5. Stechend blaue Augen

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Dean Lewis - Waves (ACOUSTIC)

                        

Diese Straßen sehen hier so anders aus als die in Deutschland.

Restaurants voller Menschen, die lachen & reden.
Es ist warm & die Sonne scheint, Vögel zwitschern & fliegen vom einem Dach zum anderen.
Die Häuser sind mit Blumen in allen möglichen Farben verziert.

Ich hoffe, dass hier alles besser wird.

Da ich mich dafür entschied, bis zum Ende der Sommerferien in
Deutschland zu bleiben um so viel
Freizeit wie möglich mit Luan &
Dalian zu haben, fängt die UNI
schon übermorgen an.

Das bedeutet, es wäre vielleicht gut,
wenn ich mich morgen mal ein
wenig in meiner neuen Stadt
umsehen würde.
Heute ist es bereits zu spät.

Es ist zwar schon lange her, dass
meine Mutter mich zwingt zur
Spanisch-Schule zu gehen, trotzdem
hoffe ich nicht alles vergessen zu
haben.
Naja, mehr als Hallo' sagen & Essen
bestellen muss man meiner
Meinung nach auch nicht so
dringend können.

Obwohl es schon 21 Uhr ist, sind die  
Straßen voll mit Menschen.

Vollmond.
Die Läden haben noch offen & überall
sind Lichter, die dem Mond helfen, die Stadt zu erhellen.

Ehrlich gesagt fasziniert mich der Fakt,  dass Länder & die Menschen in  
ihnen so verschieden sein können,
obwohl wir doch alle auf dem
gleichen Boden stehen & auf dem gleichen Planeten leben.

Ich bin umgeben von Menschen & trotzdem fühl ich mich allein.

Der Weg zur Wohnung ist kurz von hier.

Wenn das Navi Recht hat, sind es nur 6 Minuten zu Fuß.

Als nächstes muss ich durch einen dunklen Tunnel.

Bin ich richtig? Doch, ich muss richtig sein, denn hier kann man nirgendwo anders langlaufen.

Schon von weitem höre ich mehrere Stimmen. Tiefe Stimmen.

Das hat mir jetzt noch gefehlt.

Am besten laufe ich einfach durch.

Umdrehen & einen Umweg nehmen, werde ich ganz sicher nicht, dass steht fest.

Ich habe auch noch meinen Stolz.

Die ersten Schritte sind getan.

Meine Beine fühlen sich an wie Wackelpudding & mein Brustkorb zieht sich zusammen, denn der Tunnel sieht von hier deutlich länger aus als eben & auf einmal ist es leise.

Sie haben aufgehört zu sprechen.

Ruhig Isalie, vielleicht sind sie gegangen oder sie wollen überhaupt nichts von dir.

Sehr wahrscheinlich hat meine Innere Stimme Recht aber ich traue Menschen alles zu.

Nervös laufe ich weiter.

Der Blick auf den Boden gerichtet.

Bis zu dem Moment in dem ich vier große Gestalten, sich von der Wand abstützend & auf mich zugehend sehe, hatte ich noch Hoffnung, unbeschwert hier rauszukommen, doch diese Hoffnung ist in nur Millisekunden in mir erloschen.

Okay, jetzt doch lieber der Umweg.

Schnell wende ich mich um 180 Grad & jogge aus diesem dreckigen, Ausgangslosen Tunnel.

Fast da.

Abrupt packt mich jemand am Arm & bevor ich diesen jemand ansehen kann, trete ich ihm reflexartig zwischen die Beine.

Er bückt & hält sich dabei, schmerzvoll, an seinen Schritt.

War er einer der Männer aus dem Tunnel?
Ich hoffe.
Derzeitig versuche ich zu fliehen, genug für heute.

,,Espera!" (Warte)

Soll ich stehen bleiben?
Was ist, wenn er mich jetzt zurückschlagen will?

So ein Knietritt zwischen die Beine ist nicht ganz Schmerzfrei aber was hatte er auch erwartet?

Mich verfolgten Männer um was weiß ich mit mir zu machen & er packt mich einfach am Arm.
Ist doch normal, dass ich mich erschrecke.

Auf Abstand zu dem Jungen, verharre ich.

Mein Blick diesmal auf ihn gerichtet.

Ich schätze ihn um die 20, er hat schwarzes Haar, welches in allen Richtungen steht, groß ist er auch, zwei Köpfe mehr als ich würde ich sagen.
Stechend blaue Augen, die mich mustern.
Er hat Sommersprossen, nicht viele aber es reicht um sie erkennen zu können.

Mist, ich habe gestarrt.

Doch er auch.

Wenn er nicht bald mal was sagt, wird das hier echt peinlich.

Es wäre besser wenn ich gehe.
Und das tue ich auch.
Ich renne.

                          ***

20 minutes LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt