- 𝐏 𝐑 𝐎 𝐋 𝐎 𝐆 -

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Dunkelheit, wo hin ich auch blicke Dunkelheit. Sie umgab mich wie eine samtweiche Decke, ihre eiskalten Hände erwürgten mich. Ich hustete, versuchte sie wegzustoßen, doch sie klammerte sich an mich, als würde ich sie davor bewahren in die Tiefe abzustürzen. Ich versuchte einzuatmen, doch die Hände drückten mir die Luftröhre auf. Ich versuchte dagegen anzukämpfen, doch es gelang mir nicht. „Louis! Louis!", ich hörte zwar die Stimme konnte diese jedoch nicht zu ordnen, „Louis! Louis!", langsam kam ich wieder zu mir und versuchte langsam meine Augen zu öffnen. Es war immer noch dunkel, ich war mir nicht sicher ob ich ihr entkommen konnte. Tief im Inneren wusste ich, dass man ihr niemals entkommen konnte. Niemals. Die Dunkelheit würde einen immer und immer wieder einholen, immer und immer wieder finden, immer und immer mit sich runterziehen. Verwirrt suchten meinen Augen das von Mondschein erleuchtete Zimmer ab, doch es war als wollten sie nicht funktionieren. Ich schloss und öffnete meine ozeanblauen Augen, schloss und öffnete sie wieder, schloss und öffnete sie erneut. Ich versuchte es noch einmal die Person zu finden die vorher mit mir sprach, oder hatte ich es mir nur wieder einmal eingebildet? Langsam durchsuchten meine Augen das dunkle Internatszimmer, bis sie schlussendlich auf Zayn, meinen besten Freund, der auf meiner Bettkante saß und meine zitternden Hände in seinen hielt und mich besorgt ansah stießen. „Alles gut Tommo?", fragte er besorgt. Ich hasste es, hasste es, wenn er sich um mich sorgte, wenn ich ihn seinen geliebten Schlaf raubte. „Es ist zurück", antwortete ich leise, wissend, dass es sich nichts bringen würde, würde ich ihn anlügen. Wortlos kam er näher, legte sich langsam neben mich und nahm mich in den Arm. Ich legte meinen Kopf auf seine Brust. Tränen liefen wortlos über meine Wangen, ich schluchzte leise in sein Shirt. Ich fühlte mich schwach, so verdammt schwach. „Du weißt, dass du nicht schwach bist Tommo, nicht wahr? Wir lassen diese scheiß Stimme nicht gewinnen, ich werde auch niemals zu lassen, dass sie dich erwürgt, verschleppt oder weiß der Teufel was noch alles. Komm her, komm versuch etwas zu schlafen. Ich mag zwar Schlaf lieben, aber ich hab dich mehr lieb okay?", ich wusste Tief im Inneren er meinte es ernst, wusste er war besorgt um mich, wusste er sorgte mich und wusste, dass ich keine Last für ihn war. Doch die Stimme in meinen Kopf drehte die Worte, machte mir weis, dass das Gegenteil der Fall war. „Und ich weiß, dass die Stimme in deinen Kopf jetzt das genaue Gegenteil sagt, aber Tommo ich lüge dich nicht an", flüsterte Zayn sanft während er mir durchs Haar fuhr, als könnte er Gedanken lesen. Seine Nähe beruhigte mich, seine Wärme verdrängte die Kälte und so schliefen wir schlussendlich wieder ein. Der Traum verschwand nicht, die Dunkelheit war noch da, die kalten Hände an meiner Gurgel waren noch da und versuchten mich zu erwürgen, ich war mir immer noch nicht zu hundert Prozent sicher, dass es ein Traum war, doch ich spürte Zayns Herz in regelmäßigen gegen meine Handfläche schlagen, also wusste ich, ich war in Sicherheit. Ich kannte Zayn seit dem Kindergarten und neben meinen Eltern war er der einzige, der von meiner Krankheit wusste. Er akzeptierte mich, unterstützte mich und war immer für mich da. Er kannte meine beiden Seiten, wusste was zu tun war wenn die Dunkelheit zurückkehrte und was wenn das Licht. Ich mochte die wärme mehr, das Licht, wenn alles in hellen, warmen Farben war. Nicht so wie jetzt wo alles schwarz und weiß war, alles verschwommen, dunkel, kalt. Es fühlte sich an als hätten wir nur für ein paar Sekunden geschlafen, als uns mein Wecker aus dem Schlaf riss. „Bist du dir sicher, dass du den heutigen Tag schaffst?", fragte mich Zayn leise, mit seiner samtweichen Stimme. Wortlos nickte ich. Es fühlte sich an als wäre mein Körper nur eine leere Hülle, als würde ich noch immer im Bett liegen. Als hätte ich keine Kontrolle, als hätte die Dunkelheit diese übernommen. Zayn beobachtete mich wortlos, jedoch mit Sorge in seinen braunen Augen, als ich mir eine zerrissene Hose aus meinen Schrank nahm, einen schwarzen Hoodie aus der untersten Schublade zog, meine Doc Martens und ein Paar Socken in die Hände nahm und mich wieder zurück zu meinen Bett begab. „Es ist wirklich alles gut", versuchte ich ihm weis zu machen, „ich habe solche Tage schon öfters durchgemacht, wir haben es bis jetzt immer geschafft", sagte ich, eher um mich selbst zu überzeugen als ihn. Es kam mir vor als würde die Zeit wie in Zeitlupe vergehen als ich mir meine Socken anziehe, langsam aufstand, mich umdrehte um meine Hose vom Bett zu holen und sie mir anzog. Ich setzte mich wieder, als ich plötzlich einen Schwindelanfall bekam, überspielte dies jedoch in dem ich mir meinen Hoodie überstülpte. Schlussendlich zog ich mir meine Doc Martens an, stand auf und holte meine Schultasche, die fertig gepackt, auf meinen Schreibtisch stand. Ich blickte aus dem kleinen, runden Fenster gegenüber der Tür, die Sonne strahlte, es hatte sicher gute 20°C draußen, doch mir war kalt. So kalt. Ich zitterte immer noch am ganzen Körper. „Bereit?", fragte Zayn leise und blickte nervös auf die schwarze Armbanduhr, die er von seinen Eltern zum 16. Geburtstag bekommen hatte. Wir gewohnten uns an das Frühstück auszulassen, da uns dies wenigstens eine Stunde von den durchbohrenden, verurteilenden Blicken, von den erniedrigenden Bemerkungen, von der unsichtbaren Hand die mich zu Boden drückt.  Ich nickte erneut, fand die Kraft nicht Worte auszusprechen. Alles war schwarz und weiß, die Menschen, die Bücher, die Welt. Das Essen schmeckte nach nichts. Ich verstand zwar die Wörter, die die Lehrer sagten, doch sie machten alle keinen Sinn. Ich sah die einzelnen Buchstaben in meinen Büchern doch sie lösten sich von den Seiten und ordneten sich in unverständlichen, neuen Konstellationen an. Ich wollte aufpassen, doch es ergab alles keinen Sinn. Ich spürte ihre Blicke auf mir, spürte wie sie sich in meinen Rücken bohrten. Mein Blick war wie immer auf den Boden gerichtet als ich mit Zayn auf den Weg zu dem Musikraum unserer Schule ging, wo wir üblicherweise unsere Freizeit verbrachten. Meine Schritte fühlten sich schwer an, als wären Betonblöcke an meine Beine gebunden, doch ich wusste ich konnte diesen grauenhaften Gefühlen entfliehen, wenn ich Musik mache. Musik gab mir in der Dunkelheit einen kleinen, sanften, silbrigen Lichtschein, wie der Mond, der jede Nacht durch unser Fenster leuchtet. Sobald wir den Musikraum erreicht hatten setzte ich mich an das Klavier und meine Finger glitten über die Tasten. Ich war so versunken in der Musik, ich realisierte nicht mal welchen Song ich spielte, bis ich Zayns Stimme leise „Fix you" von Coldpay hörte. Sobald der erste Ton erklang begannen die Farben zurückzukehren, die Kälte begann langsam nachzulassen, die Worte die gesungen wurden waren kein sinnloses Durcheinander mehr, nein es machte auf einmal alle Sinn. Und die törichte Hoffnung, alles könne wieder in Ordnung werden machte sich in mir breit...

Moonshine and Sunlight [Larry AU]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt