Kapitel 31

757 70 7
                                    

Die Sonne warf bereits lange Strahlen auf das CHIO Gelände, als ich den Sattelschrank an Dancis Box öffnete um dort den Putzkasten und den Sattel für meine Stute herauszunehmen. Dann trat ich in die geräumige Box und streichelte Danci sanft über die Nase, die sie mir neugierig entgegenstreckte. "Na meine Süße! Dann lass uns mal die Deutsche Bank Arena unsicher machen!" Danci schnaubte zufrieden und kaute genüsslich auf dem Apfel herum, den ich ihr als Begrüßung gegeben hatte. Zügig putzte ich also über ihr kupferfarbenes Fell, sattelte sie mit meiner neuen türkisen Schabracke, die ich an ihr so schön fand und legte ihr schließlich die Kandare an. Dann führte ich sie nach draußen und stieg von meiner Putzkiste aus auf um dann im gemächlichen Schritt an den restlichen Stallungen vorbeizureiten und schließlich am Abreiteplatz der Dressurreiter anzuhalten, um die Fliegendecke von Dancis Kruppe zu entfernen, die ich zuvor sicherhaltshalber über den Sattel geworfen hatte.

Als ich dann schließlich entspannt antrabte, blendete ich die anderen Reiter aus, die ebenfalls die späte Stunde nutzten, um ihre Pferde zu bewegen und konzentrierte mich lediglich auf das gleichmäßige Schwingen meiner Stute. Danci selbst war aufmerksam, aber nicht aufgeregt, was ich als sehr gutes Zeichen sah, da sie normalerweise schon geschwitzt auf dem Abreiteplatz ankam. Doch als ich einige Runden auf dem Platz gedreht hatte, wagte ich es schließlich, durch den Bogen der Deutschen Bank Arena zu reiten und Danci die Möglichkeit zu geben, sich an die eindrucksvolle Kulisse zu gewöhnen. Ich selbst hatte das CHIO schon oft im Fernsehen gesehen und kannte die typischen blauen Bänke, von denen aus die Zuschauer die besten Reiter Deutschlands bestaunen würden. Doch selbst in dieses Stadion einzureiten, war ein komplett anderes Gefühl. Ich konnte beinahe den Duft des Sieges riechen, der hier in den nächsten Tagen das Stadion erfüllen würde. Und auch Danci zeigte sich beeindruckt und hob ihren edlen Kopf interessiert zu den Tribünen hinauf. "Brav meine Schöne!" ich strich ihr beruhigend über das helle Fell und trabte sie an. Mit weitausgreifenden Tritten federte sie über den hellen Sand und wirkte mit ihrem gebogenen Hals wie ein Hengst. Als ich sie schließlich angaloppierte spannten sich unter mir alle Muskeln an und sie sprang mit einem riesigen Galoppsprung an. "Easy Liebling!" versuchte ich sie zu beruhigen, doch sie prustete nur und galoppierte unbeirrt weiter. Als ich sie auf eine Diagonale anwendete, drehte sie ihre Ohren nach hinten und spannte sich auch schon an, um die fliegenden Wechsel vorzubereiten. Als ich es ihr gewährte, sprang sie diese flüssig und ohne mit der Wimper zu zucken. Mit einem großen grinsen auf meinem Gesicht parierte ich sie glücklich durch und wuschelte ihr liebevoll durch die rote Mähne.

"Wow! Ihr seht wirklich super aus!" Alison hatte ihre Stute Dakari unbemekrt neben Danci gelenkt und bedeutete mit erhobenem daumen, wie sehr ihr meine Trainingseinheit gefallen hatte. "Sie hat sich aber wieder von der Show erholt! Die zieht ja wieder richtig! Da kann sich Olympio ja warm anziehen!" grinste sie und ich klopfte meiner Stute zustimmend den Hals. "Ja, jetzt wollen wir mal hoffen, wie sie sich dieses Wochenende anstellen wird!" gab ich vorsichtig zu bedenken und dachte an die morgige Intermediare II, die Georgie für Danci und mich genannt hatte. Nachmittags würde ich dann noch mit Olympio im Nationenpreis der Jungen Reiter an den Start gehen. "Ach das wird schon! Aber lass uns lieber zu den Stallungen zurückreiten, um 10  schließen die Stallungen!" Alison warf mir noch einen aufmunternden Blick zu, bevor sie vor mir aus dem menschenleeren Stadion raus ritt. Bereits morgen würden hier viele pferdeverückte Menschen auf den Rängen sitzen und mit fachmännischen Blicken zu den Reitern- und zu mir- hinunterblicken. Ein aufgeregter Schauer durchfuhr mich.


QueenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt