unter ihr Kinn und fiel bald, von der Müdigkeit geschlagen in einen unruhigen Schlaf. Als die ersten Sonnenstrahlen sie am Morgen weckten, fühlte sie sich wie gerädert.
Melody konnte hören dass draußen schon wer herumging und beschloss ebenfalls aufzustehen. Schnell kemmte sie sich ihr Haar und band es sich zu einem Zopf.
Als sie hinaus in den Flur trat traf sie auf Kai. Er hatte nasses Haar und sein weißes Shirt klebte an seinem noch leicht feuchten Oberkörper. Er grinste sie verschmitzt an. "Ich kann nichts dagegen machen. Ich bin ein hoffnungsloser Frühaufsteher" "Ja ich bin auch nicht gerade dafür bekannt lange auszuschlafen. Sag mal... du hast gestern Nacht nicht zufällig ein Krachen oder so etwas ähnliches gehört?", fügte sie nach einer kurzen Pause hinzu. Es war ihr peinlich nachzufragen, sie wollte nicht wie ein ängstliches Mädchen wirken, dass sich sobald ihre Eltern nicht da sind in die Hosen macht. Doch Kai schien ernsthaft nachzudenken bevor er antwortete: "Nein, ich habe nichts mitbekommen. Es wird sicher bloß der Wind gewesen sein" Melody nickte, doch das seltsame Gefühl in ihrer Magengegend ließ nicht mach. Sie folgte Kai die Treppe runter in die Küche.
Kurze Zeit später gesellten sich auch Francis, Matt und Jack zu ihnen. Nach dem Frühstück - es gab Müsli mit Milch und Aufbackbrötchen mit Marmelade- war Laurie noch immer nicht dazugestoßen. "Laurie schläft immer länger", meinte Francis. "Ich schaue trotzdem mal mach ihr", sagte Mel und lief die Treppen hoch. Laurie hatte gestern bestimmt einfach zu viel Alkohol erwischt und ohne Hilfe würde die erst am späten Nachmittag aufstehen, da war sich Melody sicher. Sie machte schwungvoll die Tür aufund schritt zum Fenster um die Vorhänge zu öffnen. Sofort strömte Licht ins Zimmer und Mel konnte den gigantischen Wald betrachten. Sie drehte sich um und hüpfte aufs Bett zu ihrer Freundin. Lauire war vollständig zugedeckt. Nur ein Büschel ihrer Haare lugte unter der Decke hervor. "Los raus aus den Federn!", rief sie und und zog lachend die Decke weg.
Ihr Atem stockte. Vor ihr lag Laurie. Doch sie war aschfahl und blutverklebt. Auf ihrem Kopf war eine riesige Platzwunde. Die Augen ihrer besten Freundin waren weit offen und völlig ausdruckslos. Mels Blick wanderte über den blutleeren Mund hinunter zum Hals und was sie dort sah ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Lauries Kehle war vom einen Ohr bis zum anderen aufgeschlitzt. Es trat kein Blut mehr aus dafür konnte man in die Wunde reinsehen. Melody wurde spei übel. Sie rüttelte ihre Freundin, doch nichts geschah. Mels Lippen öffneten sich uns sie ließ einen schrecklichen, qualvollen Schrei aus. Sie schrie und schrie. Mel kreischte sich förmlich die Seele aus dem Leib. Hysterisch blickte sie auf das viele Blut. Egal wo sie hinsah war Blut. Wie konnte ihr das vorher nicht aufgefallen sein?! Auch Mels Kleidung und Arme waren nun blutverschmiert und sie versuchte es hektisch von sich zu reiben. Sie meinte sie müsse sich gleich übergeben, als die Tür aufflog und die anderen da standen.Francis fragte entsetzt: "Meine Güte Mel was ist- " Dann realisierte auch sie welches Bild sich ihr bot und sie kreischte entsetzt auf. Jacks Gesicht war wie erstarrt und er konnte die Augen nicht von Laurie nehmen. Trotzdem reagierte er schnell und umschloss Francis mit seinen Armen. Sie wollte sich verzweifelt losmachen und zu Laurie rennen, doch er zog sie mit sich und drückte ihrem Kopf schützend an seine Schulter. Francis schrie er solle sie loslassen, doch er bewegte sich nicht. Sie trommelte mit ihren Fäusten gegen ihn, bis ihr Kreischen schließlich zu einem verzweifelten Schluchzen wurde und sie sich auch an Jack festklammerte. "Was in Gottes Namen...", murmelte Kai und blickte entsetzt auf Laurie. Langsam näherte er sich und sagte stockend: "Jemand hat ihr die Kehle durchgeschnitten. Sie hat hier eine Platzwunde, also gab es vermutlich einen vorherigem Kampf." Matt blickte verzweifelt auf Laurie und seine Augen waren nass. Er biss die Zähne zusammen und antwortete zitternd : "Man hat sie ermordet. Und wer immer es auch war... ist nicht weit weg" Mel schrie verzweifelt auf und ihre Tränen zogen heiße Spuren über ihre Wangen. Kai packte sie um die Hüften und zog sie vom Bett. Melody ließ es zu und klammerte sich fest um seinen Hals. Er trug sie ins Badezimmer und setzte sie in die Wanne. Das schweißnasse Haar klebte Mel im Nacken und Tränenspuren durchzogen ihre blutverschmierten Wangen. Kai nahm einen kleines Handtuch und drehte das Wasser auf. Sobald es warm wurde hielt er das Handtuch drunter bis es sich vollkommen mit Wass vollgesaugt hatte. Vorsichtig begann er ihre damit Haut abzutupfen und spülte es immer wieder mit warmen Wasser ab. Sie saßen still da, ohne zu reden. Er ließ Melody nur ein einziges Mal kurz alleine um, als sie abgetrocknet und bis auf die Kleidung sauber war, eines seiner T-Shirts und zu holen. Schweigend kam er wieder herein und schloss die Tür. Melody saß noch immer zusammengekauert und an die Wand starren in der Wanne. Kai ging schluckend auf sie zu und deutete fragend auf ihren Pulli. Sie schaute auf und erwiderte nichts, was er als stumme Zustimmung auffasste. Er zog ihr vorsichtig den Pulli über den Kopf und reichte ihr, ohne den Augenkontakt zu brechen sein Shirt. Sie zog es sich steif über und streifte auch ihre Hose ab. Das Shirt war lang genug um nichts drunter zu tragen. Mel räusperte sich und sagte heiser: "Wenn ich jetzt daheim und sicher wäre würde ich mir meine gesamte Körperflüssigkeit ausheulen. Aber mich lähmt die Angst. Sie blockiert meine Trauer. Er ist noch immer hier. Der Mörder." Kai schauderte und antwortete nach einer kurzen Sammelpause: "Wir sollten uns mit den anderen zusammensetzten und besprechen was wir jetzt tun sollen" Melody nickte schwach und rappelte sich mit Kais Hilfe auf. "Danke", flüsterte sie und noch nie hatte sie etwas ehrlicher gemeint. Er schenkte ihr ein grimmiges Lächeln und sie gingen hinunter in der Küche wo sie Francis, die eingerollt an Jacks Brust lag und Matt fanden. "Wir müssen die Polizei rufen", murmelte Francis als alle saßen. "Das war eindeutig Mord." "Das habe ich schon probiert aber die Leitungen sind tot und mein Handy ist weg", gan Matt von sich. Francis nickte und auch Jack sagte: "Ja meines ist auch weg. Ich habe es seit gestern Abend nicht mehr gesehen. Kai und Mel sahen sich an. Sofort rannten sie die Treppe hoch und liefen in ihre Zimmer. Verzweifelt durchsuchte sie den Nachtschrank, ihren Koffer, das Badezimmer. Nichts. Fieberhaft überlegte sie wo sie es zuletzt gesehen hatte. Aber sie war sich hundertprozentig sicher es auf den Nachtisch gelegt zu haben. Niedergeschlagen ging sie wieder runter. Auch Kai hatte sein Telefon nicht gefunden. "Na toll was machen wir jetzt?!", stöhnte Jack. "Wir müssen fahren. Wir lassen alles stehen und liegen, auch... auch Laurie. In jeder Sekunde die wir hier verbringen schweben wir in Gefahr. Wir müssen zum nächsten Polizeipräsidium und zwar schnell", flüsterte Mel und schon wieder begannen ihre Augen zu brennen. "Ich finde Mel hat recht. Wir sollten sofort los", meldete sich auch Kai. Jack nickte und Francis gab ein zustimmendes Wimmern von sich. Sie standen auf und gingen zum Bus. Oder besser gesagt dort wo er eigentlich sein sollte. Es war weg. "Nein, nein, nein! Verdammt wo ist das Drecksteil!", brüllte Jack und boxte gegen die Wand. Mel fühlte nichts mehr. Jedwede Hoffnung verpuffte schlagartig. "Was machen wir jetzt?", fragte Francis verängstigt und klammerte sich an Jack. "Wir können nicht zu fuß gehen. Es ist eine abgeschiedene Straße auf der wir praktisch ausgeliefert sind", stellte Kai fest. "Ich bleibe keine Minute länger in diesem Horrorhaus!", schrie Francis. "Leute beruhigt euch. Der Mörder kommt sicher erst bei Einbruch der Dunkelheit. Vorher wäre es zu riskant, dass Passanten aufkreuzen. Das beste wäre wenn wir uns dann paarweise in den Zimmern verschanzen. Dann ist es für den Mörder schwerer uns zu finden und sobald die anderen was hören können sie flüchten und Hilfe holen", sagte Matt mit neutraler Stimme. Ein kurzes Schweigen folgte. "Ja, das ist wohl das Beste", stimmte Kai dem Plan zu. "Wir holen uns Messer aus der Küche und verschanzen uns dann. Am besten Jack, Francis und Matt und ich und Melody" Er erntete zustimmendes Gemurmel und sie machten sich wieder ins Haus auf.

Silent RhapsodyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt