- 𝐼 𝐼 𝐼 -

48 8 3
                                    

Liam ging selbstbewusst auf den Musikraum zu, ich versuchte ihn aufzuhalten, nicht wissend wer sich da drinnen verbarg. „Liam du kannst da nicht einfach rein", versuchte ich ihn klar zu machen. „Versuch mich aufzuhalten Styles", war seine Antwort. Ich folgte ihm schweigend, gefährdet im Meer meiner Gedanken zu ertrinken. Liam hielt vor der Tür kurz inne, um den Gesang zu lauschen, drehte sich jedoch dann wissend zu mir um, zwinkerte mir zu und riss die Tür auf. Er wich wohl aus Schreck einen Schritt zurück, als ich mich von hinten näherte, um zu sehen was sich im Musikraum verbarg. Mein Blick fiel sofort auf das Klavier. Schwarz. Mysteriös. Sein Kopf bewegte sich sanft zum Takt der Musik, er war in einer Art Trance. Er bemerkte uns nicht, er war zu tief in seiner Musik versunken. Mein Blick wanderte weiter im Raum über die Gitarren an der Rückseite des Raums über die erste Reihe, bis mein Blick an einer Art Schatten hängen blieb. Der schwarzhaarige Junge von heute Morgen blickte uns aus angsterfüllten Augen an, versuchte krampfhaft nicht die Nerven zu verlieren, doch es gelang ihm kaum. Man sah ihm den Kampf an, den er innerlich spürte. Doch anstatt zurück zu kehren, wie ich es eigentlich sollte, näherte sich mein Körper dem Jungen am Klavier. Es war als wären er der negative und ich der positive Pol eines Magneten, wir zogen uns an. Liam streckte seinen Arm aus, um mich daran zu hindern zu ihm zu gelangen. Wir starrten in den Raum, Liam konnte seinen Blick nicht von Zayn lösen und ich den meinen nicht von Louis. Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte Louis schlagartig auf klavierzuspielen. Sein Blick wanderte sofort zu Zayn, welcher stark mit seinen Tränen kämpfte. Ein Husten, als würde der Braunhaarige nach Luft ringen, entfloh seinen Mund. Erschrocken weichte ich einen Schritt zurück, Liam verweilte wo er war, bewegte sich keinen Millimeter, genauso wie sein Arm. Louis stolperte mit unsicherem Schritt auf Zayn zu, blickte auf und starrte uns mit einem kalten, nahezu emotionslosen Blick an, und fing dann an auf Zayn einzureden, ihm sanft über den Rücken zu streichen. Liams Lippen entfloh ein leises Fauchen. Nach einer Minute oder zwei, erfüllt von der erdrückenden Stille stand Zayn auf, stolperte auf uns zu. Seine Augen waren tränenerfüllt, sein Blick voller Furcht, panischer, grauenvoller Angst. Er blickte auf, starrte auf Liam, doch sein Blick fiel sofort zurück auf den Boden. Louis verweilte wo er war, bewegte sich keinen Zentimeter, doch sein Blick wich nie, auch nur für eine Sekunde, von Zayn ab. Wir starrten sie an, wir mussten wie bösartige Monster auf sie wirken, beide unfähig uns zu bewegen. Ein weiteres Röcheln entfuhr Louis als er sich uns näherte. Zayns Zustand verschlechterte sich die Panik breitete sich in ihm aus. Langsam löste ich mich aus meiner Starre und zog Liam mit mir auf die Seite, damit er gehen konnte. Sobald der Spalt groß genug war lief Zayn mit unsicherem Schritt aus der Tür, rannte und rannte, ohne sich ein weiteres Mal umzudrehen. Wie in Zeitlupe folgte sein Freund ihm aus der Türe, auch er würdigte uns keinen Blick mehr. „Ich habs dir gesagt, komplett komisch die beiden", meinte Liam zu mir, darauf achtend, dass Louis es hören konnte. Ich nahm es kommentarlos hin, ich konnte einfach nicht die Kraft aufbringen mich mit ihm jetzt zu streiten. Wir gingen in den Raum, ich schnappte mir eine Gitarre und machte es mir bequem. Ich versuchte zu spielen, doch ich war nicht ganz bei der Sache. Wie in einer Trance spielte ich einen Song nach dem nächsten, ich nahm nichts außer ein stumpfes Brummen war.  „Warum magst du Louis eigentlich nicht?", fragte ich nach einer Weile, da mir diese Frage nicht mehr aus dem Kopf ging. „Nicht mögen? Der verdient das doch nicht anderes", murmelte er in sich hinein. Ich wusste schon immer, dass man sich mit Liam nicht anlegen sollte, doch grundlos? „Liam, ich kenn dich jetzt schon wie lange? Lange genug, um dich inn- und auswendig zu kennen, also was hat er dir getan? Du machst sowas nicht grundlos. Und du kennst mich lange genug um zu wissen, dass ich dich solange nerven werde bis du es mir sagst", meine smaragdgrünen Augen durchbohrten eindrignlich seine dunkelbraunen. „Was interesssiert es dich eigentlich, du hast genau so mitgemacht? Du hast dich früher einen scheiß Dreck um die gekümmert", fuhr er mich wie aus dem Nichts an. „Weil ich sie früher nicht gesehen habe, weil mich nichts interessiert hat, nichts außer mein Geld, meine Partys, eine eigene Scheiße. Du weißt was passiert ist, weißt warum ich mich geändert habe. Ich habe ihn das erste Mal wahrgenommen, das erste Mal gesehen und seit dem verlässt er meine Gedanken nicht mehr und du weißt wie sehr mich Fragen löchern können, zu dem Punkt wo ich meinen Verstand verliere. Du weißt wie ich mich verändert habe, du weißt was passiert ist", meine Stimme brach mitten im Satz an, wurde zu einem leisen Schluchzen. Ich sprach nicht gerne über den Vorfall, es fiel mir schwer, normalerweise schrieb ich nur darüber. „Okay, okay, alles gut Hazza. Ich wollte das niemanden erzählen, ich wollte es doch selbst nicht wahrhaben. Du weißt, ich bin nicht gut darin mit meinen Gefühlen umzugehen, ich bevorzuge es sie zu ignorieren, bis es absolut nicht mehr anders geht. Doch mit ihm ist es anders. Nein, nein nicht Louis, um Gottes Willen nein", sagte er als er meinen betrübten Blick sah, „Zayn. Seit ich ihn das erste Mal sah fühlte ich etwas. Ein Kribbeln, eine unbeschreibliche Wärme in mir aufsteigen. Ich- ich wusste damals noch nicht, dass ich bi bin. Ich- ich dachte ich wäre normal", sein Blick wanderte beschämt zu Boden, „Ich gab ihm die Schuld. Dachte, wenn ich sie fertig mache, würden die Gefühle verschwinden. Dachte ich würde normal werden. Doch sie wurden intensiver, jeden verdammten Tag. Doch er würdigte mich nie eines Blickes, fing an Mahlzeiten zu schwänzen, er verbrachte seine ganze Zeit nur mit diesem Niemand. Diesem geisteskranken Nichts. Wo er doch zu mir gehören sollte, mir, mir und niemanden sonst", seine Wangen röteten sich, „ich will doch nur, dass er zu mir gehört. So wie Shawn und Niall", eine einzelne Träne rann seine Wange hinab und tropfte auf seine dunkelblaue Jeans. Ich mochte es zwar nicht unterstützen wie er über Louis sprach, wusste aber genau so gut, dass ich kein Recht hatte ihn zu verurteilen, da ich sie selbst nicht sonderlich respektvoll behandelte. Wortlos stand ich auf und ging zu ihm, nahm in den Arm, ließ ihn in mein Hemd schluchzen. Das Knurren unserer Mägen riss uns aus unseren Gedanken. Wir sahen uns noch einmal in die Augen, nickten uns kurz aufmunternd zu und gingen langsam zur Kantine. Wir standen gerade für unser Essen, als sie den Raum betraten. Zayn mit verwuscheltem Haar, Louis seinen emotionslosen Blick auf den Boden gerichtet. „Wir sollten uns entschuldigen", murmelte ich. Liam nickte kurz. Als wir unser Essen hatten, scannten ich den Raum, bis ich ihn sah, im hintersten Eck, ins Leere starrend. Zielgerichtet ging ich auf ihn zu, Liam folgte mir langsam, und stellte mein Tablet vor ihn hin. Sein Blick wanderte langsam zu uns, er blickte mir in die Augen. Sein kalter, leerer Blick ließ mich erfrieren, von einer Sekunde auf die nächste wurde mir eiskalt. Er sagte nichts, Zayn strahlte nichts außer purer Panik aus. „Wir wollten uns entschuldigen", sagte ich sanft. „Für was genau?", erwiderte Louis monoton. „Für vorhin, für den Vorfall im Musiksaal", sagte Liam, sein Blick war auf Zayn gerichtet. „Es tut mir leid, dass ich dich all die Jahre so fertig gemacht habe, es war nicht deine Schuld, sondern meine", flüsterte Liam, den Blick nicht von Zayn weichend. Zayn war nicht im Stande zu antworten, er starrte zu Boden, sichtlich ringend nicht los zu weinen. „Eine Entschuldigung wird für all die Jahre nicht reichen und jetzt tut uns einen Gefallen und lasst uns einfach einmal, ein verdammtes Mal in Ruhe", Louis' Stimme war ruhig, kalt, ohne jegliche Emotionen. Wir standen auf, ließen sie in Frieden. Ich war nicht mehr hungrig, ohne ein Wort zu sagen verließ ich die Kantine, rannte schon fast in mein Zimmer, kramte nach meinen schwarzen Ledernotizbuch und begann zu schreiben. Ich schrieb und schrieb bis jemand leise an unserer Türe klopfte.

Moonshine and Sunlight [Larry AU]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt