10. Indianerin

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Letdown - Nothing, nowhere.

Der Schnellzug SB-42 hält & die Doppeltüren öffnen sich.

Auf die zwei leeren Sitze zugehend, krame ich meine Kopfhörer aus der Jackentasche & setze mich hin.

Aus dem Augenwinkel sehe ich eine Person vorbeilaufen.
Nur kurz hingucken, sagt mir meine Innere Stimme.
So unbemerkbar wie es geht, lege ich mein Gesicht zwischen die beiden Sitze, die ich belege & gucke nach hinten.

Der Rabe.
Wie immer in einem Pulli.
Diesmal schwarz.
Die Kapuze, welche er wieder anhat, lässt mich nur die untere Hälfte seines Gesichtes sehen.
Weiße Kopfhörer fallen ebenfalls auf.
Zugegeben, er sieht echt nicht schlecht aus.
Aber das kann mir egal sein.
Plötzlich zucken seine Mundwinkel & bilden letztendlich ein Grinsen.
Oh Gott.
Er hat mich bemerkt.
Als ob ich nichts bemerkt & nach etwas anderem Ausschau gehalten hätte, gucke ich kurz aus einem der mir gegenüberliegenden Fenster & drehe mich dann um.
Meine Wangen, wie so oft auch schon, verraten mich jedoch.

Mist, jetzt denkt er bestimmt ich bin so ne komische Tusse die total verknallt in ihn ist.
Erst in die Eier treten, dann um den Bahnsitz diskutieren & jetzt ertappt er mich auch noch wie ich ihn anhimmle.
Naja, das denkt er wohl jetzt, denn anhimmeln tu ich ihn sicher nicht.

So weit kommt's noch.

Wieso denke ich überhaupt drüber nach?

Sehnsüchtig warte ich darauf, dass das weiße Gebäude erscheint & dort ist es!

Um mich nicht zu verheddern, ziehe ich meine Kopfhörer aus & nehme mir meine Tasche.

Einen Monat lebe ich hier bereits & es tut mir wirklich gut, auf eigenen Beinen zu stehen.

Langsam kommt die Bahn zum stehen & bevor ich aussteige, lasse ich den Mann, den ich so gut wie jeden Morgen hier sehe, zuerst raus.

Den Bart hat er sich heute zusammengebunden, die Blümchendecke jedoch wie immer unter seinem Arm.

Er tut mir leid, denn er sieht aus, als ob er schon viel durchmachen musste.

Seine Augen sprechen für sich.

Trotzdem ist er immer freundlich zu mir & den anderen Menschen.

Ich kann mich an das Mal erinnern, an dem er dem kleinen Jungen, der mit seiner Mutter ebenfalls oft hier sitzt, ein Spielzeugauto schenkte, welches einmal ihm gehörte & ihm wohl viel bedeutet haben muss.

Der Junge hörte nicht auf zu weinen, doch nachdem der Obdachlose ihm sein kleines Geschenk überreichte, war er still & spielte herum.

Auch ich stieg aus.

Die Sommerhitze wurde mir erst jetzt richtig bewusst.

Wie ich Wärme hasste.

Die Temperaturen mussten über 39, wenn nicht über 40 Grad sein, denn die Universität sah von hier verschwommen aus.

Wenn ich mich nicht täusche, habe ich noch eine Tube Sonnencreme dabei.

Innerlich flehte ich danach.

Glücklicherweise, ertaste ich etwas zylinderförmiges & es stellt sich heraus, dass es meine sonnenschützende Milch ist.

Mit den Fingerkuppen tupfe ich mir weiße Punkte auf die Haut & stecke die Schutzcreme wieder ein.

Ein bekannter Geruch steigt in meine Nase & wie von Zauberhand drehe ich mich zu dem Verursacher dieses Geruches um.

Was macht der Rabe denn hier?

Na studieren, du dumme Kuh ruft mir meine innere Stimme zu & ich merke selber, dass diese Frage nicht sehr schlau war.

,,Was hast du im Gesicht?" fragt er mich belustigt.

,,Schon mal was von Sonnencreme gehört?" gebe ich, einen Ticken zu scharf, zurück.

Keine Ahnung, wieso ich so zu ihm war aber es macht mich einfach wütend, dass er...

Ehrlich gesagt, weiß ich nicht mal wieso er mich so aufregt.

Im Tunnel... er hätte mir helfen können, stattdessen erschreckte er mich nur noch mehr.

Wer sagt außerdem, dass er nicht sogar einer von diesen Mistkerlen war?

Allein der Gedanke an die Situation, verursacht mir eine Gänsehaut.

,,Du siehst aus wie ne Indianerin" gab er von sich.

,,Wie kommst du darauf?" ich konnte nur lachen.

Anstatt zu antworten, hebt er nur die Schultern & geht in Richtung Eingang.

Scheint, als ob reden auch nicht so seine Stärke wäre.

20 minutes LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt