--1--

7 1 0
                                    

Tyler schlendert durch die Straßen, der Stadt, in der er wohnt. Die Menschen um ihn herum und der Straßenverkehr sind laut. Zu laut, für seinen Geschmack. Um seine Umwelt auszublenden hilft ihm nur Musik. So laut auf seinen Kopfhörern, wie es nur geht. Tyler ist gerne Draußen. Genau genommen ist er gerne überall dort, wo nicht sein Zuhause ist.
Er ist, wie so oft, auf dem Weg in den Wald außerhalb der Stadt. Er könnte auch die Straßenbahn nehmen, dann wäre er schneller beim Wald, aber er ging schon immer gern zu Fuß, außerdem sind dort in der Bahn immer haufenweise Menschen, das mag er nicht. Er ist nicht gern unter fremden Menschen, so schüchtern wie er ist.

Vor ihm sieht Tyler gerade kaum Menschen. Er schließt seine Augen etwas, um sich vollkommen seiner Lieblingsband 'Panic! At The Disco' zu widmen. Er fühlt sich jedoch beobachtet, fast schon verfolgt, weshalb er nach wenigen Schritten seine Augen schon wieder öffnet.
Er war zum Glück gegen keine andere Person gelaufen, während er nichts sehen konnte.
Tyler will sich umdrehen und nachsehen, ob da jemand ist, der ihn verfolgt, traut sich jedoch nicht. Was wenn keiner ihn verfolgt und er sich einfach umdreht und eine fremde Person anschaut? Was würde diese und andere Personen denn dann bloß von ihm denken? Sicherlich nichts gutes, da ist er sich sicher.
Vielleicht hatte ihn auch schon jemand von hinten angesprochen, doch er hörte dies nicht, wegen seiner Lauten Musik, die alle Geräusche um ihn herum übertönt?
Tyler geht weiter.
Plötzlich spürt er ein sanftes Tippen auf seiner Schulter, erschrickt und dreht sich sofort um, wobei er sich versehentlich die Kopfhörer aus den Ohren reißt.

Vor ihm steht ein Junge, etwa in Tylers Alter. Seine Haare sind blau gefärbt und auch er scheint sich bei Tylers Umdrehung erschreckt zu haben. "T-tut mir leid, ich, eh, wollte dich nicht erschrecken!", meint der Fremde schnell.
"Eh, schon okay.", antwortet Tyler nur.
"Ist das Panic!, was du da hörst?", wollte der blauhaarige wissen. Er musste wohl Tylers Musik durch die Kopfhörer gehört und erkannt haben.
Tyler nickt kurz, "Du kennst sie?"
"Und ob!", meint der Junge, "Ist meine Lieblingsband. Ich dachte ich finde hier nie jemanden, der sie auch hört!"
Tyler muss lächeln. "Genau so geht's mir auch!"

"Ich bin Joshua, aber du kannst mich Josh nennen.", lächelte der junge Mann dann.
"Ich heiße Tyler.", erwiederte dieser.
Irgendetwas hat dieser Joshua an sich, das Tyler jegliche Angst und Scheu nimmt, er hat kaum Angst mit ihm zu reden und weiß nicht einmal warum genau das so ist. Was er jedoch weiß, ist, dass er Josh auf jeden Fall besser kennenlernen möchte.
"Hey, hattest du grade etwas vor?", fragt Josh, als hätte er Tylers Gedenken gelesen.
"Nicht wirklich, ich wollte nur etwas in den Wald, hinter der Stadt.", antwortete Tyler.
"Hast du was dagegen, wenn ich mit dir komme?"

Tyler ist sich unsicher. Er nahm noch nie jemanden mit in den Wald. Er war dort eigentlich immer gerne alleine. Er mag die Ruhe dort, nicht einmal Musik hört er, wenn er dort ist. Er lauscht bloß den Geräuschen, des Waldes; die zwitschernden Vögel, der Wind, der durch die Baumkronen fegt und die Blätter rascheln lässt, das Plätschern des kleinen Baches, der dort fließt, die Regentropfen, die auf die Blätter der Bäume donnern und mit einem leisen Geräusch auf stille Gewässer fallen, wenn es regnet. Der Wald ist sein Zufluchtsort. Keine Geräusche aus dem Alltag, keine Mutter, keine Autos oder Motorräder, kein Gerede fremder Leute. Bloß die schönen Geräusche des Waldes. Er hat dort immer Zeit zum nachdenken, manchmal denkt Tyler allerdings auch zu viel nach und versinkt in negativen Gedenken, weint sogar manchmal. Dann ist dort niemand, der für ihn da ist, der ihn hört, der ihm zuhört.
"Tyler?", reißt der blauhaarige ihn aus seinen Gedanken.

Tyler schreckt etwas auf, er hatte wieder alles andere ausgeblendet. Bestimmt hatte Josh ihn schon mehrmals gerufen.
"Klar! Also, nein! Komm ruhig mit.", stotterte er schnell ohne weiter nachzudenken.
"Cool.", lächelt Josh und geht dann an Tyler vorbei, in die Richtung, in die er zuvor gegangen war. Tyler folgt ihm, geht neben ihm her."Lass uns doch die Bahn nehmen.", schlägt Joshua vor, "Das geht schnel-"
"Nein!", unterbricht Tyler ihn schnell, "Ich, ich will nicht mit der Bahn fahren.", meint der braunhaarige.
"Warum denn nicht?", will sein neuer Freund wissen.

Kurze Stille trat ein.
"Da sind immer so viele Leute. Ich bin nicht gern unter vielen Menschen.", erklärt Tyler zögernd.
"Ich verstehe.", meint Josh bloß.
Tyler schaut zu ihm. Hatte er gerade wirklich gesagt, dass er ihn versteht? Tyler war sich immer sicher, dass ihn nie jemand verstehen würde. Ihm wurde schon oft gesagt, dass man ihn verstehen würde, aber jedes mal war er sich sicher, dass man ihn nicht verstanden hatte.
Bei Josh war das anders. Auch, wenn er es fast ohne jegliche Emotionen gesagt hatte, hat Tyler das Gefühl, dass er nicht lügt, dass Josh ihn wirklich versteht. Joshua hat irgendetwas an sich, das Tyler ein Gefühl von Sicherheit gibt, wie kein anderer.

"Mir geht es genauso. Meistens zumindest. Ich habe dann immer das Gefühl, als würde jeder über mich reden. Deswegen spreche ich auch nicht gerne vor vielen Leuten.", erklärt Josh Tyler. Dieser nickt aufmerksam.

--------------------

Josh sitzt stumm auf dem Stuhl. Die Füße unter dem Stuhl verschränkt, die Knie etwas auseinander und die Hände zwischen den Knien. Sein Blick, wie immer eher gesenkt und auf den Tisch gerichtet.
"Gibt es etwas bestimmtes, über das du heute sprechen möchtest?" fragt Dr Carboutli.
"Ja.", antwortet Josh.
Danach schweigt er kurz.
Seine Therapeutin schweigt ebenfalls, sie scheint darauf zu warten, dass Josh etwas sagt und ihr von seinem Anliegen erzählt.
"Ich habe einen Jungen kennengelernt.", sagt dieser dann "Er heißt Tyler."
"Magst du ihn?", fragt Dr Carboutli.
Joshua nickt.
"Wie hat er dich denn angesprochen?", will sie dann wissen.
"Gar nicht.", erklärt Josh, "Ich habe ihn angesprochen."
Dr Carboutlis interessierter Blick wird zu einem überraschten, fast schon ungläubigen Blick, "Du hast ihn angesprochen?", wiederholte sie.
Wieder nickt Josh.
"Aber du traust dich so etwas doch sonst nicht?", meint die Therapeutin verwundert.
Wieder nickt Josh, "Ja, aber bei ihm war es irgendwie anders. Ich habe durch seine Kopfhörer meine Lieblingsband gehört. Das machte ihn irgendwie vertraut."
Dr Carboutli nickt während sie sich auf ihrem Block Notizen macht. Josh würde zu gerne wissen, was sie da aufschreibt.
"Wie hast du dich gefühlt, als du mit ihm gesprochen hast?", fragt Dr Carboutli und schaut von ihrem Block auf.
"Ich weiß nicht, ob ich das wirklich beschreiben kann.", meint Joshua zunächst, "Auch, wenn ich ihn kaum kenne, habe ich mich irgendwie sicher gefühlt. Er hat zum Beispiel gesagt, dass er ungern unter vielen Leuten ist,. Das bin ich auch nicht. Ich habe genau verstanden, was er meinte, in allem, was er mir erzählt hat. Es war fast schon so, als würde er von mir und nicht von sich selbst erzählen. Er hat zwar nicht viel erzählt, er scheint sehr verschlossen und schüchtern zu sein, aber das, was er mir erzählt hat, konnte ich größtenteils nachvollziehen und er hat mir zugehört, wie, neben dir, keine anderer. Und ich hatte das Gefühl, dass er genau weiß, wovon ich rede, dass er genau weiß, wie es ist oder was ich meine."

Joshs Therapeutin schaut ihn an, als würde gleich ihr Unterkiefer abfallen, weil ihr Mund fast schon offen stand vor staunen. Noch nie hatte Josh ihr etwas so genau beschreiben können, selten hatte er so viel gesprochen. Er sprach meistens nur in kurzen Sätzen, die gerade das nötigste enthielten.

You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Feb 18, 2019 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

"Nothing can fix me." {Joshler bromance Fic} [German]Where stories live. Discover now