Kapitel 53

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~Valerie~

„Und hier haben wir das vorläufige Ergebnis für Valerie Winterhagen und Fischers Olympio. Der Richter bei E vergab 73.382 %, bei H 74.853 %, bei C 76.176 %, M vergab 73.824 %, und der Richter bei B 75.882 %. Kommen wir zu einem Gesamtwert von 74.824 %. Das ist die derzeitige Führung, direkt vor ihrer Teamkollegin Lucia Linder auf Danciano mit 74,676 %." Der Rest ging in frenetischem Jubel der deutschen Zuschauer unter und ich blickte nur fassungslos auf die Anzeigetafel. „Val! Du bist so unglaublich!!!" Charly hüpfte wie ein verrückt gewordenes Huhn um mich herum und auch Georgie und Margarete grinsten erleichtert. „Wer hätte das gedacht, dass ihr doch noch so eine Runde aufs Parkett zaubern werdet?" lachte meine Trainerin und zwinkerte mir verschwörerisch zu. „Tja, da werden wir wahrscheinlich mehrere Medaillen mit nach Hause nehmen müssen!" grinste London verschmitzt und seine türkisfarbenen Augen leuchteten in so einem intensiven Blau, dass ich mich einfach zu ihm hinunterbeugen musste, um ihn zu küssen. Eigentlich sollte es nur ein kleiner Schmatzer werden, doch sobald meine Lippen auf seine trafen, war es um mich geschehen. Es war, als hätte man ein ganzes Fass an Benzin ausgekippt und nun brannte ich lichterloh.

„Ja holla meine Lieben, ich glaube, ihr solltet erst das Pferd aufräumen, bevor ihr euch ein Zimmer sucht!" gluckste Charly und riss mich wenige Augenblicke später von meinem Freund los. Ich grinste nur selig und klopfte Olympio den fuchsfarbenen Hals. „Er wird es schon überleben! Aber du hast recht, lass uns zu den Stallungen gehen!" stimmte ich ihr zu und trieb mein Pferd zu Michi, der ebenfalls wie ein Honigkuchenpferd strahlte und die Führkette routiniert bei meinem Hengst einhakte. „Ich bin ja so stolz auf euch!" murmelte er und strahlte mit mir um die Wette. Immer mehr Schaulustige sammelten sich derweil um mich und ich gab Michi einen leisen Wink, den er sofort verstand und sich in Bewegung setzte. „Lasst uns bitte mal durch!" grummelte er und bahnte sich seinen Weg durch die Menge, Olympio und ich waren ihm dicht auf den Fersen, direkt dahinter London und Charly. Immer noch fassungslos, wie gut mein Hengst mich durch diese Prüfung getragen hatte, lehnte ich mich nach vorne und umarmte seinen mächtigen Hals, der durch das heiße Wetter komplett nass geschwitzt war. „Mein guter Bursche!" flüsterte ich ihm zu und knickte liebevoll eines seiner langen Ohren, was er mit einem Kopfschütteln quittierte.

Danach schnaubte er und stieß seinem Pfleger fragend in den Rücken, als wolle er nachhaken, ob Michi auch wirklich genug Möhren für ihn bereitgelegt hatte. „Ja mein Großer, du bekomsch' scho'genug, brausch dir keine Sorgen zu machen!" lachte dieser und drehte sich zu meinem Pferd um, um ihm ebenfalls liebevoll über den Hals zu fahren, bevor er vor unserem Stallzelt anhielt. „So Prinzesschen, jetzt musst du aber von deinem Prachtpferd auch absteigen!" befahl London scherzend, der sich wieder neben Olympio gestellt hatte und hielt mir die Hand hin, in Erwartung, dass ich sie nutzen würde, um abzusteigen. Ich grinste nur und zog beide Handschuhe aus, um sie ihm mit einem hinterhältigen Lächeln auf die Handfläche zu legen und dann mit einem eleganten Sprung vom Pferd zu hüpfen. „Vielen Dank für den Aufräumservice!" grinste ich und deutete auf das Paar weißer Handschuhe, dass mein völlig perplexer Freund nun in den Händen hielt. Charly und Michi verkniffen sich ein Lachen und während Charly Olympio absattelte, führte Michi meinen Hengst zu der Wasserstelle, die gleichzeitig auch als Abspritzplatz diente. Ich selbst übernahm mein Pferd und drückte ihm einen liebevollen Kuss auf die breite Nase, als Michi begann ihn mit kühlem Wasser aus dem Wasserhahn abzuspritzen.

Als mein Pferd schließlich 10 Minuten später rundum zufrieden und glücklich in seiner Box stand und an seinem Heu mümmelte, atmete ich schließlich entspannt aus und wollte mich gerade in einen der beiden Campingstühle fläzen, als Charly von ihrer Erkundungstour zu den Toiletten zurückkam und mich energisch davon abhielt. „Halt, halt, halt meine Liebe. Du bist immer noch in Führung, die letzten zehn Starter schauen wir uns noch an! Außerdem startet Alison gleich und der wollen wir doch auch die Daumen drücken, nicht wahr?" scheuchte sie mich und hakte sich gleichzeitig bei mir unter, sodass jeglicher Gedanke zur Flucht sofort im Keim erstickt wurde. Ich blickte hilfesuchend zu Michi, doch der grinste bloß verschlagen und sagte: „Keine Sorge Val, ich kümmer mich schon gut um Olympio! Geh' du ruhig!" 

Und so kam es, dass ich wenige Minuten später nägelkauend am Rande der Dressurarena stand und die einzelnen Ritte verfolgte. Nun waren die Schlussreiter der jeweiligen Nationen am Start und die hatten es wirklich in sich. Ein hochrangiger Name reihte sich an den nächsten und die Paare wirkten, als wären sie schon ewig auf diesem Niveau unterwegs. Doch inzwischen hatte es nur eine geschafft, meine Wertnote haarscharf zu überbieten, allerdings glaubte ich fest daran, dass es nun für mich mit einer Platzierung eng werden würde. „Und nun meine Damen und Herren begrüßen wir in der Bahn die Schlussreiterin für Deutschland. Alison Binder auf Dakari. For Germany." Tönte die blecherne Stimme des Ansagers aus den Boxen und ich richtete meine Augen auf den Eingang, in dem eine langgewachsene Fuchsstute darauf wartete, eingelassen zu werden. Unwillkürlich hielt ich den Atem an. 

Ich wusste genau, wie Alison sich in diesem Moment fühlte. „Sie schafft das!" raunte meine beste Freundin mir zu und drückte aber sicherheitshalber trotzdem alle Daumen für unsere Freundin. Doch das schien sie gar nicht zu brauchen, denn als sie schließlich das Viereck betrat, war jeder von ihr und der Fuchsstute wie verzaubert. Die eigenwillige Dakari schien ausnahmsweise einmal komplett auf der Seite ihrer Reiterin zu stehen und trabte mit einem Gleichmaß und einer Eleganz durch das Viereck, sodass es eine wahre Freude war, den beiden zuzusehen. Auch wenn ihnen in den Galoppwechseln ein kleiner Fehler unterlief, so war der Applaus nach der Schlussaufstellung der beiden unsäglich laut und Charly und ich sprangen gleichzeitig wie aufgeregte Hühner von unserem Platz hoch und jubelten Alison zu, die sich scherzend mit Kusshänden bei uns bedankte. „Das war richtig gut!" lachte ich und blickte hinüber auf die Anzeigetafel. „77, 924%. Damit setzt sie sich aber deutlich an die Spitze!" quietschte Charly, als sie, wie ich das Ergebnis las. „WOW!" sagte ich, wurde aber sofort wieder ernst, als ich sah, wer dort nun am Eingang stand und auf ihre Startzeit wartete. Genevieve Frommez. Würde sie mich oder gar Alison schlagen können?

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So meine Lieben, 

irgendwie läuft heute nicht alles so, wie ich mir das so vorgestellt hatte, aber nun gut. Für meine Nachteulen hier das letzte Kapitel der Lesenacht, morgen kommt höchstwahrscheinlich das letzte der versprochenen vier Kapitel online :)
Ich hoffe, euch hat die Lesenacht gefallen und ihr dürft mir sehr gerne eure Meinung in die Kommentare schreiben :)

Aber jetzt flugs in die Heija meine Lieben, morgen ist ein neuer Tag 

Eure Honey Summer



QueenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt