Kapitel 16

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Neeles Sicht


Als wir zusammen unten auf der Straße ankommen, machen wir gleich vor Samus schönem BMW halt.

Nervös spiele ich mit meinen verschwitzten Fingern und bereite mich mental auf die Autofahrt vor. Ich weiß, ich bin schon mal mit Samu gefahren, aber leicht fällt es mir deswegen trotzdem nicht.

"Alles gut?", erkundigt sich dieser liebevoll. Ich nicke und bringe ein hoffentlich glaubhaftes Lächeln zustande. Zum Glück funktioniert das irgendwie, denn Samu nickt mir zu und steigt in den Wagen, nachdem er meine Tür zugeschubst hat.

Ich atme einmal tief durch und schnalle mich an. Du schaffst das. Es ist genau wie das letzte Mal! Alles ist gut! Ich wiederhole die Worte immer wieder in meinen Gedanken. Sie helfen mir, mich zu beruhigen.

Nervös spiele ich immer noch mit meinen Fingern, bis Samus Hand mich stoppt. "Hey!", sagt er ruhig und verschränkt unsere Finger. Ich lächele ihn dankbar an.

Wir sind schon eine Weile unterwegs, als mir plötzlich etwas einfällt. "Scheiße!", fluche ich und sofort verringert Samu die Geschwindigkeit. Ein Lächeln schleicht sich bei dieser Geste auf mein Gesicht. "Was ist los?" - "Ich habe gar kein Geschenk für Riku!", sage ich schockiert und starre Samu an. Wie konnte ich das nur vergessen!?

"Ach was, er weiß sowieso nicht, dass du kommst. Wir schmuggeln dich einfach rein!", erwidert er total ernst.

"Wie bitte!? Er weiß nicht mal, dass ich komme? Fahr mich sofort wieder zurück, ich kann doch da nicht einfach auftauchen, wenn ich nicht eingeladen bin.", rege ich mich auf und habe Angst, dass Riku sauer wird! Samu drückt meine Hand. "Beruhige dich!" Er lacht plötzlich los. "Das war nur ein Witz." Er bekommt sich gar nicht mehr ein vor Lachen und hält sich den Bauch. Ich bin froh, dass wir gerade an einer roten Ampel stehen.

"Das ist nicht lustig!", sage ich zickig. Ich löse meine Hand aus seiner und verschränke die Arme vor meinem Körper. Meinen Blick wende ich zum Fenster.

"Ach komm schon, Neele!" - "Ich habe trotzdem kein Geschenk!", maule ich.

"Riku sieht das nicht so eng. Außerdem kennt ihr euch ja nicht mal richtig. Er wird sich freuen, dass du überhaupt kommst. Mach dir mal keinen Kopf drum." Wie selbstverständlich greift er wieder nach meiner Hand. Ich bin etwas beruhigt durch das, was Samu gesagt hat. Da ich nicht wie eine anstrengende Furie rüberkommen möchte, belasse ich es dabei. Während ich aus dem Fenster schaue und die Landschaft an mir vorüberzieht, genieße ich schweigend Samu sicheren Griff um meine Hand.

Gute zehn Minuten später erreichen wir schon Rikus Haus. Ich staune nicht schlecht, als Samu direkt vor diesem zum Stehen kommt. Das Haus ist sehr groß, wirkt aber nicht erschlagend. Da der Vorgarten ziemlich verschneit ist kann man nicht allzu viel davon erkennen.

Schnell folge ich Samus großen Schritten, um ins Warme zu kommen. Samu betätigt die Klingel und zieht gerade den Finger zurück, da wird auch schon die Tür aufgerissen.

Leni strahlt uns an und zieht Samu sofort in eine kurze Umarmung.

Nachdem Samu eingetreten ist, folgt meine Begrüßung. Während der Umarmung blicke ich über ihre Schulter und stelle fest, dass die Party schon voll im Gange ist. Inzwischen muss es auch schon kurz nach achtzehn Uhr sein.

"Tut mir leid, aber ich musste ihn einfach zu dir schicken!", murmelt mir Leni ins Haar. Sie hält mich eine Armlänge von sich weg und mustert mich. "Maus, du siehst super aus.", lobt mich eine perfekt gestylte Leni. Das Kleid steht ihr nach wie vor super. Ihre dunkelblauen Augen kommen dadurch super zur Geltung!

"Du siehst umwerfend aus!", erwidere ich ernst.

"Wo sind denn deine Schuhe!?", quengelt sie und sieht mich mit einem strafenden Blick an.

"Du weißt doch, ich steh nicht auf solche Schuhe und-" Ehe ich weiter sprechen kann, werde ich auch schon von Samu unterbrochen. Ich habe gar nicht gemerkt, dass er immer noch im Flur steht.

"Die Schuhe sehen doch gut aus.", sagt er, während er seinen Arm um meine Taille legt und mich nahe an sich heran zieht. Himmel, dieser Duft!

Leni sieht runter auf unsere Füße und kichert. "Ja schon, aber doch nicht zu diesem Kleid!" - "Ach was! Sie sieht doch wunderschön aus!"

Meine Wangen färben sich nach Samus Kompliment rot und ich bin froh, dass er mein Gesicht in diesem Moment nicht sehen kann. Leni bringt diese Aussage nur zum Grinsen. War ja klar!

"Wo ist das Geburtstagskind?", lenke ich von dem unangenehmen Thema ab.

"Bestimmt beim Essen!", lacht Samu, wobei sein ganzer Körper vibriert, was sich ebenso auf meinen auswirkt. Ein angenehmes Kribbeln breitet sich in meinem Magen aus und mir wird mit einem Mal total warm.

Ich höre Leni kichern, ehe sie uns erklärt, dass Riku bei den anderen Gästen auf dem Sofa sitzt und sich beschenken lässt.

Ich löse mich von Samu und schlängele mich durch die Leute, die in dem breiten Flur stehen. Unsicher bleibe ich stehen. Ich weiß ja gar nicht, wo ich hin muss.

Plötzlich spüre ich zwei warme Hände, die sich um meine Taille legen. Ohne mich umzudrehen weiß ich sofort, dass es Samu ist.

Die Mischung aus Zigarette, Parfum und Samu ist einfach einzigartig, auch wenn ich ihn noch nicht allzu lange kenne.

Ohne etwas zu sagen schiebt er mich durch die Menge, direkt zu Riku.

Komischerweise stört mich die Berührung von Samu überhaupt nicht, was ich in diesem Augenblick einfach nur genieße.

Als wir vor seinem besten Freund halt machen, schlingt Samu die Arme um meinen Bauch und legt seinen Kopf auf meinem ab. Sofort liegt die gesamte Aufmerksamkeit der anwesenden Gäste auf uns, was mich ziemlich verunsichert.

Als ich Anstalten mache mich von ihm zu lösen hält er mich nur noch fester umschlungen.

Während Rikus Umarmung lässt er mich netterweise los. Ich bin Riku sehr dankbar für diese Geste.

"Happy Birthday!", flüstere ich ihm ins Ohr. "Danke Neele! Ich freue mich, dass du gekommen bist!" Er lächelt mich ehrlich an und eine Last fällt von meinen Schultern.

Ich wende mich von Riku ab und Samu begrüßt seinen besten Freund und ein paar der Jungs, die um uns herum stehen.

Zwischendurch bekommt er immer wieder ein paar Sprüche zu hören, die auf meine Kosten gehen.

Von "Wo hast du denn die Kleine her?" über "Schon wieder ne' Neue?" bis hin zu "Süße Maus hast du dabei!" ist alles vertreten.

Das angenehme Gefühl in meinem Bauch vergeht und ich wende mich ab. Die Worte von seinen Kumpels lassen mich stutzen. Vielleicht ist er doch so, wie ich es am Anfang gedacht habe? So nach dem Motto 'Jeden Tag eine Neue.'

Wer weiß, ob er sich nicht die ganze Zeit mit anderen Frauen getroffen hat. Ich möchte nicht schon wieder enttäuscht werden.

Ich mache mich gerade auf die Suche nach Leni, da ich nicht alleine sein möchte, als Samu mich am Arm festhält.

"Das sagen die nur so!" Er hat mich zu sich herumgedreht und sieht mir fest in die Augen.

Ich nicke zögerlich. "Ich wollte nur nach Leni suchen." Ganz gelogen ist es ja auch nicht. "Achso okay." Ich kann die Enttäuschung in seiner Stimme deutlich hören.

Ich drehe mich wieder um und laufe los. Samus Hand gleitet meinen Arm herunter, bis er meine Hand noch einmal greift und fest drückt. Meine Finger rutschen aus seiner Hand und ich verschwinde in der Menge. Er weiß, dass ich ihm nicht glaube. Wenn ich ihm wirklich etwas bedeute, dann wird er bestimmt alles dafür tun, um mich vom Gegenteil zu überzeugen.

Oder auch nicht...

What's the Story - My pretty BabyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt