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Das war diesmal keine Zehnwortechallenge, da mir die Liebe anni_jojo ungefähr die Hintergründe  vorgegeben hat.

Kalter Wind strich mir meine schwarzen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Es nieselte. Die Tropfen flossen über mein Gesicht und versteckten dadurch meine Tränen.
Man hatte mir eine warme Decke um die Schultern gelegt und eine Frau kniete neben mir. Sie redete beruhigend auf mich ein, doch ich blendete sie, sowie die schrillen Sirenen der Rettungswagen und der Polizei, aus. Mein Blick war starr auf die Person wenige Meter von mir entfernt gerichtet. Regungslos lag sie da, auch als man sie auf eine Trage legte und ein Mann verzweifelt versuchte sie wieder ins Leben zu holen.
Das traurige Kopfschütteln des Mannes ließ mich auf schluchzen. Ich stieß die Frau von mir weg, rannte zu ihr, dem einzigen Menschen den ich je geliebt hatte.
Ich schüttelte sie, riss an ihr und versuchte sie aufzuwecken, ich wollte nur ein Lebenszeichen von ihr, ein Lächeln oder ein Zwinkern, irgendetwas. Es durfte nicht vorbei sein, ich konnte sie nicht verloren haben. Ich drückte mich an sie, weinte und schrie, doch nichts von dem würde sie wieder zurück bringen.
Ich wurde von einem Polizisten weggezogen. Ich trat nach ihm und versuchte mich loszureißen, doch nichts half. Sein eisener Griff hielt mich zurück und ich konnte nur zusehen wie der Mann sie mit einem Tuch zudeckte und davon brachte.
Zum wiederholten Male wurde mir eine Decke umgelegt, die ich jedoch sofort wieder ab schüttelte. Ich hatte es nicht verdient. Nichts. Ich hatte sie nicht verdient, noch diese Decke. Ich war Abschaum, hässlich und dumm.
Meine nackten Beine zitterten und ich spürte schon fast nichts mehr in meinen Fingern, doch es geschah mir Recht.
Alles spielte sich in meinem Kopf von vorne ab.
Der Tag an dem ich sie zum ersten Mal gesehen hatte. Ihr Lachen und das glückliche Strahlen, als sie mir zugewunken hatte. Doch auch der traurige und betroffene Ausdruck in ihrem Gesicht, als sie die unzähligen Narben auf meinen Armen und Beinen gesehen hatte. Die wunderschönen Treffen im Park und die Filmeabenden bei ihr Zuhause. Ihre kläglichen Versuche mich zum essen zu bringen und der Schmerz als sie wegen mir weinte.
Ich hatte Zweifel gehabt, hab mich gefragt ob ich sie überhaupt lieben könne, oder ob es abnormal sei. All die Blicke die auf uns Lagen als wir Hand in Hand durch die Schule gingen und die Trauer als man mich dafür verprügelt hatte. Ich bin falsch, ekelhaft und habe sie nicht verdient.
Sie hatten alle recht.
Ohne mich wäre sie niemals hier gewesen. Sie wäre nich zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Sie wäre jetzt bei ihrer Mutter und ihrer geliebten Schwester. Sie hätte das alles nicht durchmachen müssen...

Sie wäre nie von diesen Typen angefasst worden, hätte sie mir nicht versucht zu helfen. Hätte sie mich doch nur nie kennengelernt, dann wäre sie jetzt noch am Leben.

"Entschuldigen Sie", ein weiterer Polizist kam auf mich zu.
"Können sie mir beschreiben wie die Männer aussahen, die sie attackierten und ihre Freundin ermordeten?"
Ich hustete und eine weitere Flut aus Tränen tropften über meine Wangen auf den Londoner Boden.
Der Blick des Mannes glitt über meinen halb nackten Körper und stoppte dann an meinem BH der nur noch zerfetzt an mir hing. Nachdem er sich geräuspert hatte zog er sich seine Jacke aus und reichte sie mir.
Ekel überkam mich. Ekel vor mir selbst.
Ich war fett, hässlich und nicht wert zu leben. Ich trat auf den Polizisten zu und umarmte ihn. Ein letzter tiefer Atemzug und ich riss ihm entschlossen die Pistole aus dem Gürtel und hielt sie mir an die Schläfe.
Es war wie in Slow-motion. Der entsetzte Blick des Polizisten und der Wind, der an mir riss.
Bald wäre ich bei ihr. Bei dem einzigen Menschen den ich je geliebt hatte.
Für immer.

Von Katfasie

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