- 𝐼 -

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Die Sonne kitzelte meine Wangen als ich meine smaragdgrünen Augen langsam öffnete. Meine Augen wanderten einmal durch unser sonnendurchflutetes Zimmer, sie blieben letztendlich bei meinem Mitbewohner Liam hängen. Liam schnarchte noch leise vor sich hin, ein unverständliches Gemurmel verließ seinen Mund. Ich nahm meinem Polster und schleuderte ihn quer durch unser Zimmer, direkt in sein Gesicht. Er nahm diesen jedoch nur unter den Arm und fing an ihn zu knuddeln. Darauf hin stand ich auf und ging in zwei großen Schritten rüber zu seinem Bett, positionierte meine Finger auf seinen Augenliedern und öffnete seine Augen somit gewaltsam. „Hazza was zur Hölle machst du da?", Liam sah mich verwirrt mit seinen dunkelbraunen Augen an. „Ich wecke dich, oder willst du Frühstück heute weglassen?". Bei dem Wort Frühstück war Liam sofort hellwach, er mochte zwar Schlaf lieben, doch Essen war ein komplett anderes Level. Es war sogar schon fast schlimmer als bei Niall, und Niall war permanent am Essen. Ich ging zu meinem überfüllten Kleiderschrank, musterte jede Abteilung kritisch, bis ich mich schließlich für ein auffälliges, geblümtes Hemd mit einer hellblauen Ripped-Jeans und meinen hellgrauen Doc Martens mit Schlangenlederoptik entschloss. Ich ging zurück zu meinem Bett ließ mich dort hinfallen und begann mich summend umzuziehen. „Komm schon Hazza, wir haben nicht ewig Zeit", drängte mich nun Liam, der fix und fertig vor der Tür stand und mich leicht nervös musterte. Lachend schüttelte ich meinen Kopf, während ich mir meine Schuhe zu band. Ich knöpfte mein Hemd zu, ließ jedoch die letzten vier Knöpfe oben, was einen Teil meiner Schwalben entblößte, welche ich mir zu meinen 16. Geburtstag stechen ließ. Passend zu meinem Outfit schnappte ich mir meine braune, Vintage Ledertasche. „Gut bin fertig, gehen wir", schmunzelte ich. Liam ließ es sich nicht zwei Mal sagen und stürmte schon direkt aus der Tür. Mit einer unverschämten Menge Essen und meinen üblichen Joghurt mit ein paar Bananen und Müsli begaben wir uns zu unseren Stammplatz gegenüber unseres besten Freunds Niall und seinen Freund Shawn. Niall war der einzige offene Schwule an unserer Schule, ich persönlich habe mich noch nicht geoutet, genauso wie Liam. Shawn war bisexuell. Liam war auch bisexuell, ich persönlich war pansexuell. Ich blickte verträumt aus dem Fenster, als ich ihn das erste Mal sah. Schwarzer Hoodie, schwarze Jeans, schwarze Doc Martens. Sein Blick war auf den Boden gerichtet, neben ihn ging ein schwarzhaariger Junge, der auf ihn einredete. „Wer ist das?", fragte ich an Liam gewannt, der gerade dabei war Niall und Shawn aufzuziehen. Liam blickte auf, sein Blick fiel sofort auf den schwarzhaarigen Jungen, seine Augen begannen zu leuchten als er, ohne den Blick von den Schwarzhaarigen abzuwenden „Das ist Zayn Malik, also der Schwarzhaarige, und sein Freund Louis Tomlinson. Auch bekannt als die Außenseiter dieser Schule. Ich meine man kann es keinen verübeln, dieser Louis ist schon sehr speziell, redet mit keinen, sieht keinen an, lässt keinen an sich ran, außer Zayn, spricht nie, trägt immer schwarz. Und Zayn, ja Zayn ist eben sein bester Freund, wenn du mich fragst ist das eher so ein Mitleidsding. Auf jeden Fall wurden, beziehungsweise werden, sie gehänselt und schwänzen deshalb immer das Frühstück und meistens auch das Abendessen", mein Blick blieb an Louis hängen. Als er um die Ecke verschwand wendete ich meinen Blick wieder Niall und Shawn zu, die mir Händchen haltend gegenübersaßen. Shawn sah Niall an als wäre er seine Welt, während sich Niall sein Essen in sich stopfte als wäre er knapp vor dem Verhungern. Doch in meinen Gedanken war ich noch bei Louis. Louis Tomlinson, wie konntest du mir nur all die Jahre entgehen. Wahrscheinlich war ich zu beschäftigt mitzulachen, wahrscheinlich warst du einfach unsichtbar für mich. Schwarz, dunkel, mysteriös.  Wie von selbst trugen meine Füße mich zu unserer ersten Stunde, Englisch bei Mrs O'Sullivan, die bis auf Niall kaum einer wegen ihres starken irischen Akzents verstand. Mit einem Stapel Bücher betrat sie kurz nachdem wir uns auf unsere Stammplatze in dem letzten Reihen fielen ließen das Klassenzimmer. Gelangweilt ließ ich meinen Blick durch das Klassenzimmer wandern, während sie uns von der neuen Klassenlektüre schweifen ließ. Und dort war er wieder, in der ersten Reihe am Fenster, direkt neben diesem Zayn, aus dem Fenster starrend. Louis Tomlinson. Schon faszinierend wie einem eine Person sofort auffällt, wenn man bis vor kurzen nicht mal wusste, dass er existierte. „Mr Styles? Können Sie die Frage beantworten?", fragte Mrs O'Sullivan leicht genervt. „Oscar Wilde", antwortete ich gelangweilt. Es mochte zwar wirken als hätte ich nicht aufgepasst, habe ich auch ehrlich gesagt nicht, doch ich besaß schon immer das Talent jemanden zuzuhören und mich gleichzeitig trotzdem mit etwas anderen zu beschäftigen. Außerdem war Literatur, besonders Britische und Irische, schon meine geheime Liebe. Ich liebte es auch selbst zu schreiben. Geschichten, Gedichte, Songs, egal was, Hauptsache ich konnte dieser „perfekten" Welt mal für einige Minuten, vielleicht sogar Stunden entfliehen. Mrs O'Sullivan teilte uns die Klassenlektüre aus. Es war „Das Bildnis von Dorian Gray" von Oscar Wilde, eines meiner Lieblingswerke, von einem meiner Lieblingsautoren des Viktorianischen Zeitalters. Wir fingen noch in der Stunde an das Buch zu lesen, ich passte jedoch erneut nicht auf und beobachtete stattdessen Louis.  Die Stunde verging wie in Zeitlupe, als die Klingel die Stunde beendete sprang ich schon beinahe von meiner Schule, packte meine sieben Sachen und stürmte raus um jede Sekunde der Wärme, der Sonnenstrahlen auf meiner Haut zu spüren. Draußen angekommen drehte ich mich ein paarmal um die eigene Achse bis Liam meinen Namen rief und wir uns auf den Weg zu Spanisch machten. Auch diese Stunde verbrachte ich damit Louis Tomlinson von der letzten Reihe aus zu beobachten. Er hatte etwas an sich, etwas an seiner Ausstrahlung, etwas an ihn faszinierte mich, zog mich in seinen Bann. „Mr Styles, qué significa „Es tut mir leid Mrs Donagan ich werde Ihnen von jetzt an meine ungeteilte Aufmerksamkeit geben" en Español?", Mrs Donagans grauen Augen durchbohrten meine. „Lo siento, señora Donagan, desde ahora en adelante le prestaré toda mi atención", in perfekten Spanisch. "Muy bien, Mr Styles!", lächelte sie mich an. Doch ich war schon wieder in Gedanken versunken, hörte ihr schon wieder nicht zu, denn nichts schien so spannend, so interessant zu sein wie der mysteriöse Junge, der sich in seinen schwarzen Hoodie gekuschelt hatte und verloren aus dem Fenster starrte. Der restliche Schultag verging im selben Muster. Beim Essen versank ich abermals in meinen Gedanken. „Erde an Harry", schrie Liam mir ins Gesicht. Verwirrt blickte ich auf, seine dunkelbraunen Augen starrten direkt in die meinigen. „Sorry war in Gedanken, was willst du?", fragte ich ihn. „Kannst du dann bitte mit mir zum Musikraum gehen? Ich muss für meine Musikprüfung noch üben?", er blickte mich mit seinen Welpenblick an, wissend dass ich diesen nicht wiederstehen konnte. „Klar, kann ich machen", antwortete ich. Also machten wir uns nach dem Essen auf den Weg zum Musikraum, ließen jedoch unsere zwei Turteltauben allein zurück, da sie noch „lernen" wollten. Als wir uns näherten hörten wir jemanden Klavier spielen, sofort spürte ich wie sich Gänsehaut auf meinen ganzen Körper ausbreitete. Wir gingen noch näher, beide zu fasziniert um stehen zu bleiben, als wir dann noch den Gesang bemerkten. Eine engelsgleiche Stimme, begleitet von den besten Pianisten den ich je gehört habe. „Weißt du wer das ist?", fragte ich Liam neugierig. „Nein, aber es gibt eine Möglichkeit dies herauszufinden", antwortete er mir zwinkernd.

Moonshine and Sunlight [Larry AU]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt