‚Familie bedeutet für den Rest deines Lebens nie wieder allein zu sein.'
...
Es scheint, als würde die Zeit still stehen. Als würde jeder Sekundenzeiger einer Uhr stehen geblieben sein.
Es scheint, als würde jeder Mensch in sich gehen, um seinen nächsten Schritt zu planen.
Es scheint, als müsste die Welt erst einmal realisieren, was gerade passiert.
Ich renne so schnell wie mich meine Beine tragen können und höre nicht auf, obwohl ich schon längst nicht mehr kann. Es hat sich ein langer Stau gebildet, weswegen ich schneller zu Fuß bin. In meinem Kopf spielen sich alle möglichen Szenarien ab, was meiner Familie zugestoßen sein könnte und ich rechne mit dem Schlimmsten.
Wo sind sie? Wenn ich zu Hause ankomme, werden sie dann dort sein?
Ich will nicht wahrhaben, dass soeben Bomben einen Teil meiner Stadt komplett zerstört haben. Ich will keinen weiteren Blick in das Chaos, was sich gerade in Hamburg wenige Kilometer von hier abspielt, riskieren.
Als ich aus meiner Trance wieder aufwache, erlaube ich meinen Augen zu sehen. Ich schaue in den Himmel und kann feststellen, dass sich Helikopter über mir befinden und viele weitere Jets.
Ich erlaube meinen Ohren zu hören. Ich höre überall Sirenen und abgedämpfte Schreie, die immer lauter werden, je näher ich meiner Stadt komme.
Ich erlaube meiner Nase zu riechen. Der Geruch von Verbranntem steigt mir in die Nase und ich versuche zu verdrängen, welche Ausnahmesituationen sich hier gerade abspielen.
Ich will zu meiner Familie.
Als ich an meiner Lieblingsbäckerei vorbeikomme sehe ich die alte Dame, die dort arbeitet. Sie war schon immer komisch und jetzt sitzt sie vor ihrem Laden auf einem Stuhl, als wäre es der sonnigste und schönste Tag des Jahres.
„Hallo was machen Sie denn da? Schauen Sie lieber, dass sie so schnell wie möglich zu Ihrer Familie kommen!", schreie ich ihr zu.
„Ich habe schon längst keine Familie mehr. Ich will nicht mehr davonlaufen, die Welt bricht zusammen Liebes. Da kannst du so schnell rennen wie du willst."
Sie lächelt leicht und runzelt die Stirn.
Ihre Worte treffen mich und ich verharre kurz in meiner Bewegung, aber sie bringen mich nach kurzer Zeit nur dazu, noch schneller zu rennen.
Überall sehe ich Polizisten, je mehr ich mich unserem Teil der Stadt nähere.
„Ey! Hey! Bleiben Sie stehen!", ruft mir jemand hinterher. Ich bleibe jedoch nicht stehen, sondern ignoriere die Stimme und sprinte doppelt so schnell weiter.
Als mich derjenige am Handgelenk packt, werde ich ruckartig zurück gezogen und bin somit gezwungen stehen zu bleiben.
Außer Atmen brülle ich ihn an: „Was glauben Sie wer Sie sind? Ich muss da lang, nicht mal zehn Minuten von hier lebt meine Familie!"
„Tut mir Leid, aber dort ist abgesperrt. Wir evakuieren und Sie können dort nicht lang, das wäre Lebensmüde", erwidert er mit einer Gelassenheit, die mich in den Wahnsinn treibt.
„Natürlich kann ich das, ich muss zu meiner Familie!", kreische ich und versuche seinem festen Griff zu entkommen.
„Nein, niemandem ist es erlaubt sich dem Anschlag zu nähern. Es sind bereits genug Opfer, die wir verkraften müssen", sagt er mit fester Stimme und Panik bricht in mir aus.
„Wenn Sie sagen Anschlag, wie viele sind davon betroffen?", frage ich und bin mir nicht sicher, ob ich die Antwort überhaupt wissen will.
„Wir wissen es nicht genau, aber wir vermuten alle im Umkreis von zwanzig Kilometern sind in Gefahr", flüstert er und Tränen steigen ihm in die Augen, während er sich verzweifelt durch seine blonden Haare fährt.
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Hope
Teen FictionEr sagte immer: „Und alles was am Ende übrig bleibt ist der Glaube, die Hoffnung und die Liebe. Das Größte von allen ist die Liebe. Verlierst du den Glauben und die Hoffnung in die Liebe, dann verlierst du alles." Sie könnten unterschiedlicher nich...