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Mittlerweile war es schon kurz nach halb vier, wir hatten alles besorgt, was wir brauchten, und saßen jetzt in unserer Lieblingseisdiele und aßen Eis.

"Weißt du, ich hab keine Ahnung mehr, was gestern noch alles passiert ist, ab einem gewissen Zeitpunkt ist alles weg", sagte Tylor und schob sich einen großen Löffel von meinem Eis in den Mund.

"Hey, das war mein Eis, du Idiot, du hast selber." Ich zog beleidigt einen Schmollmund.

"Ich muss dir ja ein bisschen helfen, ich mein, schau mich an, ich brauch Essen und du..." Er sah mich an.

Empört klappte meine Kinnlade runter. "Bitte was?" Und schon landete meine Faust an seinem Arm und ich wusste, dass ich nicht gerade wie ein Mädchen schlug. Ernst gemeint war das alles ja nicht, weshalb ich mir ein Lachen verkneifen musste, was bei dem Gesichtsausdruck von meinem Gegenüber schwer wurde.

"Aua. Das kostet dich noch einen Löffel." Und der nächste Löffel mit Eis verschwand in seinem Mund.

Das war mein Eis, das ließ ich mir nicht bieten. "Du kriegst sogar noch einen, weil ich so nett bin und du wirklich etwas zunehmen könntest", sagte ich mit zuckersüßer Stimme und hielt ihm einen weiteren Löffel hin. Und wie ich wusste, fiel Tylor wie jedes Mal auf den Trick rein. Er wollte gerade den Löffel in den Mund nehmen, da schmierte ich ihm das Eis an die Nase.

"Oh, ups, sorry, bin wohl ausgerutscht." Ich setzte eine spielerische entsetzte Mine auf.

Empört sah er mich an, das Eis an seiner Nase klebend. "Das kriegst du zurück" Tylor grinste mich böse an. Oh, oh, dieser Blick bedeutete nichts Gutes.

Plötzlich klingelte jedoch sein Handy und seine zuvor noch so fröhliches Gesicht verfinsterte sich, als er auf das Display sah. Ich hatte nicht sehen können, wer es war.

"Ja?", nahm er den Anruf an. Während die andere Person etwas sagte, wischte er sich mit einer Serviette das Eis aus dem Gesicht. "Okay... Ja... Ich bin gleich da." Tylors Stimme klang kühl und abwertend. So kannte ich ihn gar nicht. So... kalt. Und ich kannte ihn schon ewig. Das hatte nichts Gutes zu bedeuten, weshalb mir unwohl wurde.
Als er auflegte sah ich ihn verwirrt an. "Wer war das?", fragte ich, während ich ihm zu sah, wie er seine Jacke anzog und aufstand. Gezahlt hatten wir schon.

"Niemand." Seine Stimme klang monoton und er sah mich nicht an. Jedes Mal, wenn er das tat, hatte er mit sich zu kämpfen, das wusste ich mittlerweile. Mit was genau wusste ich jedoch nicht.

"Ist alles okay bei dir?", fragte ich besorgt.

"Ja, mir geht's gut." Er wirkte aufgebracht. Was war bitte los mit ihm, ich hatte ihm nichts getan und bis vor ein paar Sekunden war er auch noch normal gewesen.

Tylors Gesichtszüge veränderten sich von angespannt, verärgert zu besorgten oder fast schon traurigen Zügen, wahrscheinlich weil er meinen gekränkten Blick gesehen hatte. Er sah kurz zu Boden. "Ich... Es tut nur leid, du kannst nichts dafür..." Er stockte kurz und sah mich dann an. "Es ist kompliziert und ich will nicht, dass du da mit rein gezogen wirst okay?"

Ich nickte. Irgendwie wirkte er ziemlich fertig und ich wollte ihm helfen, aber wusste weder wie noch bei was.

"Soll ich dich noch nach Hause fahren?", bot er an.

"Nein, ich komm klar, Alex meinte, dass er in der Stadt ist", gab ich als Antwort.

"Okay. Ruf an, wenn was ist oder ich dich nach Hause bringen soll okay?!" Ty umarmte mich kurz und lächelte, als ich nickte, dann verabschiedete er sich noch schnell und ging.

So wie er eben reagiert hatte, kannte ich ihn gar nicht und so gefiel er mir auch nicht, aber ich musste mich wahrscheinlich damit abfinden, dass ich ihn doch nicht so gut kannte, wie ich dachte. Tylor war schon immer wie ein Bruder für mich, was wahrscheinlich auch daran lag, dass wir zusammen aufgewachsen waren. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er sich in letzter Zeit etwas anders verhielt.
Ich aß mein Eis auf und schrieb dann Alex, wo wir uns treffen wollten. Zum Glück hatte er mir davor noch geschrieben, dass er ebenfalls in der Stadt war.

Just a kissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt