Meine Finger glitten über die Tasten, ich versank in eine Art Trance. Die Dunkelheit, sie war noch da, ich spürte die Kälte meinen Rücken hochkriechen, doch solange meine Finger die Tasten berührten konnte ich sie ignorieren. Solange die Musik durch meine Adern pumpte gab es etwas anderes, solange ich Zayns Stimme leise im Hintergrund singen hörte gab es etwas Wärme, etwas Licht und ja, vielleicht sogar etwas Hoffnung. Es war mir durchaus bewusst, dass diese „Hoffnung" trügerisch war, falsch, hoffnungslos. Denn so funktionierte mein Leben nun mal nicht, doch all dies ließ mich die Musik vergessen. Ich konnte die Augen schließen, ohne dem Gefühl erwürgt zu werden. Die Dunkelheit war da, doch es war als würde sie der Musik lauschen, als würde es ihr gefallen, als wollte sie mich für diesen Moment, und nur diesen Moment, leben lassen. Es war ein gefährliches Spiel, doch ich genoss jede Sekunde davon. In Momenten wie diesen fühlte ich mich normal, wie einer von ihnen, auch wenn ich es nicht war. Und ich wusste, dass es Zayn genauso ging. Denn auch er hatte seine Schlachten zu kämpfen, auch er war nicht so wie er zu scheinen mochte. Doch die Musik war unser Zufluchtsort, wo wir einfach wir sein konnten, ohne die anderen, ohne dem Gelächter, ohne dem Getuschel, ohne anderen Menschen. Es dauerte einige Momente bis ich Zayns plötzliches Verstummen bemerkte. Langsam öffnete ich meine Augen, welche sofort zu ihn wandernden, doch sein Blick war auf die Tür gerichtet. Seine Haltung war anders. Er strahlte Panik aus, Angst, er fühlte sich nicht wohl. Als ich seinen Blick folgte, fühlte ich die Kälte zurückkehren. Ich spürte wie sie sich in mir ausbreitete, ich spürte die Dunkelheit zurückkehren, spürte ihre Hände an meinem Hals. Spürte wie sie ihn liebkoste, hörte ein entferntes Husten. Ich brauchte eine Sekunde oder zwei, um zu wissen, es war meiner. Mein Körper fühlte sich wieder leer an, als würde ich die Situation von außen beobachten. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten meine Augen das, was Zayn erschaudern ließ. In dem Türrahmen standen zwei Personen, ich konnte sie nicht genauer erkennen, konnte die Schatten nicht zu ordnen. Ich versuchte aufzustehen, es gelang mir und wie automatisch trugen mich meine Füße zu Zayn. Ich berührte ihn, seine angsterfüllten Augen schauten mich geschockt an. „Alles gut, komm wir gehen", flüsterte ich ihn monoton zu. Die Kälte war von meinem Körper in meine Stimme gewandert, um ihn zu zeigen, dass alles gut wird streichelte ich ihn beruhigend über den Rücken. Langsam stand er auf, stolperte Richtung Türe. Er wirkte wie ein erschrockenes Reh, mein Blick verfolgte ihn. Wie in Zeitlupe folgte ich ihn, wir wollten raus, weg von den Schatten, weg von ihren Blicken. Doch sie ließen uns nicht, bewegten sich keinen Zentimeter von der Stelle. Ich spürte, dass es Zayn immer schlechter und schlechter geht. Die Anwesenheit Fremder, die Anwesenheit anderer Menschen, die er nicht gut kannte, die Anwesenheiten anderer Menschen außer mir, machte ihn Angst. Er mag zwar anders wirken, doch auch er hatte seine Probleme. Ich stellte mich neben ihn, legte einen Arm um ihn, hoffte die Kälte würde nicht auf ihn übergehen. Ich versuchte ihn zu beruhigen, versuchte alles, um ihn zu signalisieren, dass alles gut werden würde. Mein Blick war auf den Boden gerichtet, ich röchelte wieder. Neben der Dunkelheit und der Kälte machte sich nun auch noch das Gefühl eingeschlossen zu sein in mir breit. Zayn blickte auf, starrte kurz an ihnen vorbei. Einer der beiden musste die Angst in seinen Augen erkannt haben, denn er zog den anderen von der Türe weg, ließ uns raus, ließ uns fliehen. Sobald der Platz reichte, um hinauszuschlüpfen stolperte Zayn los, fiel vor lauter Eile fast über seine eigenen Beine und rannte hinaus. Ich folgte ihn langsam, nicht im Stande die Türe zu schließen, und ließ die Beiden Schatten einfach hinter mir. „Ich habs dir gesagt, komplett komisch die beiden", meinte einer der beiden. Ich versuchte die Dunkelheit zu verdrängen, meine ozeanblauen Augen durchsuchten meine Umgebung. Er kam nicht weit, er war gestürzt. Leise schluchzend lag er am Boden, meine Füße wurden schneller, trugen mich zu ihm. Ich ließ mich vor ihm auf den Boden fallen, nahm in den Arm. „Sh sh, alles wird gut. Sh, sh, wir schaffen das", flüsterte ich ihm immer und immer wieder zu. Sein Schluchzen wurde leiser, er blickte mich mit Tränen in den Augen an. Der Schock und die Angst war noch nicht ganz verschwunden, doch sie wurde weniger, immer weniger. „Wirklich?", schluchzte er, Angst und Schock machten Hoffnung Platz. Und ich wusste, dass Hoffnung nur eine weitere Lüge, eine gemeine, trügerische Lüge, doch ich wusste er brauchte diese, so wie ich seinen Herzschlag gegen meine Handinnenfläche spüren musste, um einschlafen zu können, wenn die Dunkelheit zurückkehrte. Ich behielt das Kommentar des einen für mich, Zayn musste nicht wissen, was sie über uns dachten. Nicht mehr als wir es schon zu spüren bekamen. Ich streckte ihm meine zitternde Hand hin, er nahm diese und ich half ihn auf. Ich umarmte ihn noch einmal kurz, bevor ich ihm den Dreck von der Kleidung putzte. Langsam führte ich ihn auf unser Zimmer zurück, während ich beruhigend auf in einredete. Wir schleppten uns die Treppen hoch, beide in Gedanken versunken. „Wusstest du wer das war?", fragte ich ihn vorsichtig als wir uns auf seinem Bett niederließen und er gerade dabei war seinen Laptop einzuschalten. „Liam Payne und Harry Styles", antwortete er leise. Tränen begannen wieder ihren gewohnten Weg über seine Wangen, ein leises Schluchzen verließ seine Lippen. „Liam war einer von ihnen, einer von denen die unser Leben zu Hölle gemacht hat. Irgendwann hat der aufgehört. Weißt du noch als ich mal Mitten in der Nacht angefangen habe zu heulen?", fragte er leise. Ich nickte nur wortlos, während ich mir die besagte Nacht vor Augen führte. Es war die Nacht in der sich geoutet hatte. Eine der wenigen Nächte wo wir unsere inneren Schlachten für einen Moment beiseitegelegt hatten, eine Nacht in der wir normal waren. „Ich mochte ihn seit dem ersten Tag, an dem ich ihn sah, den ersten Tag an den er uns mit diesen erniedrigen Blick ansah, seit den ersten Tag an den er uns ausgelacht hatte. Ich-", ein Schluchzen unterbrach sein Gestotter, „I- I- Ich", seine Wangen wurden rot als er um Worte rang. „Ich glaube ich habe mich in ihn verliebt", er sprach so schnell, dass ich die Worte kaum verstand. Ich nahm in den Arm. „Es wird alles okay", ich merkte wie meine Stimme langsam auftaute. Die Kälte würde nicht verschwinden, doch ich musste sie zurückkämpfen. Musste für Zayn da sein, so wie er es immer für mich war. Ich ging auf ihn zu, umarmte ihn. Er schluchzte in meinen Hoodie, so wie ich es letzte Nacht tat. Ich fuhr ihn langsam über den Rücken. So verweilten wir einige Zeit, bis seine Schluchzer erneut anfingen leiser und leiser zu werden und schlussendlich verschwanden. Um uns abzulenken schauten wir gemeinsam unsere Lieblingsserie Friends, bis unsere Magen knurrten und wir uns schlussendlich auf den Weg zum Abendessen machten, beide mit gesenkten Blick, unsicher was uns im Essenssaal erwarten würde.
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Moonshine and Sunlight [Larry AU]
FanficBipolare Persönlichkeitsstörung Nomen, feminin Biopolare sind schwere chronisch verlaufende psychische Störungen, die sich durch manische und depressive Stimmungsschwankungen kennzeichnet. Die Manie zeigt sich durch ein übersteigertes Hochgefühl, di...